INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© Daniel Hinterramskogler

Wolfgang Hribernik, NEFI-Verbundkoordinator und Head of Center for Energy am AIT Austrian Institute of Technology, Johann Marchner, Geschäftsführer Wienerberger Österreich und Bernd Vogl, Geschäftsführer Klima- und Energiefonds (v.l.).

Redaktion 14.07.2023

Rote Ziegel werden grün

Der Wienerberger Gruppe gelingt ein nachhaltiger Meilenstein: In Uttendorf entsteht Europas grünste Ziegelproduktion.

WIEN/UTTENDORF. Im Werk Uttendorf wird die nachhaltigste Ziegelproduktion innerhalb der Wienerberger-Gruppe gebaut: Nach langjähriger Zusammenarbeit mit dem AIT Austrian Institute of Technology startet nun das NEFI-Projekt „GreenBricks“, das vom Klima- und Energiefonds im Rahmen der FTI-Initiative „Vorzeigeregion Energie“ gefördert wird. Wienerberger kommt für den Großteil des Investments auf. Damit geht der Ziegelhersteller bahnbrechende neue Wege in der Dekarbonisierung seiner Herstellungsprozesse. Der weltweit größte industrielle Elektroofen zur Ziegelproduktion, neue Tonmischungen und weitere Maßnahmen werden am Standort bereits kommendes Jahr zu einer Reduktion der CO2-Emissionen um etwa 90% führen. Zudem werden 30% weniger Energie für die Produktion benötigt – 100% Ökostrom kommt dabei zum Einsatz.

„Österreichs Ziel heißt Klimaneutralität. Für diese Jahrhundertaufgabe brauchen wir Pionierunternehmen, die gemeinsam mit der Forschung praxistaugliche Lösungen umsetzen. Wienerberger wird in Uttendorf beweisen, dass erfolgreicher Klimaschutz in der Industrie möglich ist“, sagt Bernd Vogl, Geschäftsführer Klima- und Energiefonds.

Globaler Demo-Standort
Das Werk Uttendorf ist bekannt als weltweiter Demo-Standort, an dem Wienerberger bahnbrechende Technologien im Live-Betrieb testet. So wurde hier unter anderem erstmals eine industrielle Hochtemperatur-Wärmepumpe (DryFiciency) für Trocknungsprozesse erfolgreich demonstriert. Nun wird Uttendorf einmal mehr zum Vorzeigewerk und setzt neue Maßstäbe: Mit dem Projekt „GreenBricks“ und dem Einbau eines industriellen Elektroofens macht sich Wienerberger gemeinsam mit dem AIT Austrian Institute of Technology an die Dekarbonisierung der Ziegelproduktion.
Johann Marchner, Wienerberger Österreich Geschäftsführer, dazu: „Mit diesem Projekt liefern wir den Beweis, dass wir bei Wienerberger in Sachen Klimaschutz alle Ärmel hochkrempeln, mit vollem unternehmerischem Risiko ohne zu zögern neue Wege gehen und unseren Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie durch Investitionen in Österreich leisten. Wir setzen damit aus Österreich heraus neue globale Standards in der industriellen Ziegelproduktion und sind hier absoluter Vorreiter punkto Energieeffizienz und Reduktion von CO2-Emissionen.“

Wolfgang Hribernik, NEFI-Verbundkoordinator und Head of Center for Energy am AIT Austrian Institute of Technology: „Mit den NEFI-Projekten haben wir die Möglichkeit neue Technologien in Echtzeit in den Unternehmen zu erproben – wir forschen und entwickeln sehr nahe an der unmittelbaren Umsetzung. Im Projekt „GreenBricks“ entwickeln die AIT-Experten ein Gesamtkonzept für die Energieeffizienz im Trockner, im Brenner und für die Wärmepumpe. Die Berechnungen werden in einem digitalen Zwilling simuliert und für den Standort optimiert. Das Ziel ist ein optimiertes Konzept für diesen neuartigen, hocheffizienten, Hochtemperatur-Tunnelofen.“

