••• Von Britta Biron
BONN. „Trends vorherzusagen, bleibt eine Herausforderung. Es ist schwierig, vorab einzuschätzen, welche Themen einen langfristigen Effekt auf Unternehmen haben können und welche nur ein kurzfristiger Hype sind”, weiß Markus Kückelhaus, Vice President Innovation und Trend Research bei DHL, wo man sich trotz aller Unwägbarkeiten intensiv mit der Frage auseinandersetzt, welche Technologien und Entwicklungen die Logistik künftig bewegen werden.
„Wir haben den Logistics Trend Radar entwickelt, um Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und unseren Kunden und uns einen entsprechenden Vorsprung zu ermöglichen”, erläutert Kückelhaus die Publikation, die jetzt in der dritten Auflage erschienen ist.
Logistik 4.0
Einige der vermutlich wichtigsten Trends, die in dem Report beschrieben werden, basieren – wie in anderen Branchen auch – auf künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und Automatisierung.
So gehen die DHL-Zukunftsforscher davon aus, dass Big Data-Anwendungen sowie die immer günstigeren (und gleichzeitig leistungsfähigeren) Sensoren schon sehr bald zu tiefgreifenden Änderung in der Steuerung und Organisation der globalen und lokalen Transportketten führen werden.
Auch Augmented Reality-Anwendungen, Cloud Logistics, das Internet der Dinge und Roboter gehören aufseiten der Technik zu den wichtigsten Trends für die nächsten fünf Jahre.
Ein weiteres derzeit „heißes” Thema ist der 3D-Druck, ebenso der Bereich Predictive Analytics im Zusammenhang mit der Erstellung möglichst exakter Prognosen – etwa für den Warenversand, indem Händler durch die Analyse des Kundenverhaltens Waren bereits vor der Bestellung in ein näher gelegenes Distributionszentrum verlagern, um die Lieferzeit für den Kunden zu reduzieren. Oder intelligente Maschinen, die einen drohenden Schadensfall frühzeitig erkennen und selbstständig die notwendigen Ersatzteile ordern. Daneben werden vorausschauende Algorithmen auch neue Möglichkeiten für die Planung von Transportkapazitäten oder Lieferrouten bieten.
Die größte Hürde für die Unternehmen, solche Systeme rasch einzuführen, liegen in den dafür notwendigen Investitionen.
Für andere technische Anwendungen wie etwa fahrerlose Transportsysteme oder Lieferdrohnen rechnen die DHL-Experten aktuell mit einem längeren Zeithorizont. Nicht so sehr deshalb, weil die Technik noch nicht ausgereift wäre – in zahlreichen Praxistests haben autonome Fahrzeuge im Lager oder Flugobjekte bei der Warenzustellung ihre Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt –, sondern vor allem wegen einer Reihe rechtlicher Fragen, die noch offen sind.
Rascher Wandel
Im Bereich Gesellschaft & Wirtschaft sehen die DHL-Zukunftsforscher bei den Themen Vereinfachung, Nachhaltigkeit, Omni-Channel-Logistik und On demand-Delivery die derzeit größte Relevanz.
Allerdings müsse man, so die Autoren der Untersuchung, bedenken, dass die aufgeführten Trends sowie die prognostizierten Zeithorizonte nicht in Stein gemeißelt sind. Denn Trends ändern sich mitunter rasch. So wird man einige Themen aus dem letzten Report, darunter etwa Crypto-Payment und Crypto-Currencies, in der aktuellen Ausgabe nicht mehr finden, da ihre Einführung in der Logistik innerhalb der nächsten Dekade als eher unwahrscheinlich gesehen wird.
Auf der anderen Seite gibt es auch einige Neuheiten wie „Losgröße 1”. Zwar rangiert dieser Punkt nicht unter jenen, mit deren Einführung kurzfristig zu rechnen ist, die hohe Relevanz und die Wichtigkeit, sich bereits jetzt damit zu beschäftigen, liegt in erster Linie bei den tiefgreifenden Auswirkungen, die eine hochpersonalsierte und dezentrale Produktion auf die Lieferketten hätte.