WIEN. Der Start von weiteren 28 DAB+-Sendern ist nicht nur für die einzelnen Veranstalter ein wichtiges Ereignis – auch für die heimische Privatradiolandschaft ist die Verbreiterung des Angebots ein wichtiges Asset hin zu den Hörerinnen und Hörern.
medianet bat Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP), in diesem Zusammenhang um einige Antworten.
medianet: Frau Drumm, heute starten insgesamt 28 neue DAB+-Programme, davon 14 regionale und 14 nationale. Welche Bedeutung hat das generell für den privaten Rundfunksektor?
Corinna Drumm: Der Radiomarkt wird jetzt noch vielfältiger. Radio ist der Tagesbegleiter der Menschen mit der intensivsten Nutzung: 75 Prozent schalten täglich das Radio ein, und die durchschnittliche Hördauer beträgt fast dreieinhalb Stunden. Die gesteigerte Vielfalt wird sich positiv auf Radio als Mediengattung auswirken.
medianet: Gerade die Gattung Hörfunk hat sich während der Pandemie als recht stabil erwiesen. Welche Erwartungen haben Sie bezüglich potenziell neuer Hörerinnen und Hörer für die Privatsender angesichts des neuen Angebots?
Drumm: Heute starten fast 30 neue Privatradios – das ist der größte Sendestart seit der Liberalisierung des Markts! Die Hörerinnen und Hörer haben also noch mehr Auswahl als bisher. Für jeden Geschmack ist etwas dabei: von Pop bis Klassik, von Rock bis Lounge, von Schlager bis Dance. Wir konnten schon zuletzt ein bemerkenswertes Wachstum der Privatsender beobachten; die neuen Sender werden dies noch verstärken.
medianet: Auch als Vertreterin der Privatsender –wie beurteilen Sie den Umstand, dass sich der ORF der DAB+-Technologie noch verschließt?
Drumm: Der private Radiomarkt ist trotz der positiven Entwicklung der letzten Jahre fragil. Für uns ist daher unverrückbar klar, dass der ORF als dominanter Player im Radiomarkt keine neuen Sender über DAB+ verbreiten darf. Gegen eine Verbreitung der bestehenden ORF-Radiosender spricht aus unserer Sicht hingegen nichts.
medianet: Apropos ORF – aktuell hat es den Anschein, als gäbe es ein gewisses Tauwetter zwischen den Privaten und dem ORF, auch um sich besser gemeinsam gegen die globalen Digitalgiganten zu wappnen. Ist der Eindruck richtig?
Drumm: Der österreichische Medienmarkt ist in einer nie dagewesenen, äußerst schwierigen Situation – internationale Plattformen ziehen immer mehr Werbebudgets aus dem Markt, ohne hier Wertschöpfung zu leisten. Die Refinanzierung österreichischer Medienangebot wird dadurch immer schwieriger. Dem müssen wir etwas entgegensetzen. Das können und wollen wir gemeinsam tun. Daher gibt es sehr konstruktive Gespräche zwischen unterschiedlichen Stakeholdern im Medienbereich, unter anderem zwischen ORF und VÖP.