Paradigmenwechsel zur Nachhaltigkeit
© Kuball
Campus Die Charlotte Fresenius Privatuni hat ihren Sitz im Technologiezentrum Seestadt.
CAREER NETWORK Redaktion 21.04.2023

Paradigmenwechsel zur Nachhaltigkeit

Die Fresenius Privatuniversität bildet die Manager der ­Zukunft mit Fokus auf Sustainability aus.

••• Von Alexander Haide

Die Charlotte Fresenius Privatuniversität ist die erste nachhaltige Privatuniversität Österreichs. Neues Wissen, ausgebaute Soft Skills, spannende Projekte mit Unternehmen und eine nachhaltige Gemeinschaft stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Studiengänge zum Sommersemester 2023 – darunter Management (BWL) und Wirtschaftspsychologie – legen dabei bereits einen starken Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Zum Wintersemester kommen Studien zur nachhaltigen Immobilienwirtschaft, zu Sustainability Marketing & Leadership und Psychologie hinzu.

Auch im modernen Campus im Technologiezentrum in der Seestadt in Wien steht Umweltbewusstsein im Vordergrund: Die Gebäude des Stadtteils wurden nach zukunftsweisenden Passivhausstandards gebaut und sind energieeffizient ausgestattet. Rektor Martin Kreeb und Gründungskanzler Bernhard Sams gaben Einblicke in die Philosophie der „University of Sustainability” und wie sich das Leitmotiv in den Studiengängen widerspiegelt.


medianet:
Was kann man sich unter dem Begriff ‚University of Sustainability' vorstellen?
Martin Kreeb: Es ist eine Universität für Nachhaltigkeit, und wir möchten die Transformation in der Wirtschaft mit Managern beflügeln und unterstützen, die nach ihrem Studium aktiv in der Lage sind, eine nachhaltigere Welt zu gestalten.
Bernhard Sams: Das Besondere ist, dass es bei uns eindeutig nachhaltig orientierte Studiengänge gibt. Von Beginn an haben wir eine Strategie verfolgt, dass wir Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie als klassische Studien anbieten. Es kann keine nachhaltige und eine nicht nachhaltige BWL geben, sondern es kann in Zukunft nur eine Art der BWL existieren. Diese Art des Denkens der Manager und Betriebswirte muss Nachhaltigkeit in allen Aspekten berücksichtigen.

Die Inhalte unseres BWL-Studiums sind mit jenen der WU vergleichbar, aber in jedem einzelnen Thema wie bei Controlling, Rechnungswesen, Human Resources, strategischem Management oder Finance ist überall Nachhaltigkeit enthalten. Jeder, der bei uns ein Studium absolviert, kann auch zu Porsche oder Siemens gehen und hat das Nachhaltigkeitsdenken in jedem einzelnen Fach integriert.
Das ist definitiv ein neueres Modell als jenes, das üblicherweise an Unis gelehrt wird. Dort gibt es etwa oft die klassische BWL, bei der man profitorientiertes Denken oder Effizienzmaximierung lernt. Hat man das alles begriffen, wird danach ein bisschen Nachhaltigkeit angehängt. Zuerst werden Studenten aber mit dem klassischen Managementdenken infiltriert, nach dem Motto ‚Profit first, Nature last'. Wir meinen, dass Nachhaltigkeit, aber auch Digitalisierung, vom Beginn an Themen sind und gelehrt werden müssen.


medianet:
Wie unterscheiden sich die Lehrinhalte von den üblichen?
Kreeb: Es wird jeder Aspekt der Betriebswirtschaftslehre mit Blick auf die Zukunft reflektiert. In der klassischen BWL gibt es das ökonomische Prinzip, bei dem nichts verschwendet werden darf. Bei uns ist das ein ganz zentrales Thema, dass alle betriebswirtschaftlichen Prozesse nach Effizienz- und Effektivitätsgesichtspunkten reflektiert werden. Hinzu kommen veränderte Rahmenbedingungen wie der Green Deal der EU, Lieferkettengesetze oder Taxonomie. Bei uns sind diese Themen bereits inkludiert und wir arbeiten hier auf ganz aktuellem Niveau.

