INDUSTRIAL TECHNOLOGY
© Semperit

Semperit-CEO Martin Füllenbach.

Paul Christian Jezek 10.12.2020

Semperit mit Rekordergebnis in den ersten neun Monaten 2020

Mehrfache Erhöhung der Jahresprognose dank pandemiebedingter Sonderkonjunktur und Restrukturierungserfolgen.

WIEN. Als Folge der pandemiebedingten Sonderkonjunktur bei medizinischen Schutzhandschuhen, des mehrjährigen konsequenten Restrukturierungs- und Transformationsprozesses sowie strikter und unverzüglicher Kostensenkungsmaßnahmen zur Eindämmung des negativen externen Marktschocks durch Covid-19 im Sektor Industrie konnte die Semperit-Gruppe in den ersten neun Monaten ein Rekordergebnis erzielen und gleichzeitig die Liquidität des Konzerns signifikant erhöhen. „Semperit hat das von einer absoluten Ausnahmesituation geprägte Jahr 2020 bisher höchst erfolgreich bewältigt: Dies wurde unter anderem in der dreimaligen Verbesserung der Ergebnisprognose und unserem Plan, das Hybridkapital innerhalb der nächsten sechs Monate zurückzuführen, sichtbar“, sagt CEO Martin Füllenbach.

Die positiven Entwicklungen sind in erster Linie auf die Sonderkonjunktur bei Medizinprodukten zurückzuführen. „Sie sind auch Resultat unserer umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen sowie des stringenten Krisenmanagements in der gesamten Semperit-Gruppe“, sagt Füllenbach. „Selbst wenn in absehbarer Zeit eine breitenwirksame Impfung gegen CoViD-19 zur Verfügung stehen sollte, werden wir bis weit in das Jahr 2021 hinein pandemiebedingt positive Effekte aus dem Medizingeschäft sehen: In Summe gehen wir daher aus heutiger Sicht in unseren Planungen davon aus, dass wir das Ergebnis 2020 im kommenden Jahr in der Größenordnung halten beziehungsweise nochmals übertreffen können.“

Langsame Erholung der Märkte erwartet
Auch wenn nach der Lockerung der Produktionsstopps in vielen Ländern und der Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens zwischen Juni und September eine kurzzeitige Erholung der wirtschaftlichen Aktivitäten und Lieferketten einsetzte, gab es doch immer wieder Rückschläge und stellenweise neue Shutdowns aufgrund regionaler Corona-Cluster. Im Umfeld der neuerlichen Zuspitzung der Krise im 4. Quartal wird sich die Erholung der Märkte bei steigenden Rohstoffpreisen noch länger hinziehen. Die Preise von Basisrohstoffen, die für Semperit relevant sind, sind in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Die marktrelevanten externen Faktoren werden das Geschäft der Semperit-Gruppe weiter beeinflussen.

Die Ergebnisse des Sektors Industrie werden seit 1. Jänner 2020 in der neuen Struktur berichtet. Der Sektor besteht nun aus vier Segmenten (Semperflex, Sempertrans, Semperseal und Semperform), nachdem Semperform in zwei separate Segmente unterteilt wurde: Semperseal beschäftigt sich mit Dichtungsprofilen und Elastomerplatten; Semperform umfasst die Business Units Handläufe, Seilbahnringe, Schifolien und Engineered Solutions (SES). Die Semperit-Gruppe verzeichnete in den ersten drei Quartalen einen leichten Umsatzanstieg von 0,8% auf 657,2 Mio. € im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Semperit-Gruppe waren in den Sektoren Industrie und Medizin erneut gegenläufig: im Sektor Industrie ging der Umsatz um 13,4% zurück; der Sektor Medizin konnte hingegen eine Steigerung von 27,5% verzeichnen.

Wie wird 2021?
Die rezessive Wirtschaftsentwicklung und die Effekte der Corona-Krise führen zu gegenläufigen Entwicklungen in den Sektoren Industrie und Medizin: Im Geschäft mit medizinischen Schutzhandschuhen sind seit dem Ausbruch der Corona-Krise ein deutlicher Nachfrageanstieg sowie eine kräftige Erhöhung des Preisniveaus zu beobachten.

