Positive Vorbilder helfen benachteiligten Kids
© Martina Berger
CAREER NETWORK Redaktion 07.12.2023

Positive Vorbilder helfen benachteiligten Kids

Die Berater von Deloitte greifen gemeinsam mit „Teach for Austria” Jugendlichen unter die Arme.

••• Von Alexander Haide

Mit dem Projekt „Jump” in Kooperation mit Teach For Austria bietet Deloitte benachteiligten Jugendlichen, die einen erschwerten Zugang zu Bildungsmöglichkeiten haben, ein Sprungbrett ins Berufsleben. Dafür werden die Experten von Deloitte mit ausgewählten Vollzeit-Lehrkräften in besonders herausfordernden Mittel- und Polytechnischen Schulen in Wien, Nieder- und Oberösterreich und Schülern zusammengespannt, um einen erfolgreichen Bildungsweg zu fördern.

Die Deloitte Experts unterstützen die Lehrer und ihre Schüler entweder individuell oder als gesamte Schulklasse bei verschiedenen Themen – durch ihre beruflichen Karrieren dienen sie als Vorbilder und damit als Ansporn. Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich, und Severin Broucek, Geschäftsführer von Teach for Austria, geben Einblicke in das wegweisende Bildungsprojekt.


medianet:
Beim Projekt ‚Jump' geht es darum, Bildungschancen für benachteiligte Jugendliche zu schaffen. Wie funktioniert das?
Severin Broucek: Den Kindern in den Schulen, in denen wir tätig sind, fehlt es oft an Per-spektiven. Ihre Eltern verfügen meist über weniger Ressourcen, weniger Geld und weniger formale Bildung. Unternehmen wie Deloitte können hier mit ihrem Know-how neue Möglichkeiten und Wege aufzeigen – und die Verbindung zu den Schülern schaffen wir mit dem Projekt. Die Mitarbeiter von Deloitte können sich bewerben, erhalten eine Einschulung und werden danach mit einem unserer Fellows (akademische Lehrpersonen, Anm.) gematcht, mit dem sie den Kindern bei unterschiedlichen Fragestellungen zur Seite stehen.


medianet: Welche Qualifikationen müssen die Mitarbeiter von Deloitte mitbringen?
Harald Breit: Ganz wichtig ist der Spaß an der Arbeit mit jungen Menschen. Dafür bedarf es Offenheit, Empathie und im Idealfall einer gewissen Erfahrung im Beruf, damit sie entsprechend als Role Model fungieren können. Es ist wichtig, den Jugendlichen zu zeigen, dass Bildung der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben ist. Das beste Beispiel ist der Leiter unserer IT: Amadou stammt aus Burkina Faso, kam vor etwa zwanzig Jahren nach Österreich und hat kein Wort Deutsch gesprochen. Er hat hier die Sprache gelernt, die Matura gemacht und die Fachhochschule parallel zu seinem Job bei Deloitte absolviert. Mittlerweile ist er bei uns Head of IT und leitet ein Team aus rund 40 Mitarbeitern. Das macht ihn zu einem tollen Role Model. Als er in der Klasse von seinem Werdegang erzählt hat, hat man richtig gemerkt, wie aufmerksam die Kids zugehört haben. Dass jemand, der wie sie nicht die besten Voraussetzungen hatte, das alles erreicht hat, gibt ihnen Mut.

medianet:
Wie geht es dann weiter?
Broucek: Die meisten Mitarbeiter von Deloitte, die zu einem unserer Teach for Austria Fellows in die Klasse kommen, werden sehr zielgerichtet eingebunden, oft auch mehrmals. Danach kann eine Nachbetreuung, wie etwa ein Besuch bei Deloitte, möglich sein. So haben bereits Bewerbungstrainings bei ­Deloitte im Haus stattgefunden.

medianet:
Engagieren sich diese Jugendlichen danach ganz besonders in der Schule?
Broucek: Es gibt immer Kinder, die mehr oder weniger motiviert sind. Wir bieten ihnen einfach eine Unterstützung an, dass sie ihre Potenziale wahrnehmen können.
Breit: Der Fokus liegt vor allem darauf, den Schulabschluss zu schaffen, um eine weiterführende Schule – wie etwa eine HTL oder HAK – zu besuchen, oder ins Berufsleben einzusteigen und Fuß zu fassen. Es geht darum Selbstbewusstsein zu schaffen, um etwa bei einem Bewerbungs­gespräch gut aufzutreten.

medianet:
Was waren bislang die Highlights bei ‚Jump'?
Breit: Wir stellen viele Pro-Bono-Stunden zur Verfügung, und zu sehen, wie erfüllend diese Stunden bei ‚Jump' für die Kollegen sind, ist immer wieder schön. Das gilt auch für mich persönlich. Denn wenn man sieht, mit welchen Alltagsproblemen die Kids konfrontiert sind, wenn man hört, dass sich Eltern die Nachmittagsbetreuung nicht leisten können oder es in Familien – wenn überhaupt – nur einen Computer gibt, den sich fünf Geschwister teilen müssen, dann stimmt das schon nachdenklich. Man lernt selbst viel dazu und betrachtet gewisse Probleme mit anderen Augen.

medianet: Würden Sie sich im Allgemeinen mehr Geld für das Bildungssystem wünschen?

Broucek: Immer noch mehr Geld zu verlangen, wäre der klassische Weg, aber das österreichische Bildungssystem ist eines der teuersten der Welt. Es geht darum, im Bildungssystem eine Chancengleichheit herzustellen und dafür Mittel aufzuwenden. Hier gibt es viele positive Projekte. Aber anzuerkennen, dass ein Klassenraum von heute anders aussehen muss als einer vor zwanzig Jahren, ist wichtig. Die Partnerschaft mit Deloitte ist ein gutes Beispiel. Die Wirtschaft und die gesamte Zivilgesellschaft müssen sich um die Bildung kümmern, und es sind viele bereit, sich einzubringen. Wenn Teach for Austria mit seinen guten Lehrkräften mit engagierten Menschen aus der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft zusammenarbeitet, kann einiges Gutes entstehen.
Breit: Es gibt viele Ineffizienzen – seien es die herausfordernden Arbeitsbedingungen der Lehrerschaft oder der mangelnde Grad an Digitalisierung. Man müsste im Schulsystem einiges reformieren, damit es zeitgemäß wird.

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