TECHNOLOGY
© Chris Haderer

Microsoft Surface Book: ein durchdachtes und sehr gut verarbeitetes Gerät.

CHRIS HADERER 11.03.2016

Notebook und Tablet in einem

Test Das Surface Book von Microsoft ist ein Hybrid aus Tablet und Notebook. Bis auf einige ­auszumerzende Kinderkrankheiten handelt es sich um ein sehr überzeugendes Stück Hardware.

WIEN. Der erste Eindruck: Mein Gott, ist die Schachtel schwer! Ein potenzieller Konkurrent für Apples MacBook Air sollte sich doch irgendwie anders anfühlen. Und groß ist die Schachtel auch für ein Gerät mit 13,5 Zoll Bildschirmdiagonale. Wie bei Bonbonieren ist die massive Verpackung – sie allein wiegt gefühlte fünf Kilo und übersteht locker die härteste Gabalier-Beschallung – allerdings irreführend: In ihr findet man ein im Vergleich winziges und 1,6 Kilo leichtes Surface Book, ein paar Kabel, den Pen, das Netzgerät, ein paar Zettel sowie sehr viel dekorativen Platz. Man muss an Apple denken, wo die Verpackung der Wunderwuzzis aus Cupertino schon vor Jahrzehnten wichtiger war als der Inhalt. Beim Geldausgeben geht Schönheit vor Verstand.

Konkurrenz für Apple

Tatsächlich geht das Surface Book als Apple-Konkurrent ins Rennen – wobei diesmal allerdings nicht der iPhone-Erfinder das Tempo vorgibt, sondern Microsoft mit einem sehr gelungenen Hybriden aus Notebook und Tablet, der mit einem hervorragenden Display, einer abnehmbaren Tastatur und genug Performance für die meisten Anwendungen Gewehr bei Fuß steht. Auch optisch ist das solide verarbeitete Surface Book recht ansprechend ausgefallen – es hat aber seinen Preis: Die teuerste Variante verewigt sich mit knapp 3.000 € in der Bilanz.

Das Surface Book unterscheidet sich in mehreren Dingen von seinen Vorfahren. Anders als bei den aktuellen Surface 3- und Surface 4-Pro-Modellen, bei denen die Tastatur ein optionales Spielzeug darstellt (Touch Cover bzw. Type Cover), ist sie beim Book Bestandteil des Geräts und vom Design her einer konventionellen Notebook-Tastatur mit Trackpad entsprechend. So gesehen ist das Book einem Notebook näher als einem Tablet.
Die Tastatur ist mit dem Bildschirm, in dessen Gehäuse ein Teil der Elektronik untergebracht ist, über einen Klappmechanismus verbunden, durch den der Schirm stufenlos geneigt werden kann. Ein Standfuß wie bei den anderen Modellen ist nicht notwendig und daher nicht vorhanden. Durch einen Tastendruck (oder durch die Berührung des Icons in der Task-Leiste) kann die Tastatur vom Bildschirm abgedockt werden – wodurch das Book in den Tabletmodus wechselt. Sind Programme geöffnet, verweigert das Book manchmal das Abdocken – manchmal aber auch nicht, und wovon das abhängt, weiß niemand zwischen hier und Nebraska. Im Test kam es außerdem vor, dass sich das Dock nur durch Klick auf das Icon abkoppeln ließ, das Betätigen der entsprechenden Taste aber ignorierte. Zum Abdocken ist außerdem Strom nötig – bei leerem Akku geht gar nichts. Angenehm ist hingegen, dass der Bildschirm auch umgedreht aufgesetzt werden kann; man erhält dann ein etwas dickeres Tablet im Format ­eines A4-Klemmbretts.
Da bis auf die Kopfhörerbuchse alle Anschlüsse im Tastatur-Dock untergebracht sind, können sie im reinen Tablet-Modus nicht angesprochen werden: man „verliert” also zwei USB 3.0-Schnittstellen, einen miniDisplay-Port, den SD-Kartenleser, den Hauptakku und die externe Stromversorgung (Blue­tooth, NFC und WLAN bleiben erhalten). Auch die im Dock verbaute Nvidia GeForce 940M-Grafikkarte steht dann nicht mehr zur Verfügung, stattdessen wird auf die integrierte Intel HD Graphics 520-Karte umgeschaltet, die deutlich weniger Leistung bringt.

Richtungsweisendes Gerät

Stichwort Leistung: Das stärkste Surface Book ist mit einem Intel Core i7 6600U-Prozessor der Skylake-Generation ausgestattet, eingerahmt von 16 Gigabyte RAM und einem 512GB-SSD-Laufwerk.

Fazit: Mit dem Surface Book hat Microsoft einen ebenso teuren wie feinen Hybriden angeliefert, der durchaus die Richtung vorgibt. Einige Kinderkrankheiten gilt es zwar noch auszumerzen (etwa Abstürze nach dem Ruhemodus), aber das ist nur eine Frage der Zeit.

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