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© Albertina Wien / Sammlung Batliner

WienTourismus nutzt OnlyFans als alternative Plattform, um weltberühmte Kunstwerke zu zeigen, die u.a. auf Facebook und Instagram als Pornografie eingestuft und gelöscht wurden (Bild: Amedeo ­Modigliani, Junge Frau im Hemd).

Redaktion 03.06.2022

Pikante Wien-Werbung sorgt für Award-Regen

„Vienna Strips on OnlyFans” generierte Tausende Medienberichte und sammelt nun Preise ein.

••• Von Alexander Haide

WIEN. Immer wieder geriet die Internet-Plattform OnlyFans in den vergangenen Monaten ins Gerede – vor allem, weil sich dort Pornosternchen tummeln und sich Promis gegen gutes Geld (fast) hüllenlos präsentieren. Deshalb war der Wirbel groß, als WienTourismus gerade ebendort im vergangenen ­Oktober eine pikante Kampagne lancierte. Das Motto: Wien lässt auf OnlyFans die Hüllen fallen.

Porno, Promo, Kunst

Was auf den ersten Blick anstößig wirkt, ist eine gut durchdachte Promo-Aktion im Internet – und es geht um große Kunst. Allerdings dürfen diese Kunstwerke, die über die Jahrzehnte und Jahrhunderte zu Ikonen der Bildenden Kunst wurden, auf Sozialen Netzwerken nicht gezeigt werden. Deshalb werden Bilder von Egon Schiele, Peter Paul Rubens, aber auch die „Venus von Willendorf” oder Werke von Valie Export auf Facebook, Instagram & Co. zensuriert.

Wer den WienTourismus-Kanal abonnierte, konnte nicht nur Kunstwerke aus allen Epochen bewundern, sondern bekam eine Eintrittskarte für jene Museen, die an der Aktion teilnahmen: für das Leopold Museum, das Kunsthistorische Museum Wien, die Albertina und das Naturhistorische Museum Wien. Oder man erhielt eine Vienna City Card.

„Was darf gezeigt werden?”

Abseits der Werbewirksamkeit verbarg sich dahinter die Frage nach der Freiheit der Kunst. „Mit unserer Aktion stellten wir die Frage, ob ein Algorithmus bestimmen kann, was wir als anstößig empfinden und welche Kunst auf Social Media gezeigt werden darf”, meint WienTourismus-Direktor Norbert Kettner. „Die weltweite Berichterstattung rückte Wien in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und hilft uns dabei, Wien als lebendige Kulturmetropole zu positionieren, die durch die Coronakrise nichts an Attraktivität verloren hat.”

Was von den Social Media als zu pornografisch oder als „Erwachsenenunterhaltung” eingestuft wurde, bescherte WienTourismus einen Riesenerfolg. Schon zehn Tage nach dem Start der Kampagne sorgte die clevere Werbeidee für Schlagzeilen rund um den Globus: CNN, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die „Late Night Show” von Stephen Colbert und der französischen Le Figaro stürzten sich auf die Story.
Sechs Monate nach dem Start von „Vienna Strips” darf sich WienTourismus über einen durchschlagenden Erfolg freuen – mittlerweile verzeichnete man weltweit mehr als 2.800 Medienberichte.

Preisregen für Wien-Strip

Seit dem Beginn der Award-Saison für die Werbebranche regnet es jedenfalls Preise: Der Creativ Club Austria bedachte die provokante Aktion der Agentur Jung von Matt Donau mit sieben Auszeichnungen.

Wenige Tage später gesellten sich drei Auszeichnungen des Art Directors Club Deutschland hinzu, und auch in den USA wurde die Kampagne gewürdigt. „The One Show”-Awards, die den begehrten „Gold Pencil” für kreative Leistungen in den Bereichen Werbung, Design und Digital-Marketing vergibt, zeichnete „Vienna Strips on OnlyFans” in zwei Kategorien mit fünf der begehrten Trophäen aus.

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