Wien/Schwechat. Zuletzt gab es wieder heftige Diskussionen um die geplante dritte Piste am Flughafen Wien. Nach der Verhandlung der erstinstanzlichen Genehmigung vor dem Bundesverwaltungsgericht in Wien (BVwG) heißt es jetzt warten auf die zweite Instanz. Ob die Piste tatsächlich gebaut wird, steht in den Sternen. Höchstwahrscheinlich werden, so es nach den Pistengegnern geht, auch die Höchstgerichte – Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshof – eingebunden werden. Der Flughafen jedenfalls muss den „öffentlichen Bedarf” für die dritte Piste nachweisen – und dem stehen die Langzeitprognose für die zukünftigen Flugbewegungen einstweilen noch entgegen.
Prognose mit Fragezeichen
Am gestrigen Dienstag jedenfalls veröffentlichte der Flughafen die aktuellsten Zahlen – und die können sich sehen lassen: Der Flughafen Wien zählte 2014 so viele Passagiere wie noch nie. In Summe nutzten im Vorjahr 22,5 Mio. Personen den Airport, ein Plus von 2,2% gegenüber 2013. Für 2015 erwartet der Vorstand ebenfalls mindestens 22,5 Mio. Passagiere; Umsatz und Gewinn sollen steigen.Hinter die Passagierprognose setzt der Flughafen aber noch ein Fragezeichen: Die Auswirkungen der Krisensituation in Russland und der Ukraine sowie im Nahen und Mittleren Osten wie auch die streikbedingten Flugausfälle und die verhaltene Konjunktur-lage seien auch am Flughafen Wien spürbar, erklärte Flughafen-Vorstand Julian Jäger. „Daher rechnen wir zwar im ersten Quartal 2015 mit einem Passagierrückgang, für das Gesamtjahr 2015 erwarten wir aber eine leicht steigende Entwicklung zwischen null und plus zwei Prozent.”Der größte Kunde, die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines, hat im Vorjahr ihre Flüge nach Russland, in die Ukraine und in den Nahen Osten reduziert und hatte unterm Strich um 1,1% weniger Passagiere.
EBITDA über 250 Mio.
Trotz der vorsichtigen Passagierprognose stellt der Vorstand für 2015 einen Umsatz von mehr als 645 Mio. € und ein Nettoergebnis von mindestens 85 Mio. in Aussicht, das EBITDA soll auf über 250 Mio. € steigen, und die Nettoverschuldung auf unter 500 Mio. € reduziert werden. Für Investitionen sind heuer 95 Mio. € vorgesehen.
Niki & neuer Eigentümer
Als Grund für das Passagierplus nennt der Flughafen drei neu aufgenommene Langstreckenverbindungen, sechs neue Airlines und Aufstockungen von Strecken. Wachstumstreiber war vor allem der Lokalverkehr mit einem Anstieg um 4,6%, während der Transferverkehr um 3,9% zurückging. Die Anzahl der Starts und Landungen sank leicht um 0,2%. Das Frachtaufkommen stieg um deutliche 8,3% auf 277.532 Tonnen, die Luftfracht sogar um 10,6%.Im Ranking der Airlines, gemessen am Passagieranteil, führt Austrian Airlines mit 47,7% vor Niki mit 11,0%, Air Berlin mit 6,2% und Lufthansa mit 4,8%. Die Air-Berlin-Tochter Niki bietet wie berichtet ab 1. April Flüge zwischen Wien und Bratislava an; slowakische Passagiere sollen so Zugang zu den Verbindungen in Wien bekommen.Der Flughafen Wien hat seit Mitte Dezember des Vorjahres einen neuen Großaktionär: Der australische Fonds IFM erwarb über seine Tochter Airports Group Europe 6,279.000 Aktien der Flughafen Wien AG; das entsprach 29,9% des Grundkapitals. Die Stadt Wien und das Land Niederösterreich halten jeweils 20% am Airport. (APA/red)