INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© Matthias Heschl

Redaktion 22.11.2019

Legen wir endlich richtig los mit der E-Mobilität!

Österreichs Industriebosse einig: Die Infrastruktur passt weitgehend – und Strom wäre auch genug da.

••• Von Paul Christian Jezek

Dass die umfassende Elektromobilität definitiv „im Heute angekommen ist”, war die (überraschend) klare Erkenntnis der „E-Mobilität.jetzt”-Konferenz in der Schönbrunner Orangerie am 7.11.

Das Who is Who der ­Industrie hat dabei einen Tag lang den aktuellen Stand der E-Mobilität aufgezeigt und dringend nötige Zukunftsschritte diskutiert.
Bei der Abschluss-Pressekonferenz fassten Keyplayer wie der Verbund-Vorstandsvorsitzende Wolfgang Anzengruber, OMV-Vorstand Thomas Gangl, der ABB Österreich-Vorstandsvorsitzende Franz Chalupecky, Austrian Mobile Power-Geschäftsführer Heimo Aichmaier und LeasePlan-Operations Director Florian Krassa zusammen.
Demnach fahren per November 2019 von fünf Mio. Fahrzeugen auf Österreichs Straßen derzeit erst rund 30.000 elektrisch aufladbar. Dabei müsste der Einsatz von Elektrofahrzeugen massiv gesteigert werden, wenn Österreich CO2-Strafzahlungen von etwa zwei Mrd. € bis 2030 vermeiden möchte.
Rund 160.000 Autos mit alternativem Antrieb müssten dafür pro Jahr auf unsere Straßen – und das ist nur mit einer Mischung aus rein batterieelektrischen, Plug-in-Hybrid-elektrischen oder Brennstoffzellen-elektrischen Fahrzeugen möglich.

Phantomschmerz hat ein Ende

Mehr als 70 Modelle an Steckerfahrzeugen stehen in Österreich heute schon zur Auswahl, und dies wird sich bis 2025 mehr als verdoppeln.

Mit rund 6.800 öffentlich zugänglichen Ladepunkten und realen elektrischen Reichweiten bis zu 500 km gehört „der Phantomschmerz der Reichweitenangst” (Zitat: Wolfgang Anzengruber) der Vergangenheit an. Und der jährliche Gesamtenergiebedarf würde lediglich um 1,8 Prozent oder 1,3 Terawattstunden steigen, wenn 500.000 aller Pkw in Österreich elektrisch fahren.
„Die Richtung geht ganz klar zu ‚E' im Verkehr”, bestätigt Aichmaier. „Eine breitflächige Umsetzung ist so greifbar wie nie zuvor: 2020 kommen modernste E-Auto-Modelle auf die Straßen, öffentliche Lademöglichkeiten sind vorhanden. Dass das e-Fahren in der Bevölkerung angekommen ist, hat ein Wochenende mit dem Rekord von 6.300 Testfahrten gezeigt, die wir organisiert und umgesetzt haben.”
Somit ist E-Mobilität mittel-, aber auch bereits kurzfristig die Lösung für eine CO2-Reduktion, und Österreich könnte das Erreichen der gesteckten Ziele ermöglichen – sofern die „richtigen” politischen Maßnahmen gesetzt werden. Denn jetzt braucht es technologieneutrale Förderungen und Steuervorteile, um die Nachfrage für Stecker-Autos anzukurbeln. Klarerweise sollen diese mit erneuerbaren Energien geladen werden.

Was die Industrie konkret tut

Zudem braucht es den Experten zufolge „einen Rechtsanspruch, um intelligent steuerbare Ladeanlagen in Wohngebäuden errichten zu können”. Dafür müssen Steuervorteile, die dem Flotten-Ziel von einem Ausstoß von maximal 95 g CO2 pro Kilometer entgegenstehen, schrittweise abgeschafft werden.

Für die Versorgung mit nachhaltiger Energie und einem flächendeckenden Netz an Schnellladestationen hat der Verbund frühzeitig gesorgt. „Der Verkehrssektor bietet erhebliches Einsparungspotenzial sowohl im Energieverbrauch, als auch im Emissionsausstoß”, bestätigt CEO Wolfgang Anzengruber. „Selbst wenn alle Autos in Österreich ab sofort elektrisch fahren, bräuchten wir dafür nur etwa 13 Prozent mehr Strom und das ist keine große Herausforderung für die Energiewirtschaft.”
„Die Elektromobilität ist ein wesentlicher Baustein für die Mobilität der Zukunft”, bestätigt OMV-Vorstand Thomas Gangl.
„Wir betreiben derzeit mehr als 180 E-Ladestationen an 51 OMV-Tankstellen in Deutschland, Österreich, Rumänien, Slowenien und Ungarn. Durch zahlreiche Kooperationen wie zum Beispiel die Beteiligung an Smatrics, die strategische Partnerschaft mit Ionity oder den Vertrag mit EnBW Energie Baden-Württemberg AG unterstützen wir den Ausbau eines europaweiten Netzes von Ladestationen.”
Für smarte Elektrifizierungslösungen sorgt der Energie- und Automatisierungs-Konzern ABB. Die Partnerschaft mit der FIA Formel-E dient dabei als globale Plattform für die Erprobung und Entwicklung von Elektrifizierungs- und Digitalisierungslösungen.
„Um diese Vision zu verwirklichen, bieten wir ein umfassendes Portfolio von Ladelösungen für Elektrofahrzeuge, das bis zu den unterstützenden Energieverteilungslösungen reicht”, sagt ABB Österreich-Chef Franz Chalupecky. ABB hat rund um den Globus bereits mehr als 11.000 Schnelllade­stationen in 76 Ländern verkauft, davon rund 500 in Österreich.

(Noch) Mehr Infrastruktur

„Der Ausbau der Schnell- und Hochleistungsladeinfrastruktur sollte gerade in Wien, aber auch in anderen größeren Städten sowie entlang der Hauptverkehrsrouten weiter forciert und gefördert werden, um die notwendige bedarfsorientierte Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, die für die wachsende Anzahl an E-Fahrzeugen notwendig ist”, ­fordert Chalupecky.

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