REAL:ESTATE
© S. d’Halloy/Image&Co

Besucherplus Laut Veranstalter RX France hat die Zahl der Besucherinnen und Besucher der MIPIM in Cannes gegenüber dem Vorjahr um 15% auf rund 23.000 zugelegt.

Redaktion 24.03.2023

Bonjour Tristesse? Aber nicht doch!

Sie ist wieder da: Die Internationale Immobilienszene traf sich im südfranzösischen Cannes auf der MIPIM.

CANNES/WIEN. Die Suche nach möglichen Wegen aus der aktuell schwierigen Situation war das beherrschende Thema bei der diesjährigen Marché International des Professionnels de l’immobilier, kurz MIPIM, der größten europäischen Standort- und Immobilienmesse.

Die Kombination mehrerer belastender Faktoren wie der Ukrainekrise, der rapide gestiegenen Inflation und Zinsen, schwaches Wirtschaftswachstum und die zusätzliche Belastung der Immobiliennutzer durch hohe Energiepreise hat den lange anhaltenden Höhenflug der Immobilienmärkte jäh beendet.
„Die Stimmung war sicherlich schon besser”, konstatiert Michael Ehlmaier, CEO der EHL Immobilien Gruppe. „Jeder Boom geht einmal zu Ende, und seit letztem Sommer hat sich diese Erkenntnis vielleicht etwas rascher und härter manifestiert, als die meisten Experten annahmen. Obwohl die aktuelle Situation sicherlich sehr herausfordernd ist, bringt jeder Wandel auch Chancen, die es zu nutzen gilt.”
Parallel zum zyklischen Rückgang der Nachfrage auf den Kapitalmärkten ist die Branche auch mit der stärkeren Hinwendung der Immobilienwirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit konfrontiert, so Ehlmaier: „Die Inflation und der dadurch ausgelöste Zinsanstieg wird uns im Vergleich zur Umstellung der Immobilienbranche auf die Anforderungen der EU-Taxonomie nur kurzfristig beschäftigen. Dieser Trend war auf der MIPIM auf nahezu allen Ständen greifbar und wird das beherrschende Thema der kommenden Jahre bleiben.”

Stay positive!

Markus Arnold, Alleineigentümer und CEO von Arnold Immobilien, sieht die Dinge nach rund 170 Terminen auf der Messe etwas gelassener: „Die MIPIM hat gezeigt, dass die Branche in Bewegung ist, aber keinesfalls so negativ, wie vielfach suggeriert. Im Gegenteil, wir haben sehr positive Gespräche geführt. Speziell aufgrund der Unsicherheiten am Bankensektor ist der Tausch ‚Geld gegen Steine' zur Absicherung des Vermögens wichtiger denn je. Viele Deals stehen unmittelbar vor dem Abschluss. Im Fokus standen besonders Liegenschaften mit bis zu 50 Mio. Euro. Auch Residential in Wien in guten Lagen wurde international nachgefragt. Die MIPIM ist und bleibt der Gradmesser der Branche – wir sind nächstes Jahr wieder mit dabei.”

Kai Wolfram, geschäftsführender Gesellschafter von Engel & Völkers Investment Consulting, beobachtete eine positiv reservierte Stimmung auf der MIPIM 2023. Klagen sei verständlich. Es sei aber an der Zeit, dass sich die Branche auf die neue Realität einstellt, betont Wolfram: „Es bedarf neuer Konzepte für die in den Vorjahren erworbenen Immobilien. Das Marktpreisniveau hat sich nun einmal geändert, die Nachfrage auch, weil es seit Jahren erstmals wieder Anlageopportunitäten zur Immobilie gibt. Positiv stimmt, dass viele Marktteilnehmer diese Situation als Chance begreifen und bereits an solchen Konzepten arbeiten – also: let’s move on!”

Sondierungen und ESG

Daher wurden auf der MIPIM wieder verstärkt neue Geschäftsmöglichkeiten sondiert. Das Umfeld sei zwar laut Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting, nach wie vor schwierig, aber: „Mittlerweile werden die geänderten Rahmenbedingungen in die Businesspläne eingearbeitet und es beginnt sich ein neues Preisniveau abzuzeichnen. Derzeit ist allerdings die sowohl für Käufer- als auch für die Verkäuferseite akzeptable Schnittmenge noch nicht gefunden”, erklärt Pöltl. „Zudem entwickeln sich wichtige Nutzermärkte wie Wohnen, Büro und Logistik trotz konjunktureller Risiken erfreulich positiv. Das sorgt auch wieder für einen gewissen Optimismus.”

So wie Ehlmaier ortete auch Pöltl gesteigertes Interesse an nachhaltigem Wirtschaften auf der MIPIM: „ESG-Konformität wird einerseits für Entwickler im Neubaubereich zu einem absoluten ‚Must-Kriterium', andererseits für Bestandhalter zu einer Mammutaufgabe werden, um die von der Kommission vorgegebene CO2-Neutralität bis 2050 zu schaffen”, so Pöltl.

Essenz der MIPIM 2023

Mit der Hoffnung auf Stabilisierung zeigt sich ein deutlicher Investmentappetit auf Opportunitäten, die bereits die aktuelle Zinslage berücksichtigen und Inflationsabbauten in Aussicht stellen.

Die nächste MIPIM findet von 14. bis 17. März 2024 statt. (hk)

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL