Wien. „Der Klimawandel wird zunehmend im Geldbörsel spürbar”, warnte Ingmar Höbarth, Chef des staatlichen Klima- und Energiefonds, bei der Präsentation einer Studie („COIN – Cost of Inaction: Assessing the Costs of Climate Change for Austria”) zu den wirtschaftlichen Folgeschäden des Klimawandels in Österreich. Es müsse bis zum Jahr 2050 mit bis zu 8,8 Mrd. € an jährlichen Kosten gerechnet werden – wenn die Lage nicht noch schlechter wird: „Das ist kein Horrorszenario, sondern eine sehr vorsichtige Prognose.” Aktuell liege die Schadenssumme bei einer Mrd. € im Jahr. Kommen extreme Wetterereignisse hinzu – wie etwa ein Jahrhunderthochwasser –, können die geschätzten Kosten bis Ende des Jahrhunderts sogar um weitere 41 Mrd. € allein im Gebäudesektor ansteigen.
Für Touristiker hat Höbarth eine alarmierende Botschaft: Bis 2050 werde es wegen des Klimawandels jährlich eine Mio. Nächtigungen weniger geben. „Wintertourismus wird in vielen Lagen Österreichs kürzer oder gar nicht mehr in der bekannten Form stattfinden können”, warnte auch sein Kollege Karl Steiniger am Donnerstag vor Journalisten.
Umweltbudget sinkt
„Die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius ist eine Aufgabe, die internationaler und nationaler Anstrengungen bedarf”, bekräftigte Umwelt- und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter. Zuletzt war das Umweltbudget rückläufig: Lag es 2013 noch bei 658 Mio. €, sank es im Vorjahr auf 639 Mio. €. Rupprechter verwies auf Initiativen wie etwa die Förderschienen des Klima-und Energiefonds, den Sanierungsscheck, die Klimaschutzinitiative klima:aktiv oder das Aktionsprogramm „Hochwassersicheres Österreich”.Der Klima- und Energiefonds entwickelte bereits Handlungsanleitungen zur Entwicklung von individuellen Klimawandelanpassungsstrategie für Regionen und Gemeinden – „zukünftig werden auch konkrete Maßnahmen zur Anpassung auf regionaler Ebene durch uns unterstützt”, kündigte Höbarth an.
„Alternativen für die Gäste”
Von den Auswirkungen des Klimawandels sind viele Bereiche betroffen – vorrangig Energiewirtschaft, Forst- und Landwirtschaft, Tourismus, aber auch Verkehrsinfrastruktur und Immobilien. Die Wintertourismusbetriebe seien jedenfalls, so Steininger, „gut beraten, sich schon heute Alternativen für Gäste zu überlegen”.Für die Grünen sind die präsentierten Zahlen zu den Klimaschädenkosten „in höchstem Maße alarmierend”. „Das Klimamaßnahmenprogramm des Umweltministers ist mit 31.12.2014 ausgelaufen. Neue Maßnahmen sind bislang weder vorgestellt, noch finanziert, noch beschlossen. So haben wir zwar ein Klimaschutzgesetz, aber keine Umsetzungsmaßnahmen”, kritisierte Umweltsprecher Chris-tian Brunner. (APA/red)
Karl Steininger, Studienautor (Karl-Franzens-Universität), Umweltminister Andrä Rupprechter und Ingmar Höbarth, Geschäftsführer Klima- und Energiefonds (v.l.n.r.).