••• Von Paul Christian Jezek
PRAG/WIEN. „Der Prager Immobilienmarkt ist um rund ein Drittel kleiner, aber wesentlich internationaler als der Wiener und hat sich aufgrund der vielen Verbesserungen der politischen Rahmenbedingungen zu einem sehr attraktiven Marktplatz entwickelt”, sagt Markus Arnold (39), Geschäftsführer von Arnold Immobilien, im Exklusivinterview mit medianet.
2008 haben sich in Folge der Finanzkrise viele Investoren aus Tschechien zurückgezogen. Dadurch sind die Preise – auch in Prag – um rund 35% gefallen und haben sich erst 2013 langsam wieder erholt. Dieser Umstand macht die Region besonders beliebt. „Unsere ursprüngliche Motivation, nach Prag zu expandieren, war, den österreichischen Kunden neue, attraktive Zinshausinvestments im umliegenden Ausland zu bieten. Mittlerweile zählen auch Investoren aus Italien, Russland und Irland oder wohlhabende Tschechen zu unserem Kundenkreis”, berichtet Arnold.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden – anders als in anderen Staaten des ehemaligen Ostblocks – Wohnungen nicht an die Mieter verschenkt. Daher befinden sich die rund 15.000 Prager Zinshäuser noch immer mehrheitlich im 100%-Eigentum.
Transparenter und attraktiver
Anfang 2014 hat Tschechien sein Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) stark an die westlichen Rechtssysteme angepasst. Besonders positiv davon betroffen sind das Vertrags- und Immobilienrecht. „Diese neuen Gesetze machen den tschechischen Markt transparenter und somit für ausländische Investoren noch attraktiver”, erklärt Arnold. Die Preise erreichen inzwischen internationales Topniveau – Arnold spricht von 16.000 € pro m2 in der Fußgängerzone. „Wenn man in Prag investieren will, sollte man unbedingt jetzt einsteigen ...”
Neben Zinshäusern, die in Prag eine ähnliche Bausubstanz wie die Wiener aufweisen, vermittelt Arnold Immobilien auch Gewerbeimmobilien. „Grundvoraussetzung, in einen neuen Markt zu expandieren, ist für uns die absolute Rechtssicherheit und dazu gehört ganz besonders ein gut gewartetes Grundbuch. Und das gibt es erfreulicherweise in der Tschechischen Republik seit Maria Theresia.” Summa summarum sei der Prager Markt bullisher als jener in Wien, resümiert Arnold. „Es sind einfach mehr Immobilien auf dem Markt.”
1,2 Mrd. Euro Track Record
Der Gründer und Eigentümer von Arnold Immobilien hat eine Ausbildung für Immobilienmanagement absolviert und nach einigen Stationen bei renommierten Immobilienunternehmen (u.a. bei Helmut Rüdiger Scholz) die Leitung der Investment-Abteilung bei Conwert/Resag übernommen; mittlerweile zeichnet er für rund 350 Immobiliendeals im Gesamtwert von rund 1,2 Mrd. € verantwortlich. „Irgendwie kommt bei uns immer ein Durchschnittswert von rund vier Mio. Euro pro Immobilie heraus”, lächelt Arnold.
Arnold Immobilien hat 2014 mit 22 angestellten Mitarbeitern ein Transaktionsvolumen von 135 Mio. € erzielt. Für 2015 werden – mit inzwischen 36 Mitarbeitern, davon einem Dutzend Makler – rund 180 Mio. angepeilt, was sich laut Arnold auch noch gut ausgehen kann. „Sämtliche im Verkauf tätige Mitarbeiter sind qualifizierte Immobiliengeneralisten mit wirtschaftlichem oder juristischem Background, die einem Angestelltenverhältnis und strengsten Vertraulichkeits- und Verschwiegenheitspflichten unterliegen”, erklärt er. Die Mitarbeiterzahl wachse ständig – nicht zuletzt aufgrund der vielen Initiativbewerber aus der Branche, die sich mit der Unternehmensphilosophie identifizieren können: „Wir machen Geschäfte nicht um jeden Preis.” Und: nur Verkauf (dort aber „alles”), keine Vermietung.
Überschaubar & gute Renditen
Österreich und die Tschechische Republik hat Arnold „im Griff”, 2016 geht Arnold Immobilien nach Ungarn, danach will er sich nach Deutschland wagen. („Dort reicht ein Büro nicht aus, sondern man braucht gleichzeitig drei oder vier.”) Im Fokus stand heuer mit der Slowakei ein weiteres Betätigungsfeld, wobei Arnold Immobilien schon vor der Gründung der Niederlassung in Bratislava rund zwei Jahre lang am Markt aktiv war.
„Österreichische Investoren schätzen dort besonders die Nähe zu Wien, die Überschaubarkeit des Markts und die Möglichkeit, eher kleinere Investmentliegenschaften mit Renditen von sieben bis zehn Prozent zu erwerben.”
Die Privaten haben dazugelernt
In der Slowakei vermittelt Arnold Immobilien rund zwei Drittel Gewerbeimmobilien. Neben Büro- gebäuden befinden sich auch attraktive Retail-Objekte und einige Zinshäuser im Portfolio. Das Angebot richtet sich speziell an institutionelle Investoren, aber auch zunehmend an vermögende heimische Privatpersonen, die ein sicheres Investment mit langfristigen Renditen suchen. „Das ist ein genereller Trend in Mitteleuropa”, sagt Arnold. „Die Privaten haben dazugelernt und wissen definitiv, dass es nicht ,nur' Wohnungen und Zinshäuser als Investments gibt. In Wien wagen sie sich durchaus auch schon ans parifizierte Geschäftslokal in der Mariahilfer Straße ...”
Aufgrund der stabilen wirtschaftlichen Lage hat sich die Slowakische Republik einen sehr guten Ruf bei internationalen Investoren erworben. Zudem lockt der geplante Ausbau der Transsibirischen Eisenbahn bis zur ostslowakischen Stadt Kosice auch Interessenten aus China und Südkorea an. „Asiatisches Geld kommt definitiv ebenso wie amerikanisches in die Märkte.” (Wobei die Amerikaner natürlich sehr vom Dollar-Kurs profitieren.)
Zurück zur Slowakei – diese verfügt über „ein gut geführtes, modernes Grundbuch und kann zusätzlich noch mit einem attraktiven Flat-Tax-Steuersystem punkten”, weiß Arnold. „Das sind eben Voraussetzungen, die einen Immobilienstandort zusätzlich attraktiv machen ...”