••• Von Helga Krémer
Nach Jahren der anhaltenden globalen Instabilität erhalten die Menschen zunehmend Zugang zu neuen Technologien wie KI, Web3 und Tokenisierung, was die nächste Dimension in Sachen Kreativität, Gemeinschaft und Datenschutz vorantreibt. In der Folge sollten sich Unternehmen und Führungskräfte auf Verschiebungen in den Geschäftsmodellen vorbereiten, die sich aus dem veränderten Kundenverhalten ergeben. Denn diese finden einen wachsenden Wert in neuen, aufkommenden Technologien, so die Prognose der Accenture Life Trends 2023.
Mithilfe des globalen Netzwerks von Accenture Song, das sich aus Designern, Kreativen, Technologen, Soziologen und Anthropologen zusammensetzt, wurden die folgenden Trends und Maßnahmen ermittelt, die Unternehmen im Jahr 2023 berücksichtigen sollten.
Menschliche Anpassung
Die Welt bewegt sich von einer globalen Katastrophe zur nächsten. Aber wie schon seit Jahrtausenden passen sich die Menschen an die Instabilität an, indem sie zwischen vier Reaktionen wechseln: Kampf, Flucht, Konzentration und Erstarren.
Wie sie damit umgehen, wirkt sich auf ihr Kaufverhalten sowie auf ihre Sichtweise auf Marken und Arbeitgeber aus. Worauf Unternehmen vorbereitet sein müssen.
Kundenbindung von morgen
In einer instabilen Welt suchen Menschen nach Orten, an denen sie sich zugehörig fühlen. Infolgedessen werden moderne Marken in erster Linie als Communities aufgebaut, wodurch sich Loyalität und Markenbeteiligung neu gestalten. So hat beispielsweise die Mehrheit der Teilnehmenden der Accenture-Fokusgruppe in den letzten sechs bis neun Monaten neue Hobbies ausprobiert oder sich neuen Communities angeschlossen.
Die drei Faktoren, die dieses Modell ermöglichen, werden größtenteils durch neue Technologien vorangetrieben: Gemeinschaften der Zugehörigkeit – etwa auf Plattformen wie Reddit, Discord und Twitch. Token-Gating, bzw. exklusiver Zugang nur für Token-Inhaber sowie Sammlerstücke (digitale Kunst, NFT, Autogramme, Sammelkarten, etc.).
Werte im Arbeitsumfeld
Die Debatte über die Rückkehr ins Büro reißt nicht ab. Klar ist: Für viele Menschen ist das Erfolgsmodell noch nicht gefunden.
Jeder hat den Verlust der immateriellen Vorteile des Büroalltags, wie zufällige Begegnungen und eine konsequente, enge Betreuung des Nachwuchses, zu spüren bekommen. Jetzt werden die Folgen dieses Verlustes deutlich. Ohne persönliches Engagement verlieren Unternehmen Mentoring, Innovation, Kultur und Integration. Führungskräfte müssen beide Positionen berücksichtigen und ein für alle sinnvolles Modell entwerfen.
KI als Kreativitäts-Tool
Künstliche Intelligenz ist inzwischen für jeden Benutzer zugänglich und stellt ein neues Werkzeug für den kreativen Prozess dar. Mit einem Mal sind neuronale Netze weithin verfügbar, um Sprache, Bilder und Musik mit sehr wenig Aufwand oder Können zu erzeugen. Auch die Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz kommen mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf den Markt – im großen Maßstab ein unglaublicher Durchbruch für die Kreativität.
Angesichts dieser rasanten Entwicklung müssen sich Unternehmen mit der Frage beschäftigen, wie sie sich von der Masse hochwertiger KI-generierter Inhalte abheben können und wie sie KI nutzen können, um die Geschwindigkeit und Originalität von Innovationen zu verbessern.
Akzeptanz der Digital Wallets
Wir befinden uns mitten in einer digitalen Identitätskrise. Das sollte jedem Unternehmen bewusst sein. Ein Wandel im Umgang mit personenbezogenen Daten ist daher überfällig. Bald schon könnten die Nutzer die Kontrolle über ihre Daten zurückgewinnen – durch Digital Wallets. In Form digitaler Tokens enthalten diese Zahlungsmethoden, Identitätsnachweise, Kundenkarten und weitere Informationen.
Das Entscheidende: Die Menschen können per Voreinstellung selbst darüber bestimmen, wie viele Daten sie mit einem Unternehmen teilen wollen. Dabei profitieren auch die Marken: Die freiwillig bereitgestellten First-Party-Daten könnten ein Ersatz für die Informationen sein, die Unternehmen zuvor mithilfe von Cookies erfasst haben.
Blick in die Zukunft
„Diese scheinbar kleinen, aber tiefgreifenden Veränderungen im menschlichen Verhalten werden die Machtdynamik zwischen Menschen und Organisationen verändern”, meint Markus Höfinger, Managing Director bei Accenture Song. „In ihren Rollen als Führungskräfte, Arbeitnehmer, Kunden, Konsumenten und Kreative suchen die Menschen nach Wegen, um die Kontrolle zurückzugewinnen. Wir werden Fortschritt völlig neu erleben, weil sich die Haltung der Menschen verändert und ihre Möglichkeiten mithilfe von Technologien zunehmend verbessert werden.” Auch werde diese neue Einflussdynamik Unternehmen Chancen eröffnen, moderne Wege der Kundenansprache und Beziehungspflege zu entwickeln.