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28.05.2015

Die Flucht aus dem Würgegriff der OTTs

Arthur D. Little Das Internet wandelt sich zu einer Medienplattform: Wer davon profitieren wird

Riding the OTT wave Globale Vernetzung, „smarte” Geräte, „datenfressende” Streamingangebote stellen Internet-Service-Anbieter, aber auch traditionelle Medien, vor echte Herausforderungen (Bild: Netflix-Co-Gründer Marc Randolph).

Wien. „Wir investieren, sie machen den Profit” – das Lamento der Telekoms und Medienhäuser, im Würgegriff datenfressender OTT-Konsumenten zu ersticken, klingt allen in den Ohren, die die Marktentwicklung mitverfolgen. „Over-The-Top”-Content sind datenintensive Dienste (Spotify, Netflix, Skype …), die zwar die Infrastruktur belasten, mit denen die Service-Provider aber nichts verdienen. Mit einer frohen Botschaft wartet jetzt die Strategie- und Innovationsberatung Arthur D. Little (ADL) auf: Die durch neue Dienste rasant wachsende Nachfrage nach superschnellem Breitband etwa könnte eine Initialzündung für höhere Umsätze bei den Telekomanbietern sein, heißt es in der mit Exane BNP Paribas veröffentlichten Studie „How to ride the OTT wave” – die 14. Ausgabe deren jährlichen Untersuchung der europäischen Telekom- und Medienbranche.

Anbieter unter Druck

Der Wandel in der Mediennutzung, getrieben durch das starke Wachstum an internetfähigen Endgeräten und vice versa getrieben durch die starke konsumentenseitige Nachfrage, schafft einen gro-ßen Markt für Contentübertragung. Das setzt die klassischen TV- und Radio-Anbieter unter Druck. Zwei Drittel der Befragten (110 Branchenexperten aus 17 Ländern) glauben, dass insbesondere die Pay-TV-Sender darunter leiden werden.
Allerdings, so die Studienautoren, könne „nicht einmal der Branchenriese Netflix an die Angebotsbreite der führenden Pay-TV-Anbieter wie Sky heranreichen”. Experten gehen davon aus, dass der Wettbewerb zwischen traditionellen und neuen Playern nicht nur die Kosten für die Infrastrukturanbieter weiter in die Höhe treiben wird – sondern auch die Kosten für den Content. Dazu kommt: Während OTT-Anbieter zwar für die traditionellen Medienhäuser, insbesondere für kleinere TV-Kanäle und Pay-TV-Anbieter, eine Gefahr darstellen, könnten die großen Fernsehsender den neuen Wettbewerb durch die Entwicklung eigener OTT-Angebote eindämmen und dabei ihre Stärken – Marke, bestehende Beziehungen zu Content-Anbietern, technisches Wissen, Kundenbasis – nutzen.

Guter Start in Österreich

In Österreich hat die Konvergenz zwischen Telcos und Medien schon begonnen. Hier sind die Akquisition von Flimmit durch den ORF, der Vertrieb von Netflix durch T-Mobile, die positive Entwicklung des Pay-TV-Anbieters Sky sowie das geplante Online-TV-Angebot der Telekom Austria-Gruppe anzuführen. „Kurzfristig werden die traditionellen Anbieter den Herausforderungen der OTTs begegnen können”, sagt Clemens Schwaiger, Principal bei ADL in Wien. „Dennoch könnte es einigen OTTs gelingen, die kritische Masse zu erzielen, die man für das Angebot von Premium-Inhalten benötigt; in Österreich hat das Rennen aber gerade erst begonnen.” Traditionellen Medien biete sich die Gelegenheit, sich mit Telekomanbietern zusammenzutun, um ihre Wettbewerbsposition mit Bündelangeboten aus Telekomservice, TV- und Musik den reinen OTT-Anbietern gegenüber zu verbessern.
Die Telekomanbieter wiederum profitieren von der wachsenden Nutzung von Streamingdiensten dadurch, dass sie Premiumangebote für höhere Übertragungsgeschwindigkeiten und/oder Datenvolumen entwickeln. Weiters bietet sich eine Monetarisierung bestehender Infrastruktur etwa durch eine garantierte Übertragungsqualität an – oder aber die Option, als Anbieter in den Märkten für Online-Video, Musik und Pay-TV aufzutreten, wahlweise in Partnerschaften mit existierenden Anbietern.
„Zum ersten Mal seit drei Jahren sind die Entscheider der europäischen Telekombranche optimis-tisch”, zieht Karim Taga, Co-Autor der Studie und ADL-Managing Partner, ein positives Fazit, „denn die Mehrheit rechnet mit einer Rückkehr der Branche auf den Wachstumspfad. Für den europäischen Markt erwarten wir eine Stabilisierung bis 2016 und eine Rückkehr auf Wachstum ab 2017 – mit einer Rate von rund einem Prozent pro Jahr. Nach einer kurzen Verschnaufpause durch die Konsolidierung werde der Druck auf den heimischen Mobilfunkmarkt jedoch durch eine Reihe neuer MVNOs (virtuelle Mobilfunkanbieter, Anm.) wieder steigen. Infos: http://www.adl.com/TelcoMediaOTT/ (sb)

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