Eine Generation,  die neue Wege geht
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CAREER NETWORK Redaktion 10.10.2025

Eine Generation, die neue Wege geht

Der „Student*innen-Report 2025“ von Marketagent und Media in Progress unter 639 Studierenden in Österreich.

Der Studenten-Report 2025“, eine aktuelle Umfrage des digitalen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent und „Media in Progress“ unter 639 Studenten und Studentinnen in Österreich, offenbart eine neue Generation Studierender: Gefangen zwischen KI-Euphorie und Zukunftssorgen, bewegen sie sich in eine Arbeitswelt, in der sie Leistung nur noch bedingt honoriert sehen. Absolute Parteienverdrossenheit, Medienmisstrauen und das Gefühl politischer Wirkungslosigkeit treffen auf einen festen Glauben an die Demokratie.

Wertewandel im Gange
Das zeigt sich in einem umfassenden Werte- und Lifestylewandel, in dessen Kontext eine ausgewogene und bewusste Lebensgestaltung zum Leitprinzip geworden ist und die Ausgeh- und Freizeitkultur neu definiert wird. Der Rückzug ins Private, Chillen statt Ausgehen und Clubkultur sowie ein bewusster Lifestyle mit Trend zur „Sober Curiosity“ (Bewegung, bei der Menschen bewusst ihren Alkoholkonsum hinterfragen, reduzieren oder ganz darauf verzichten, Anm.) prägen laut Umfrageergebnis die heutige Generation Studierender in Österreich.

70% der Studierenden, so die Umfrage, fühlen sich durch KI unterstützt, nur 14% orten darin eine Bedrohung. Dennoch sorgt sich mehr als jeder Zweite zumindest teilweise wegen KI um die berufliche Zukunft.
Nur knapp über die Hälfte glaubt, dass sich Leistung in der heutigen Arbeitswelt bezahlt macht (54%). Bei der Job-Wahl zählen vor allem Arbeitsklima, Gehalt und Work-Life-Balance für mehr als die Hälfte der Befragten. Bevorzugte Arbeitgeber sind öffentliche bzw. staatsnahe Unternehmen.

Medien wird misstraut
44% sind mit der politischen Landschaft unzufrieden. Jeder Zweite fühlt sich in seiner Lebensrealität nicht wahrgenommen. 26% misstrauen der politischen Medienberichterstattung.
63% der Studenten gehen seltener aus. Outdoor-Aktivitäten (53%), private Treffen (49%) und Restaurantbesuche (44%) haben an Bedeutung gewonnen, während Clubbesuche für zwei Drittel und Barbesuche für fast jeden Zweiten zur Ausnahme geworden sind. 40% trinken kaum oder keinen Alkohol. Rund 60% der Konsumenten haben ihren Konsum zeitweise reduziert oder pausiert.

Beinahe alle nutzen KI
Künstliche Intelligenz ist längst im studentischen Alltag angekommen: Die große Mehrheit der Studierenden (95%) nutzt bereits KI, allen voran ChatGPT. Vor allem männliche Studenten bedienen sich gerne regelmäßig der Künstlichen Intelligenz im Unialltag mehrmals pro Woche oder häufiger. Es ist nicht überraschend, dass neun von zehn Studierenden KI positiv bis neutral gegenüberstehen. Knapp 70% fühlen sich durch KI unterstützt statt bedroht. Gleichzeitig ist mehr als jeder Zweite zumindest teilweise um die eigene berufliche Zukunft aufgrund des zunehmenden Einsatzes von KI in der Arbeitswelt besorgt. Rund zwei von fünf Studierenden rechnen damit, dass KI in den kommenden Jahren Arbeitsplätze zunichtemachen wird. Einig sind sich die Studierenden, dass KI eine größere Rolle im Lehrplan spielen muss. 88% fordern mehr Fokus auf KI-Kompetenzen in der Hochschulausbildung.

Leistung lohnt sich nicht
Nur etwas mehr als die Hälfte der Studierenden glaubt, dass sich Leistung in der heutigen Arbeitswelt bezahlt macht. Dennoch blicken die meisten optimistisch in die Zukunft. 70% schätzen ihre beruflichen Chancen sehr oder eher gut ein. Gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet fühlen sich allerdings nur 45%. Bei der Job-Wahl zählt für die jungen Berufseinsteiger allem voran ein gutes Arbeitsklima (54%), insbesondere für die weiblichen Befragten. Erst danach rangieren das Gehalt und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Öffentliche und staatsnahe Arbeitgeber liegen auf der Wunschliste klar vorne, gefolgt von Unternehmen mit Nachhaltigkeitsfokus (38%) und multinationalen Konzernen (36%).

Unzufrieden mit der Politik
„Österreichs Studierende bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Technologie-Euphorie und Zukunftssorgen“, kommentiert Markus Müller, Gründer von edustore, educom und Media in Progress, die Ergebnisse. „Doch sie blicken optimistisch nach vorne, verfolgen klare Werte und wünschen sich eine Arbeitswelt, die mehr ist als nur Gehalt und Karriere, sondern auch Raum für Menschlichkeit lässt.“

Von der Politik fühlen sich Österreichs Studierende weitgehend übergangen. Nur 13% sind mit der politischen Landschaft zufrieden, 44% dezidiert unzufrieden. Jeder Zweite fühlt sich von den Parteien in der eigenen Lebensrealität nicht wahrgenommen. Hinzu kommt das Gefühl politischer Wirkungslosigkeit. Weniger als die Hälfte der Studierenden glaubt, mit der eigenen Stimme bei Wahlen etwas bewegen zu können.

Dennoch ist der Glaube an die Demokratie ungebrochen. 86% halten die Demokratie für das beste System und knapp zwei Drittel (63%) wünschen sich sogar mehr direkte Demokratie. Beim Staatsverständnis zeigt sich Pragmatismus: 68% bevorzugen einen moderaten und nur 27% einen stark regulierenden Staat. Skepsis herrscht gegenüber den Medien hierzulande. Nur 42% vertrauen der politischen Berichterstattung, mehr als jeder Vierte misstraut ihr offen.

Clubs sind die Verlierer
Freizeit und Lifestyle österreichischer Studierender haben sich spürbar gewandelt. Während früher Clubkultur und Partynächte dominierten, zieht es heute viele ins Private. Statt Club- und Ausgehszene dominieren heute deutlich mehr Outdoor-Aktivitäten, private Treffen zu Hause und Restaurant- bzw. Lokalbesuche um auswärts zu essen. Für 64% sind Clubbesuche zur Ausnahme geworden – ein deutlicher Rückgang gegenüber den vergangenen Jahren, 46% besuchen seltener in Bars und Pubs. Auch das Kino gehört zu den Verlierern.

Weniger Alkohol
Gleichzeitig setzen ein bewussterer Lifestyle und „Sober Curiosity“ neue Trends. 40% der Studierenden trinken kaum oder keinen Alkohol. Unter denjenigen, die Alkohol trinken, haben rund 60% ihren Konsum bereits zeitweise bewusst reduziert oder ganz pausiert. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Alternativen. 72% der Studierenden wünschen sich mehr alkoholfreie Angebote beim Ausgehen.

Marketagent-Gründer Thomas Schwabl fasst die Studienergebnisse zusammen: „Wir erleben eine Generation Studierender, die radikal alte Muster hinter sich lässt. Sie stellt Karriereleitbilder in Frage, zeigt Distanz zu Politik und Medien und definiert ihren Lebensstil neu. Die Studie offenbart einen Wertewandel junger Menschen, dessen Einfluss auf die Arbeitswelt und Freizeitkultur spürbar ist.“

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