PRIMENEWS
© IP Österreich/Mila Zytka

On Air Andreas Bartl, Bernd Reichart, Victoria ­Swarovski, Wolfram Kons, Stephan ­Schäfer, Walter Zinggl.

Redaktion 20.09.2019

Mediengruppe RTL setzt auf Eigenproduktionen

Das Zauberwort lautet: Content-Alliance. Was dahinter steckt, erklären die TV-Manager im großen Interview.

••• Von Dinko Fejzuli und Chris Radda

Die Mediengruppe RTL präsentierte ihr Programm auch in Wien. medianet nahm dies zum Anlass und bat den CEO Bernd Reichart, Stephan Schäfer, GF für Inhalte und Marken bei Mediengruppe RTL, und den GF der IP Österreich, Walter Zinggl, zum Gespräch.


medianet:
Herr Zinggl, was bietet die IP in der neuen TV-Saison der Werbewirtschaft an?
Walter Zinggl: Ich hoffe, dass wir wieder Programm anbieten können, das uns abermals 1,1 Prozentpunkte Zuwachs bringt. Ansonsten haben wir auf allen Sendern, die in Österreich vermarktet werden, ein höchst attraktives Programm, das auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten ist. Wir kommen in ein richtig gutes Jahr 2020.

medianet:
Sie haben schon gesehen, was alles auf die Zuschauerinnen und Zuschauer zukommen wird. Was sind Ihre persönlichen Highlights?
Zinggl: Aus Sicht des Vermarkters gibt es wie immer mit ‚Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!' einen grandiosen Start ins Jahr. Das ist eines der Programme, mit denen wir konstant 15 bis 20 Prozent Marktanteil abliefern können. Ich freue mich, dass wir heuer dieses Erfolgsformat auf RTLplus mit ‚Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! – Die Stunde danach' verlängern können. Zudem bin ich ein großer Schlagerfan, deswegen freue ich mich persönlich auch auf die Schlagernacht bei RTLplus. Auch bei Vox wird es viele Innovationen geben, wie zum Beispiel die fiktionale Eigenproduktion ‚Rampensau' mit Jasna Fritzi Bauer in der Hauptrolle oder die neue Kochshow ‚Ready to beef' mit Tim Mälzer und Tim Raue.

 

medianet: Herr Reichart, Sie sind seit Jahresbeginn der neue CEO der Mediengruppe RTL. Sie haben vieles umgestellt, vieles zusammengeführt. Woran erkennt man die neue Handschrift?
Bernd Reichart: Uns ist es wichtig, innerhalb unserer Strategie auf eigene Produktionen zu setzen, attraktiven Content zu generieren und zu designen, speziell zugeschnitten für unsere deutschsprachige Zielgruppe – im Bereich Unterhaltung ebenso wie in der journalistischen Information. Zudem fahren wir eine Offensive in Richtung aller Kreativen, die für uns Ideen entwickeln und Geschichten erzählen, die für den deutschsprachigen Raum relevant sind. Hier haben wir in den ersten Monaten einen Schwerpunkt gesetzt, denn wir wollen die erste Adresse für die besten Ideen sein, denn bei uns sind sie in den allerbesten Händen. Unsere volle Pipeline ist ein Indiz dafür, dass wir den Schwung durch das Wachstum unserer Angebote im ersten Halbjahr mit in die neue Saison nehmen wollen.

medianet:
Sollen hier vor allem die Eigenproduktionen helfen, den eigenen USP im Vergleich zu Netflix & Co. zu stärken, sprich das Programm noch stärker mit der eigenen Handschrift zu versehen?
Reichart: Unbedingt. Denn es gibt immer mehr Möglichkeiten, Bewegtbild zu konsumieren, auch jenseits des linearen TV. Globale Streamingplattformen bauen dabei sehr stark auf ebenfalls globale High-Concept-Fiction-Serien. Und auch wenn US-Fiction für unser Publikum an Strahlkraft verloren hat: Jede Art von Wettbewerb macht uns besser. Was wir aber am besten können, ist, zu verstehen, was unsere Zielgruppen informiert und unterhält, was sie zum Lachen oder auch mal zum Weinen bringt. Genau darauf zu setzen, ist unser USP, den wir nicht nur behalten, sondern ausbauen wollen.

