Die Reiselust ist hoch, aber es bleibt schwierig
© Julia Budiman / Pixabay
DESTINATION Redaktion 22.04.2022

Die Reiselust ist hoch, aber es bleibt schwierig

Statt Corona machen jetzt die hohe Inflation und politische Krisen dem Tourismus das Leben schwer.

••• Von Britta Biron

WIEN. Mit 22,15 Mio. Ankünften und 79,6 Mio. Nächtigungen – das entspricht einem Minus von 52,1% bzw. 47,9% gegenüber dem Prä-Corona-Jahr 2019 – fiel 2021 für den heimischen Tourismus erwartungsgemäß schwach aus. Dennoch ist man bei der Österreich Werbung für das Urlaubsjahr 2022 derzeit noch optimistisch. Immerhin hat sich die Lage nach dem Lockdown-Ende Mitte Dezember und den Lockerungen im Februar trotz der Omikron-Welle rasch gebessert. Für die ersten beiden Monate 2022 liegen Ankünfte und Nächtigungen „nur” noch 29,5% bzw. 27,9% unter jenen des Vergleichszeitraums 2019. Auch die Buchungslage für März war, so die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV), gut. Die Annahme, dass die Gäste (wieder) kommen, sobald die Rahmenbedingungen es zulassen, hat sich also wieder bestätigt.

Viel Lust auf Urlaub …

„Nach zwei Jahren Pandemie ist das Bedürfnis nach Reisen hoch”, sagt Lisa Weddig, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, und verweist auf eine aktuelle Umfrage in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Tschechien, den vier größten Ausländsmärkten.

Demnach planen drei Viertel der Befragten, im heurigen Sommer zu verreisen. Im Vorjahr lag die Quote mit 60% deutlich niedriger, und dennoch verzeichnete der heimische Tourismus eine den Umständen entsprechend sehr gute Sommersaison.
Badeurlaub am Meer ist heuer zwar am beliebtesten (40%), aber auch Erholungsurlaub (31%), Natururlaub (25%), Städtereisen (22%) und Badeurlaub am See (21%) stehen hoch im Kurs. Zudem ist Bewegung in der Natur – und da besonders das Radfahren – ein großer Trend.
Diese Präferenzen kommen dem Ferienland Österreich sehr zugute und stehen dementsprechend im Zentrum der kürzlich gestarteten Sommerkampagne in den Auslandsmärkten.

… in Österreich, aber auch …

Auch die Österreicher wollen heuer mehr reisen, vor allem innerhalb von Europa. Gleichzeitig ist die Affinität zum Urlaub im eigenen Land weiterhin stark ausgeprägt. Laut Umfrage der Europäischen Reiseversicherung vom Herbst vorigen Jahres liegt die Alpenrepublik vor den klassischen Strand-Destinationen in Italien, Kroatien und Griechenland im Ranking der beliebtesten Urlaubsziele für den Sommerurlaub 2022 in Führung.

Ähnlich sieht das Ergebnis des kürzlich vorgestellten Ruefa-Reisekompass aus. Von den 1.500 Befragten wollen 84% heuer sicher verreisen, drei Viertel planen einen Badeurlaub in Südeuropa, ebenso groß ist die Gruppe jener, die Ferien in Österreich machen will, wobei Ziele in der Steiermark, in Kärnten und Salzburg am beliebtesten sind. Aber auch Wien rückt heuer stärker in den Fokus.

… neue Problemfelder

„Insgesamt stimmt uns die Entwicklung der Buchungen positiv. Seit dem Jahreswechsel haben wir kontinuierlich zugelegt und waren – bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine in den letzten Februartagen – schon deutlich über dem Vorjahr. Wie sich die Lage nun weiterentwickelt, müssen wir abwarten”, sagt Ruefa-Geschäftsführerin Helga Freund.

Zumindest Corona spielt bei der Urlaubsplanung der in- und ausländischen Gäste heuer kaum mehr eine Rolle, dafür machen die hohe Inflation und natürlich der Ukrainekrieg zunehmend Sorgen.
Bei der ÖW geht man zwar nicht davon aus, dass deshalb auf Urlaubsreisen generell verzichtet wird, sondern dass diese beiden Faktoren eher Reiseziel und -zeitpunkt beeinflussen.
Weniger und kürzere Reisen, billigere Unterkünfte und Veränderungen in der Wahl von Des­tinationen und Transportmitteln sehen die Wifo-Experten als mögliche Auswirkungen der neuen Krisen. Zudem lasse die Beeinträchtigung des internationalen Flugverkehrs und die Wahrnehmung Europas als „Kriegsschauplatz” eine geringere Nachfrage aus den Fernmärkten erwarten. Andererseits könnten innerhalb Europas nahe Reiseziele auf Kosten von Fernreisen profitieren, woraus sich für Österreich ein nicht unbeachtliches (zusätzliches) Gästepotenzial aus den Nachbarländern ergeben kann.
Fazit: Die Lage bleibt auch heuer herausfordernd.

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