PRIMENEWS
© Senat der Wirtschaft/Aldrian

„Das reicht nicht” Hans Harrer, Vorstand des Senat der Wirtschaft: „Man hat das Gefühl, Gesetze werden aufgrund eines großen Misstrauens gegenüber Unternehmern besonders bürokratisch aufgesetzt.”Der Senat der Wirtschaft ist ein ökosozialer Thinktank.

12.02.2016

Bürokratieabbau: Wer glaubt das noch?

Ein Plädoyer gegen die Unternehmerfeindlichkeit.

Gastkommentar ••• Von Hans Harrer


WIEN. Wieder einmal haben der Wirtschaftsminister und der Präsident der Wirtschaftskammer gemeinsam kundgetan, dass ein Bürokratieabbau, also eine Abnahme der Belästigung der Unternehmer, kurz bevorstünde. So weit so gut. Nur: Wer soll das noch wirklich glauben? So oft wurde eine Reform angekündigt. Dem gelernten Österreicher fehlt der Glaube. Denn es geht nicht nur um einzelne Placebomaßnahmen – es geht um die allgemeine Einstellung zum Unternehmertum, um die Rahmenbedingungen, die ein optimales Wirtschaften ermöglichen. Es geht um Flexibilität und darum, dass Rendite nichts Unanständiges ist. Manchmal fragt man sich, ob die Einstellung ‚Industrie brauchen wir ja nicht, die Produkte stehen eh im Regal', langsam Massentauglichkeit erlangt.

Ein Defizit in der Grundhaltung

Wir hören täglich, wie wichtig die Innovationskraft für unser Land sei. Man will uns weismachen, dass wir so toll sind, weil es angeblich ‚so viele' Unternehmensgründungen in Österreich gibt – und niemand macht sich die Mühe, zu untersuchen, was denn das mehrheitlich für Unternehmungen sind: oftmals entsorgte Manager nämlich, die Berater werden, sogenannte EPU. Schön, nur damit kann Österreich nicht den Anschluss an die Spitze finden. Interessanterweise findet Österreich im Global Entrepreneurship Monitor, als einziges Land in der EU, keine Erwähnung. Das Defizit in der Grundhaltung zum Unternehmertum ist eine der großen Baustellen.

Wer wirtschaftliche Abläufe nicht versteht, wird auch weiterhin glauben, dass die Politik und nicht die Unternehmer Arbeitsplätze schafft. Man findet das Silicon Valley toll – aber nur zum Besuchen. So lange die Politik davon überzeugt ist zu wissen, was die Wirtschaft an Rahmenbedingungen benötige – und nicht gewillt ist, jenen zuzuhören, die täglich am wirtschaftlichen Markt um ihre Aufträge kämpfen, wird sich in diesem Land nichts ändern. Die Großen können sich dem leichter entziehen, indem sie eben ihre Unternehmen vermehrt ins Ausland transferieren, aber wer schützt den Mittelstand, der immer noch das Rückgrat der Wirtschaft darstellt und somit der größte Arbeitgeber im Land ist? Nur: Wie lange noch?

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