medianet:
Apropos ‚lineares Fernsehen' beziehungsweise non-lineares Fernsehen. Auch hier wurde umgebaut. Herr Schäfer, Sie sind für die Inhalte von TVnow zuständig, eine wichtige Plattform für den Gesamtkonzern. Wie drückt sich dieses neue Gesamtportfolio aus, gerade in Zeiten von Net­flix und Co?
Stephan Schäfer: Es ist unsere besondere Stärke, dass wir eben nicht TV oder Streaming anbieten, sondern beides. Und diese Stärke spielen wir zunehmend aus: Die Produktion von noch mehr eigenem, deutschsprachigen Content ist für uns eine logische und konsequente Entwicklung. Denn die Quoten bzw. Abrufe zeigen, dass wir dort, wo wir lokale Originals senden, besonders stark sind, linear und non-linear.

medianet:
Bleiben wir noch kurz bei den Eigenproduktionen. Mit n-tv hat man hier einen ersten Schritt mit einem eigenen Programmfenster für Österreich gemacht. Was dürfen wir uns hier noch erwarten?
Reichart: Wir möchten die Idee und die Chance, die n-tv uns mit einem eigenen Programmfenster hier in Österreich bietet, gern weiterdenken. Wir wollen die richtigen Schlüsse ziehen und weiterentwickeln. Welche Möglichkeiten der österreichische Markt bietet, war eine spannende Frage. Die positiven Reaktionen des Publikums sind ermutigend.
Zinggl: Wir sind in Österreich in einer sehr kompetitiven Situation am Markt, was mit einem Partner wie der Mediengruppe RTL sehr begünstigend ist, weil wir hier die volle Unterstützung bekommen. Alles andere werden wir zu gegebener Zeit gemeinsam entwickeln und entscheiden.

medianet: Kommen wir auf den TV-Markt an sich zu sprechen. Hier gibt es vor allem am Werbemarkt durchaus einige Herausforderungen zu meistern …
Reichart: Die Wettbewerbssituation fordert uns auf, besser zu werden. Es ist gar nicht so lange her, dass wir im Sommer US-Serien wiederholt und gute Reichweiten erzielt haben. Diese Zeiten sind vorbei. Jeder einzelne Primetime-Abend bei Vox und RTL ist originäres Programm, das speziell für diesen Sendeplatz, Kontext, Wochentag und die Jahreszeit konzipiert und produziert worden ist.

Wenn wir damit erfolgreich sind und das weiterhin mit den besten Ideen und dem nötigen Budget verwirklichen, dann ist uns ein Platz am Tisch der Werbewirtschaft sicher.


medianet:
Frage zum Schluss. Ein Gewinner Ihrer diversen Aktivitäten steht schon fest – die europäische Kreativwirtschaft, welche von vielen Sendern Aufträge erhält, die man früher nur aus Hollywood gewohnt war. Eine insgesamt erfreuliche Entwicklung, oder?
Schäfer: Auf jeden Fall. Wir alle profitieren von einer pulsierenden Kreativwirtschaft, zu der wir auch uns selbst zählen. Auch wir denken und konzipieren am liebsten mit Kreativen, die ein tiefes Verständnis für unser Publikum und unseren Markt haben. Und wenn sie sich dann fragen, wohin sie ihre Ideen bringen, dann kommen sie immer häufiger zu uns. Auch weil wir inzwischen im Verbund der Bertelsmann Content Alliance noch so viel mehr zu bieten haben. Daneben haben wir selbst zwei direkte Möglichkeiten des direkten Zugangs zu Produzenten: Einmal mit den RTL Studios, einer 100%igen Tochter, die immer mehr Produktionen für uns stemmt, und über unsere Holding, die RTL Group, haben wir natürlich auch einen direkten Austausch mit Fremantle, dem größten senderunabhängigen Produktionshaus der Welt.

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