medianet:
Nachhaltigkeit muss bereits beim Designprozess von Produkten und Dienstleistungen ansetzen. Lernt man das ebenfalls bei Ihnen?
Kreeb: Das Thema nachhaltiges Design und die Designrichtlinien der EU sind Standardtools im Green Deal und bei der Transformation. Zudem lernt man in unserer Bildungsgruppe, wie man beim Produktdesign bereits Prozesse optimieren kann.
Sams: Wir haben auch vor, dass sich einer der ersten Executive-Master-Lehrgänge, den wir in ein bis zwei Jahren anbieten möchten, dem Thema Kreislaufwirtschaft widmen wird. Da werden die üblichen BWL-Inhalte bereits vorausgesetzt.

medianet:
Wie setzen Sie den Nachhaltigkeitsschwerpunkt im Fach Wirtschaftspsychologie?
Kreeb: Die Methoden und Inhalte sind sehr ähnlich zur klassischen Wirtschaftspsychologie. Der kleine, aber feine Unterschied ist: Wenn wir alle wissen, dass Nachhaltigkeit wichtig ist, und sich alle einig sind, dass man diesen Planeten erhalten muss, dann fragt man sich, weshalb das nicht umgesetzt wird. Wenn man sich das Kaufverhalten in den Läden ansieht, ist dieses Wissen nicht mehr so klar sichtbar. Wir stellen die Frage, wie diese Diskrepanzen überwunden und Konsumenten unterstützt werden können.
Sams: Die Wirtschaftspsychologie ist ein wichtiger Bestandteil von Marketing und Werbung, die suggeriert, dass es nur eine Möglichkeit gibt, glücklich zu werden – durch das Konsumieren von möglichst vielen bunten Dingen. Hier muss die Wirtschaftspsychologie – und somit wir – darstellen, dass es noch andere Lebensmuster ohne 25 Kauferlebnisse pro Woche gibt, mit denen man gut leben kann.

medianet:
Zudem planen Sie für den Herbst drei neue Studienangebote zur nachhaltigen Immobilienwirtschaft, Sustainability Marketing sowie Leadership und Psychologie.
Kreeb: Bei der nachhaltigen Immobilienwirtschaft geht es darum, Immobilien ökologischer zu gestalten. Unsere Universität befindet sich in der Seestadt in einem klimapositiven Gebäude; dieses rechnet sich bereits und ist ein Zukunftsmodell.

Die Psychologie wiederum klärt die Irrationalität auf und unterscheidet sich vom Fach Wirtschaftspsychologie. Da geht es nicht um den Marketingkontext, sondern die klassische Psychologie arbeitet ganz tief in unserem Wesen und analysiert die Grundursachen. Mit unserem Abschluss kann man aber natürlich auch in Therapieberufe gehen.
Im Sustainability Marketing und Leadership-Programm geht es darum, unsere Bachelorstudenten der Wirtschaftspsychologie und der BWL in ein Master-Programm zu bringen, in dem wir beides zusammenführen und vertiefen.


medianet:
Nachhaltigkeit ist auf Ihrem Campus omnipräsent …
Sams: Da ist einerseits das energieneutrale Gebäude, mit dem wir sogar mehr Energie pro­duzieren, als wir verbrauchen. Wir haben aber auch unsere eigenen Bienen auf dem Dach und produzieren eigenen Bio-Honig, es gibt einen Garten, und wir bringen unseren zukünftigen Managern und Wirtschafts-experten auch bei, etwas selbst anzubauen und die Wertschätzung für die Natur zu erleben. Wir glauben, dass es zukünftig noch mehr eine besondere Art von Persönlichkeit und Wertehaltung gegenüber der Natur braucht.

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