••• Von Helga Krémer
WIEN. Internetkriminalität und Cyberattacken haben in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Die Bedrohung für Unternehmen in Österreichs Industrie und den mit ihr verbundenen Sektoren ist real und richtet jährlich Schäden in Millionenhöhe an.
Dabei richten sich Attacken vor allem gegen Betriebe, deren Produkte und Dienstleistungen zu den innovativsten und qualitativ höchstwertigsten zählen. Umso wichtiger sei es, den Industrie- und Wirtschaftsstandort stärker zu schützen sowie Unternehmen zu unterstützen.
Vor diesem Hintergrund luden die Industriellenvereinigung und das BM für Inneres zu einem Austausch zum Thema „Cybersecurity” ins Haus der Industrie.
Unsicherer Alltag
„Das Thema der Cybersicherheit ist kein Zukunftsthema mehr, sondern eine zentrale Herausforderung im unternehmerischen Alltag. Cyberangriffe sind im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent angestiegen, die Attacken werden professioneller, und etwa jedes zweite Unternehmen war bereits mit Internetkriminalität konfrontiert. Die Bedrohung ist real und richtet jährlich Schäden in Millionenhöhe an. Cybersecurity wird damit zum relevanten Wettbewerbsfaktor”, erläutert Peter Koren, IV-Vize-Generalsekretär und Leiter des Bereichs Klima, Infrastruktur, Transport, Ressourcen, Energie in der IV.
Um die Resilienz der heimischen Betriebe in diesem Bereich zu stärken, brauche es zum einen gut ausgebildete und verfügbare Fachkräfte und zum anderen eine verstärkte kooperative Zusammenarbeit aller beteiligten Stakeholder. Österreich müsse proaktiv sein, Bewusstsein stärken, Vorreiter sein, das bereits vorhandene Potenzial schützen und die sich neu ergebenden Möglichkeiten aktiv für sich nutzen, fordert Koren.
IT-Security wächst
Dazu passt eine aktuelle Blitzumfrage der Wiener Wirtschaftskammer Fachgruppe UBIT unter den IT-Dienstleistern. Diese erwarten im Bereich IT-Security in den kommenden drei Jahren die größten Zuwachsraten (+34%), danach folgen Cloud Services (+22%) und Software-Implementierung/Wartung (+15%).
Für Rüdiger Linhart, IT-Berufsgruppensprecher UBIT Wien, klingt die Tendenz nachvollziehbar: „Die Anzeigen wegen Cyberkriminalität sind im Vorjahr in Österreich um 26 Prozent auf rund 36.000 kräftig gestiegen, wobei KMU als beliebte Angriffsziele für Cyberangreifer gelten, weil diese meist keine eigenen IT-Security-Abteilungen haben. Für Klein- und Mittelbetriebe sind daher die selbstständigen IT-Dienstleister die idealen Ansprechpartner und Verbündeten.”
Ein Trend, der sich künftig weiter verstärken dürfte: „So wie heute fast jeder regelmäßig den Zahnarzt oder Automechaniker seines Vertrauens konsultiert, wird vermutlich in fünf oder zehn Jahren jedes Unternehmen wie selbstverständlich einen IT-Dienstleister als Verbündeten im IT-Security-Bereich haben”, ist Linhart überzeugt.
Europa wird abhörsicher
Auch auf europäischer Ebene ist das Thema der Cybersicherheit in den Fokus gerückt, die EU-Kommission hat erst kürzlich ihre ambitionierten Pläne für den Aufbau eines Satellitennetzwerks vorgelegt, mit dem Ziel einer abhörsicheren Kommunikation und dem verstärkten Schutz kritischer Infrastrukturen. Hunderte Satelliten und 6 Mrd. € sollen künftig die europäische Kommunikation unabhängiger von ausländischen Drittstaaten machen.
Das Projekt soll seitens der ESA in Partnerschaft mit der Industrie für die EU umgesetzt werden und auf neuester Technologie – der Quantenkryptografie oder Quanten-Schlüsselaustausch – basieren.