••• Von Paul Christian Jezek
Schon heute ist Kasachstan Österreichs bedeutendster Wirtschaftspartner in Zentralasien. Das bilaterale Handelsvolumen mit einem unserer größten Erdöllieferanten lag zuletzt bei 1,6 Mrd. USD. „Jeder dritte Liter Benzin in Österreich – und jeder fünfte in Deutschland – werden aus kasachischem Öl hergestellt”, sagt Botschafter Kairat Sarybay zu medianet.
Für Kasachstan ist die EU mit einem Handelsvolumen von rund 40% der wichtigste Wirtschaftspartner sowie der größte Auslandsinvestor im Land.
Großes Kino in Almaty
„Österreich kann eine große Rolle für die Diversifizierung unserer Wirtschaft und für die weitere nachhaltige Entwicklung Kasachstans spielen”, wirbt Sarybay. „Wir sind sehr am Know-how und an den innovativen österreichischen Technologien interessiert.”
Gegenwärtig sind beispielsweise Andritz, Doppelmayr, Herz Armaturen, Frequentis, Gebrüder Weiss, die OMV und Weissenseer bereits in Kasachstan aktiv. Die Firma Kogler stattete in der größten Stadt Almaty das Interieur des größten Kinos in Kasachstan aus.
„Interesse zeigen Borealis, Kapsch, RHI Magnesita und andere”, sagt Sarybay. Aktuell wird eine Vereinbarung mit Borealis über die Produktion von Polyethylen in Kasachstan ausgearbeitet.
Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Almaty, Rudolf Thaler, bestätigt das veritable Interesse: „Kasachstan strebt die Digitalisierung seiner Industrie an – Big Data, Industrial Internet of Things und 3D-Printing sind zentrale Themen.”
Auf dem Weg zu Industrie 4.0 werden der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern, die hohen Investitionskosten und der schwierige Zugang zu Krediten als größte Herausforderungen gesehen. Die Mehrheit der Unternehmen in Kasachstan befindet sich noch auf dem Niveau Industrie 2.0 – bisher flossen Investitionen hauptsächlich in die Instandhaltung. Um die Digitalisierung voranzutreiben, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die starke Importabhängigkeit zu reduzieren, pusht das Land die Modernisierung des Industriesektors und die Ausbildung auf universitärer und auf Unternehmensebene.
Made in Austria in Astana
Der wirtschaftliche Aufschwung Kasachstans spiegelt sich in der dynamischen Entwicklung der Hauptstadt Nur-Sultan (bis vor Kurzem Astana) wider. Im Stadtbild finden sich rot-weiß-rote Technologien wie etwa Solarpaneele und Fassaden „Made in Austria” sowie innovative Parkplatzsysteme am Flughafen und beim Eishockeystadion.
Mit österreichischer Expertise entstand hier die weltweit erste Moschee mit einer positiven Strombilanz.
2020: Forum der Regionen
„Wir legen großen Wert auf die Entwicklung der Zusammenarbeit mit den österreichischen Bundesländern”, meint Sarybay. Im Vorjahr wurde erstmals das Kasachisch-Österreichische Forum der Regionen veranstaltet, das zweite ist für 2020 in Österreich geplant. Am 11.11. wird in Linz die 9. Sitzung der Kasachisch-Österreichischen Gemischten Kommission für (land-)wirtschaftliche, ökologische, industrielle und technologische Zusammenarbeit stattfinden.
„Das Potenzial an Geschäftsmöglichkeiten in Kasachstan ist enorm”, fasst Thaler zusammen.