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18.12.2015

Die Prognosen der Wirtschaftsentscheider

medianet exklusiv: Umfrage zum Geschäftsklima in den ­heimischen Unternehmen mit einem Ausblick bis 2020.

••• Von Sabine Bretschneider

WIEN. Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu. medianet hat zum Jahreswechsel Österreichs Wirtschaftsentscheider zum Geschäftsklima in den heimischen Unternehmen befragt – und die Ergebnisse belegen, dass die verbesserten Konjunkturprognosen der Wirtschaftsforscher sich bereits auf die Stimmung auswirken. Langfristig ist jedoch noch kein stabiles Hoch in Sicht. Fazit: Die aktuelle Lage des eigenen Unternehmens wird überraschend positiv eingeschätzt, vorsichtiger lautet die Zukunftsprognose, noch kritischer betrachtet man die eigene Branche. Dazu kommt: Der Forderungskatalog der Wirtschaft in ihrem Brief ans Christkind ist lang.

Konjunkturdaten in Kürze

Die aktuellsten Daten zur heimischen Konjunktur: Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hatte sich zuletzt in ihrer Prognose für kommendes Jahr auf immerhin 1,9% Wirtschaftswachstum festgelegt – das ist Deutschland-Niveau. Am Mittwoch bestätigten die Ökonomen der Bank Austria ihre Einschätzung von 1,5% BIP-Plus für 2016 (Wifo/IHS: 1,6%). Steuerreform, öffentliche Ausgaben für Flüchtlinge und unterstützendes globales Umfeld kurbeln die Konjunktur an. Zur Stimmung in der Unternehmerschaft: Das Konjunkturbarometer der Wirtschaftskammer Wien etwa zeigte zuletzt eine durchwachsene Stimmung an: 11% erwarten ein besseres, 66% ein konstantes Wirtschaftsklima. Von „Konjunkturpessimismus” und „getrübter Stimmung” berichtet das Ende November publizierte Creditreform-Klimabarometer.

Jetzt liegen auch die Ergebnisse der aktuellen Umfrage vor, die medianet gemeinsam mit den Digital-Marktforschern von Marketagent.com im Zeitraum 26. November bis 9. Dezember 2015 durchgeführt hat („Geschäftsklima in heimischen Unternehmen” – Bewertungen von Entscheidern zur aktuellen wie zur zukünftig erwarteten Geschäfts- und Konjunkturlage des eigenen Unternehmens, der jeweiligen Branche und der Gesamtwirtschaft). Sie ergeben folgendes Bild: Immerhin 62% der Befragten bezeichnen die gegenwärtige wirtschaftliche Situation ihres Unternehmen als „sehr gut” oder „eher gut”; für die Branche, in der man tätig ist, gilt das mit dem Vergleichswert 33% („sehr gut/eher gut”) übrigens nicht.
In der Vorausschau bis 2020 erwarten sich 75% der Befragten eine bessere oder zumindest gleichbleibende ökonomische Lage (Branche: 62%). Gute Nachrichten für den Arbeitsmarkt: 25% der Befragten geben an, dass im nächsten halben Jahr eine Aufstockung bei den Mitarbeitern geplant ist (nur 20% sind es in Tirol und Vorarlberg). Lediglich 12% (Durchschnitt) wollen hingegen in neue Standorte investieren.

Klagen und Forderungen

Korrespondierend zu den Einstellungsabsichten klagen 38% der Befragten über Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Den meisten Grund zur Beschwerde hatten in der medianet-Umfrage die Angehörigen der Touristikbranche: 84% etwa fühlen sich durch hohe Steuern und Lohnnebenkosten besonders belastet.

Die Alarmglocken sollten bei der Bundesregierung schrillen: Die Frage nach der Zufriedenheit mit der heimischen Wirtschaftspolitik beantworteten 80% mit „eher” oder „sehr unzufrieden”. Die wichtigsten Forderungen: weniger Steuern, weniger Bürokratie, weniger Regulierung. Der erleichterte Zugang zu Risikokapital spielt nur für 13% eine Rolle – Ausreißer ist bei dieser Forderung der Finanz-/Banken-/Versicherungsbereich mit 26%.
Das heiße Thema „Integration von Flüchtlingen” polarisiert: 35% rechnen innerhalb der nächsten fünf Jahre mit positiven Auswirkungen auf die Wirtschaft, 37% mit negativen (unentschieden: 28%). Gleichmütiger ist man diesbezüglich in der Bewertung der Folgen für die eigene Branche: 56% sagen hier ‚weder noch'.

Alles im digitalen Bereich?

Auch die Antworten zum Trendthema „Digitalisierung” ergaben interessante Erkenntnisse: Für die Mehrheit der Befragten ist das Digitalisierung im eigenen Unternehmen schon „weit fortgeschritten”, 85% (für die eigene Branche: 78%) platzieren sich in der oberen Hälfte der zehnteiligen Skala, kein Thema ist es nur für 2% (vollständig abgeschlossen: 8%). Nach Bundesländern gereiht, zeigen sich OÖ/Salzburg mit 5,9 als am wenigsten „digitalisiert”.

74% nutzen im eigenen Unternehmen schon digitalisierte Angebots- oder Auftragsprozesse bzw. Vertriebskanäle. Je größer das Unternehmen, desto höher der Digitalisierungsgrad. In Führung: der Finanz-/Banken-/Versicherungssektor.

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