Weltweit größter industrieller Elektroofen zur Ziegelproduktion
Um die industrielle Herstellung von Ziegeln weitestgehend von der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu befreien, verfolgt „GreenBricks“ mehrere Ziele. Dazu zählt die ganzheitliche Optimierung des Herstellungsprozesses anhand neuer Technologien. Ein wesentlicher Schritt hin zur Klimaneutralität ist der Abbau des gasbefeuerten Brenners und dessen Ersatz durch einen modernen, elektrisch befeuerten Hochtemperaturofen – der erste industrielle Elektroofen weltweit in der Ziegelproduktion.

„Mit dem neuen Elektroofen können wir den CO2-Ausstoß am Standort Uttendorf künftig um bis zu 90 Prozent reduzieren. Damit schlägt Ziegel den Carbon Footprint von Holz und auch anderen Baustoffen um Längen. Wir nutzen 100 Prozent Öko-Strom, ein Teil kommt dabei aus unserer werkseigenen Photovoltaik-Anlage. Zudem werden wir weniger Energie zur Produktion benötigen und können damit die Herstellkosten optimal in Griff halten"“, schildert Marchner.

Ein digitaler Zwilling des Trockner-Brenner-Wärmepumpen Wärmeverbundes ist ein zusätzliches Tool, das von den Experten des Center for Energy am AIT Austrian Institute of Technology entwickelt wurde. Damit können Berechnungen rund um den neuen Elektroofen digital simuliert und Prozesse im Sinne des Klimaschutzes laufend optimiert werden. Darüber hinaus werden derzeit neue Tonmischungen mit einem minimalen CO2-Fußabdruck unter Berücksichtigung standortspezifischer Produkt- und Ton-Eigenschaften sowie industrieller Produktionsumgebungen entwickelt.

Ab 2024 in Uttendorf: „grüne“ Ziegel
Der Startschuss für den Einbau des neuen Elektroofens fällt im August 2023, der in etwa zwölf Monate in Anspruch nehmen wird. Der neue Ofen wird schrittweise in Betrieb genommen und bis zu einer Produktionskapazität von 270 Tonnen Ziegel/Tag getestet und evaluiert. Der erste, nahezu klimaneutrale Wandziegel soll bereits im Sommer 2024 gefertigt werden, ab 2025 wird das Werk in Vollbetrieb gehen.
Die Technologie hinter dem neuen Elektroofen stammt von OneJoon, einem der weltweit führenden Unternehmen im Bau von Industrieöfen mit etwa 125-jähriger Erfahrung in der Fertigung von kundenspezifischen Hochtemperaturindustrieöfen.

Auch der Umbau selbst steht im Zeichen der Ressourcenschonung: Baustoffe aus den Abbrucharbeiten werden wiederaufbereitet und als Untergrundmaterial für die neue Werksstraße verwendet. Weitere Bestandsteile des bisherigen Werkes wie Stahl und Elektromotore werden ebenso im Ressourcenkreislauf gehalten. Die meisten aller Umbau- oder Zubau-Arbeiten werden von lokalen Partnern aus der Region umgesetzt. Somit bliebt ein großer Teil der Wertschöpfung vor Ort.

Was ist NEFI?
New Energy for Industry ist Teil der der FTI (Forschung, Technologie und Innovation)-Initiative „Vorzeigeregion Energie“ und verfolgt den Ansatz der Dekarbonisierung des industriellen Energiesystems mithilfe von Schlüsseltechnologien „Made in Austria“. Der NEFI Innovationsverbund hat sich um ein Konsortium aus AIT Austrian Institute of Technology, Montanuniversität Leoben, OÖ Energiesparverband und der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria formiert und bündelt die vielfältige Erfahrung im Bereich der Energieforschung und Umsetzung von Projekten. Maßgebliche Unterstützung kommt von den beiden industriestarken Bundesländern Oberösterreich und Steiermark.

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