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Redaktion 19.05.2023

Krisenfest und unerholt

Die hohe Inflation und deren Bekämpfung verzögern die Konjunkturerholung in Österreich. Die Rückkehr auf den Wachstumspfad darf ab dem zweiten Quartal 2023 erwartet werden.

WIEN. „Die österreichische Wirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten sehr krisenfest präsentiert“, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Allerdings habe trotz der Verbesserung der Rahmenbedingungen durch den Rückgang der Rohstoffpreise – insbesondere von Energie – sowie durch die weitgehende Auflösung der Lieferkettenprobleme die erwartete Konjunkturerholung im Frühjahr bisher nicht eingesetzt. „Die starke Straffung der Geldpolitik aufgrund der hohen Inflation zeigt Wirkung. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator setzte jedoch zumindest den rückläufigen Trend nicht mehr fort und stabilisierte sich im April bei minus 1,7 Punkten“, ergänzt Bruckbauer.

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator verharrte im April auf dem niedrigsten Wert des laufenden Jahres und weist damit auf eine andauernde Konjunkturschwäche mit leichtem Rückgang des BIP hin. Dabei zeige sich mittlerweile eine deutlich zutage tretende Zweiteilung der Wirtschaftsentwicklung in Österreich: „Während sich die Stimmung im Dienstleistungssektor leicht verbesserte, hat sich die Konjunkturlage im April im Produktionssektor spürbar eingetrübt. In der heimischen Industrie und insbesondere am Bau verursachen Auftragsrückgänge zunehmend Sorgen. Diese beiden gegenläufigen Trends haben sich kompensiert, so dass sich der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator im Vergleich zum Vormonat nicht verändert hat“, meint Bruckbauer.

Steigende Belastungen vs. Aufhellung
Im Produktionsbereich zeigte sich ein starker Stimmungseinbruch in der Bauwirtschaft, da sich die ungünstige Entwicklung im Hochbau aufgrund der preislich bedingten verringerten Leistbarkeit von Wohnimmobilien in Kombination mit neuen Kreditvergaberegelungen und steigenden Zinsen fortsetzte. Auch in der heimischen Industrie ließ die Stimmung nach, zumal sich das globale Exportumfeld eintrübte. Insbesondere die ungünstige Entwicklung in den wichtigsten europäischen Partnerländern wirkte belastend auf den mit den österreichischen Handelsanteilen gewichteten Indikator für die internationale Industriestimmung.
Dem gegenüber blieb trotz der hohen Inflation und trotz der realen Einkommenseinbußen die Stimmung der Konsumenten unverändert und im Dienstleistungssektor stieg die Geschäftseinschätzung sogar. „In allen Wirtschaftssektoren Österreichs besteht mittlerweile eine eher verhaltene Stimmung. Sowohl im Dienstleistungssektor als auch in der Industrie liegt sie deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Nur in der Bauwirtschaft wird bei allerdings rückläufiger Entwicklung der Durchschnittswert leicht übertroffen,“ analysiert UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: „Im Vergleich zum Euroraum zeigt sich in Österreich eine klar pessimistischere Konjunkturstimmung am Bau und in der Industrie, wobei in diese beiden Sektoren das besonders hohe Wachstum im Vorjahr die Wahrnehmung etwas nach unten verzerren dürfte. Die Stimmung der österreichischen Dienstleister liegt dagegen auf Augenhöhe mit jener im Euroraum.“

Erholung in der Warteschleife
Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator macht deutlich, dass die österreichische Wirtschaft die Winterruhe noch nicht beendet hat. Nach der geringfügig rückläufigen Wirtschaftsentwicklung zu Beginn des Jahres 2023 lässt die Erholung noch auf sich warten. Eine schwache Konsumnachfrage als Folge der weiterhin hohen Inflation setzt vielen Dienstleistungsbereichen, insbesondere dem Einzelhandel, stark zu. Zudem fehle noch die Unterstützung durch die globale Wirtschaft, was sich in schwachen Exportzahlen niederschage und die Industrie belaste. „In den kommenden Monaten sollte die internationale Wirtschaft für mehr Rückenwind sorgen. In Kombination mit dem schrittweisen Rückgang der Inflation, der in der zweiten Jahreshälfte zu realen Einkommenszuwächsen führen wird und damit den Konsum beleben sollte, wäre das Feld für eine Erholung der österreichischen Wirtschaft geebnet. Wir gehen weiterhin von einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent für 2023 aus und erwarten eine leichte Beschleunigung auf 1,2 Prozent 2024“, meint Pudschedl. Die veränderten Finanzierungsbedingungen werden jedoch sowohl die Belebung des Konsums als auch der Investitionen begrenzen und damit nur ein moderates Erholungstempo erlauben.
„Für den Euroraum haben wir unsere Wachstumsprognose von 0,5 auf ebenfalls 0,7 Prozent angehoben, basierend auf der günstigeren Entwicklung in den südlichen Ländern wie Spanien und auch Italien, die von einer deutlich geringeren Inflation als in Österreich profitieren“, so Pudschedl.

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