Große Pläne Laut der gestern präsentierten Umfrage von Pwc und Strategy& wollen österreichische Industriebetriebe bis zum Jahr 2020 durchschnittlich knapp vier Prozent ihrer Jahresumsätze in Industrie 4.0-Lösungen investieren.
Wien. Durchschnittlich 3,8% ihrer jährlichen Umsätze (das entspricht etwa 4 Mrd. Euro) wollen die 100 von PwC Österreich und PwCs Strategieberatungsteam, Strategy& befragten österreichischen Industriebetriebe bis 2020 in Industrie 4.0-Lösungen investieren.
„Die Investionen betreffen die gesamte Wertschöpfungskette, wobei den Bereichen Planung (60%), Produktion/Fertigung (59%) insgesamt die größte Bedeutung beigemessen wird”, erläutert Jörg Busch, Partner und Leiter Consulting & Risk Services bei PwC Österreich.
Dabei zeigen sich aber durchaus deutliche Unterschiede und verschiedene Präferenzen der einzelnen Branchen.
Der Maschinen- und Anlagenbau konzentriert sich vor allem auf Produkte und Dienstleistungen für eine flexible, echtzeitnahe Produktionsplanung und -steuerung sowie auf die Automatisierung und integrierte Fertigungssteuerung.
Die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie setzt ihre Schwerpunkte auf die Optimierung von Planungsprozessen, Automatisierung und eingebettete Systeme in der Produktion sowie den Einsatz von Echtzeitdaten von Zustandsinformationen und vernetzten Sensoren im Servicebereich.
Umsatzplus erwartet
Durchschnittlich gehen die befragten Unternehmen von einer jährlichen Umsatzsteigerung von 2,6% durch die Digitalisierung der eigenen Produkte und Dienstleistungen aus. Ein Fünftel der Befragten ist noch optimistischer und erwartet ein kumuliertes Umsatzplus von 20% bis 2020. Hochgerechnet auf die österreichische Industrielandschaft ergeben sich durch Industrie 4.0 insgesamt Mehrumsätze von knapp 3 Mrd. Euro pro Jahr.
Umsatzsteigerungen werden auch in Zusammenhang mit disruptiven digitalen Geschäftsmodellen erwartet. Im Mittelpunkt steht dabei die Erhöhung des Kundennutzens durch ein zunehmendes Angebot von Mehrwert-lösungen.
Mehr Zusammenarbeit
Die große Mehrheit der Befragten (mehr als 80%) ist der Überzeugung, dass Kooperationen über die klassische Wertschöpfungskette hinaus an Bedeutung gewinnen werden; der wichtigste Grund, der für eine verstärkte unternehmens- und branchenübergreifende Zusammenarbeit spricht, ist die bessere Erfüllung von Kundenanforderungen (56%).
Eine bedeutende Rolle im Zusammenhang der Digitalisierung spielt die effiziente Analyse und Nutzung von Daten. So sind 91% der befragten Unternehmen der Ansicht, dass schon in fünf Jahren die Fähigkeit zur Datenanalyse für das Geschäftsmodell entscheidend sein wird; der Fokus liegt dabei primär auf dem effizienten Datenaustausch innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette, einer eindeutigen digitalen Kennzeichnung der Produkte sowie der Nutzung von Echtzeitdaten zur Steuerung der Produktion.
Als größte Herausforderungen bei der Umsetzung von Industrie 4.0 sehen die heimischen Industriebetriebe den letztlich noch unklaren wirtschaftlicher Nutzen sowie den hohen Investitionsbedarf (32%), das Fehlen von Standards, Normen und Zertifizierungsmöglichkeiten (31%) oder die noch unzureichende Qualifikationen der Mitarbeiter (26%). Auch Unklarheiten in Bezug auf die Sicherheit im Zusammenhang mit Big Data (24%) sind ein Problem, das rasch gelöst werden muss. Insgesamt überwiegen aber die Vorteile.
„Hand in Hand mit der Digitalisierung geht auch eine Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sowie des Wirtschaftsstandorts Österreich. Auch wenn die Umsatzsteigerungen die Inves-titionen in den nächsten fünf Jahren nicht ausgleichen, ist Industrie 4.0 für eine mittel- bis langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unumgänglich”, so Harald Dutzler, Partner und Geschäftsführer bei Strategy& Österreich.