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Muzicant: „Sind die Preise zu hoch, muss man mehr produzieren lassen.”

10.07.2015

Ungehobenes Potenzial im Altbau

Colliers International Reformiertes Mietrecht sollte nicht die Mieten festsetzen, sondern die Rechte und Pflichten auf beiden Seiten definieren

CEO Georg Muzicant lässt mit Ideen für Objekte mit historisch gedeckeltem Mietzins aufhorchen.

Wien. Im Wiener Wohnsegment wird viel Neues gebaut, aber der Bedarf übersteigt immer noch das Angebot, vor allem im leistbaren Wohnbereich – dies betreffe nicht nur den geförderten Wohnbau, sondern auch den frei finanzierten, meint Georg Muzicant, CEO des Immobilienmaklers Colliers International in Österreich. Heuer werde zwar ein Drittel mehr produziert als im Vorjahr, und 2016 soll die Produktion nochmals gesteigert werden – aber: Die Stadt wächst um rund 25.000 Personen im Jahr, „ich kann daher keine Preisblase erkennen”, so Muzicant.

„Ich halte es für ausgeschlossen, dass ein komplett neues Mietrecht geschrieben wird”, kommentiert Muzicant eine der größten „Baustellen” der Regierung. Höhere Mietkosten seien zu 80 bis 90 Prozent den gestiegenen Nebenkosten zu verdanken. Zu hohe Mieten ließen sich durch entsprechendes Angebot mildern: „Sind die Preise zu hoch, muss man mehr produzieren lassen.” Ein Problem sei, dass es bei Widmungen und Baugenehmigungen zu langsam gehe.

Flächen gleich behandeln

„Greift man dagegen in den Markt ein und fixiert die Preise, führt das zu Ablösen und sonstigen verbotenen Beträgen.” Würden 10.000 Einheiten im Jahr gebaut werden, könnte man dabei zusehen, wie sich der Markt selbst bei Mieten und Kaufpreisen reguliert.Werden Mieten eingefroren, passiere das Gegenteil. Muzicant: „Das größte Problem ist doch, dass es im Neubau einen freien Mietzins gibt, und im Altbau nicht. Es gehört ein Mietrecht her, das nicht die Miete festsetzt, sondern ganz klar die Rechte und Pflichten auf beiden Seiten definiert. Dieses müsste für den gesamten freien Wohnbereich gelten, man müsste alle Flächen, abgesehen von geförderten Wohnungen, gleich behandeln.”

Überdimensionierte Objekte

„Im Altbau schlummert unheimlich viel Potenzial für zusätzliche Wohnfläche, die nicht neu errichtet werden müsste; man müsste nur die traditionell großen Flächen in andere, kleinere Einheiten umwandeln”, so ein weiterer Ansatz von Muzicant. Die privaten Eigentümer sollten nach erfolgtem Umbau einen marktüblichen Preis einheben dürfen, auch von eintrittsberechtigten Nachkommen im Gegenzug für das Wohnrecht dort – „dann hätte die Allgemeinheit auch etwas davon”. Es sollte eine Art „Erbschaftssteuer” für Eintrittsberech-tigungen in das Mietrecht der Eltern oder Großeltern geben, in einer Höhe, die dem Eigentumswert des Objekts entspricht, „denn es ist ja nichts anderes als die Weitergabeeines Werts”, betont Muzicant. (lk)

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