WIEN. Die Blockchain wird als Zukunftstechnologie in vielen Branchen zu einem nachhaltigen Wandel führen. Um die Potenziale der Blockchain für die österreichische Logistikbranche zu nützen, haben die Transportunternehmen DB Schenker, Lkw Walter und GS1 Austria, der EDI-Dienstleister Editel Austria, die Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL), die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY sowie die WU Wien ein Pilotprojekt gestartet: Mit der gemeinsam gegründeten „Blockchain Initiative Logistik” (BIL) soll die erste Branchenlösung für Transport und Logistik auf der Blockchain entwickelt werden. Die Pilotphase läuft bis Dezember 2019.
75 Millionen Prozesse pro Jahr
Der erste konkrete Anwendungsfall ist die Digitalisierung von Dokumenten wie Frachtbriefen (CMR). Dadurch können jährlich rund 75 Mio. Prozesse österreichischer Logistiker automatisiert werden. Zudem können bis zu zwölf Mio. Blätter Papier eingespart werden: Frachtdokumente sind meist papierbasiert und deren Handhabung und Übergabe erfolgt daher oft unkontrolliert.
„Die Blockchain birgt für alle Branchen, speziell jene mit vielen standardisierten Prozessen wie Transport und Logistik, enormes Potenzial, wenn man die Technologie richtig einsetzt”, erklärt Michael Schramm, Leiter des EY Blockchain Kompetenzzentrums im deutschsprachigen Raum. „In diesem Pilotprojekt wollen wir Verfügbarkeit, Zugriff und Weiterverarbeitung der Frachtdokumente zu jedem Zeitpunkt transparent und sicher für alle Prozessteilnehmer aufsetzen.” Bei der Umsetzung des Projekts wird auch der neue internationale Standard für den elektronischen Frachtbrief „e-CMR”, der noch nicht in allen Ländern ratifiziert ist, berücksichtigt. Nach zwei erfolgreichen Projekten gemeinsam mit der Stadt Wien für die Implementierung von Blockchain in der öffentlichen Verwaltung startet das Blockchain-Kompetenzzentrum von EY mit Sitz in Wien das nächste Pilotprojekt.
Eine neutrale Plattform
„Wir wollen gemeinsam mit den Partnern der Blockchain Initiative Logistik nichts weniger erreichen als eine Revolution der Branche”, benennt Schramm die hochgesteckten Ziele. „Es geht um eine neutrale Plattform auf Basis der Blockchain-Technologie, wo die Frachtdokumente für alle Beteiligten nachvollziehbar einzusehen sind. Aufgrund des breiten Know-hows, das in der Initiative gebündelt ist und durch neue Partner laufend angereichert wird, sind wir sehr optimistisch, diese Vision auch Realität werden zu lassen.” (pj)