••• Von Jürgen Zacharias
Die globale Automobilindustrie ist in den vergangenen Jahren ordentlich in Bewegung gekommen. Themen wie alternative Antriebe, immer enger gefasste Umweltauflagen und die fortschreitende Digitalisierung bis hin zum autonomen Fahren beschäftigen die Branche und sorgen für Rekordinvestitionen in Forschung und Entwicklung. Der Innovationsdruck bei Herstellern und Zulieferern ist dementsprechend hoch, wobei sich die österreichischen Firmen gegenüber der internationalen Konkurrenz durchaus zu behaupten wissen, wie eine aktuellen Studie des Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers (PwC) zeigt.
Unternehmen zuversichtlich
„Die Qualität und Innovationskraft der österreichischen Automotive-Zulieferer ist weltweit gefragt und birgt besonderes Wachstumspotenzial”, sagt Horst Bernegger, Partner und Leader Automotive bei PwC Österreich. Schon im vergangenen Jahr durften sich die meisten heimischen Automotive-Zulieferer über ein Umsatzwachstum freuen: 33% erzielten zweistellige Steigerungswerte, und weitere 28% verzeichneten eine Steigerung zwischen fünf und zehn Prozent.
Diese Tendenz lässt ebenso wie die Selbsteinschätzung der insgesamt 60 befragten Unternehmen auch positive Prognosen für 2017 zu: Rund die Hälfte der Befragten (51%) erwartet einen Umsatzanstieg von mehr als fünf Prozent, knapp ein Viertel (23%) eine Steigerung von mehr als zehn Prozent.
Sorge über Fachkräftemangel
Als besonders ausschlaggebend für ein erfolgreiches Wachstum sehen befragte Unternehmen vor allem die Verfügbarkeit und Qualität von Fachkräften. Für 57% kann ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften die Chancen auf neue Aufträge einschränken. Immerhin jeder fünfte österreichische Zulieferer sieht im anhaltenden Preis- und Produktivitätsdruck der OEM (Original Equipment Manufacturer) eine große Gefährdung ihres Marktwachstums.
Nur der drohende Abschwung auf den derzeitigen Hoch-Wachstumsmärkten stellt für viele ein noch größeres Risiko dar (22%).
Um im internationalen Konkurrenzkampf zu bestehen, fokussieren die meisten Unternehmen ihre Produktinnovationen auf Umwelt-Trends: 28% der befragten Unternehmen arbeiten demnach daran, mithilfe neuer Materialien das Gewicht von Fahrzeugen zu reduzieren und damit den Treibstoffverbrauch zu senken. Die Entwicklung alternativer Treibstoff-/Antriebssysteme, wie Hybrid und Strom, sehen 18% als wichtigsten globalen Trend im Produktbereich.
Fokus auf Zukunftsthemen
„Aber auch moderne Technologien im Bereich Digitalisierung und autonomes Fahren spielen in der strategischen Planung eine wichtige Rolle. Dazu legt die österreichische Zulieferer-Industrie in den nächsten fünf Jahren einen besonderen Fokus auf Robotik & Sensorik, Batterie- und Energietechnik sowie Data-Mining und Analyse”, so PwC-Experte Bernegger.
Unterschiede SLK vs. AUT
Neben der Erhebung von Erfolgs- und Risikofaktoren für die heimischen Zulieferer zieht die Studie auch einen Vergleich der österreichischen und slowakischen Automotive-Industrie. Die Automotive-Branchen in den beiden Nachbarländern weisen demnach bedeutende strukturelle Unterschiede auf: Während die Branche in der Slowakei über eine starke OEM-Basis verfügt, basiert die Automotive-Branche in Österreich auf der starken Struktur von Zulieferern, die ihren Hauptsitz und ihre regionale Produktionsbasis in Österreich haben.
„In Österreich zählen vor allem Familienbetriebe, die sich teilweise zu sogenannten Hidden Champions entwickelt haben, zu den führenden Betrieben in ihrem speziellen Teilbereich der internationalen Märkte; in der Slowakei hingegen gehört die Mehrheit der Zulieferern internationalen Konzernen an”, führt Bernegger aus.