Die sich abzeichnenden Effekte der globalen Pandemie werden als bedingt nachhaltig bewertet. Aus diesem Grund ist die strategische Grundsatzentscheidung vom 28. Jänner 2020, wonach Semperit in Zukunft auf das Geschäftsfeld Industriegummi fokussieren und sich vom Medizingeschäft trennen wird, unabhängig von den im Gefolge der Corona-Krise jüngst zu beobachtenden Entwicklungen weiter aufrecht. Angesichts der positiven Ergebnisbeiträge und der hohen Margen, die derzeit aus der Sonderkonjunktur resultieren, wird die Semperit-Gruppe das Medizingeschäft allerdings voraussichtlich bis mindestens Mitte 2021 weiterführen.

Der Sektor Industrie wurde von der globalen Rezession, die sich in den vergangenen Monaten aufgrund der Corona-Krise verschärft hat, getroffen. Die Ergebnisse des Sektors Industrie im laufenden Geschäftsjahr werden daher erkennbar unter dem Vorjahresniveau liegen. Die sich weiter beschleunigende Covid-Pandemie schlägt sich bei Nachfrage und Preis von Medizinprodukten stärker positiv nieder, als zum Halbjahr 2020 angenommen. Vor diesem Hintergrund und unter der Maßgabe weiterhin ungebrochener Rohstoffverfügbarkeit ist auf Basis aktueller Zahlen davon auszugehen, dass das EBITDA der Semperit-Gruppe auf Gesamtjahres-Sicht bei 200,0 bis 225,0 Mio.  € und damit deutlich über dem Wert des Vorjahres liegen wird. Demnach wird für das EBIT der Semperit-Gruppe im Gesamtjahr 2020 zwischen 230,0 und 255,0 Mio. € erwartet.

Die Sonderkonjunktur im Sektor Medizin hatte in den ersten drei Quartalen positive Effekte auf die Liquidität der Semperit-Gruppe. Daher plant der Vorstand der Semperit AG Holding, das durch den Kernaktionär B & C Holding Österreich GmbH zur Verfügung gestellte Hybridkapital innerhalb der nächsten sechs Monate zurückzuführen.

Der Anfang 2018 eingeleitete Restrukturierungs- und Transformationsprozess der Semperit-Gruppe, der zu signifikanten Verbesserungen auf unterschiedlichsten Ebenen geführt hat, wurde durch die Corona-Krise weiter beschleunigt. In diesem Zusammenhang wird in den kommenden Monaten der Fokus auf Kostensenkungsmaßnahmen nochmals geschärft werden.

Das Semperit-Management beobachtet die Lage weiter sehr genau. Die größte Gefahr ist, dass in Schlüsselbereichen der Wertschöpfungskette an ein- und demselben Standort eine kritische Zahl der Mitarbeiter aufgrund einer Infektion mit dem Corona-Virus ausfällt. Im Sektor Industrie kommt das größte erkennbare Risiko aus potenziellen nachfrageseitigen Einbrüchen. Im Sektor Medizin könnte die aktuell positive Entwicklung durch eine baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffes oder den Markteintritt neuer Mitbewerber gebremst werden. Die Sicherstellung der Rohstoffverfügbarkeit ist von externen Faktoren abhängig und steht im Fokus der Einkaufsorganisation der Semperit-Gruppe. Über die Auszahlung einer Dividende für 2020 wird erst entschieden werden. Zudem beabsichtigt der Vorstand der Semperit AG Holding nun, das durch den Kernaktionär B & C Holding Österreich GmbH zur Verfügung gestellte Hybridkapital innerhalb der nächsten sechs Monate zurückzuführen.

Der weitere Ausblick für 2021 ist aus heutiger Perspektive ebenfalls positiv: Selbst, wenn in absehbarer Zeit eine breitenwirksame Impfung gegen CoViD-19 zur Verfügung stehen sollte, werden die pandemiebedingte positiven Effekte aus dem Medizingeschäft voraussichtlich weit in das Jahr 2021 hinein reichen. Aufgrund der Planungsannahmen geht der Vorstand aus heutiger Sicht davon aus, dass das Ergebnis 2020 im kommenden Jahr in der Größenordnung gehalten beziehungsweise nochmals übertroffen werden könnte. (pj)

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