Bulle oder Bär – wer 2022 dominieren wird
© AFP / Mandel Ngan
FINANCENET Redaktion 04.02.2022

Bulle oder Bär – wer 2022 dominieren wird

"medianet" fragte die Experten von Erste Group und Raiffeisen, wie’s heuer in puncto Anlegen weitergeht.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Der ATX war im internationalen Vergleich 2021 ein klarer Outperformer. Auch wenn die Pandemie noch nicht überwunden ist, sollte auch dieses Jahr von einer weiteren wirtschaftlichen Erholung geprägt sein, meinen die Experten der Erste Group.

Die erwarteten Rekordergebnisse für 2021 könnten 2022 noch einmal übertroffen werden, auch wenn das Momentum deutlich nachlassen wird, so die frohe Botschaft für Anleger.

Sexy Wiener Wertpapiere

Eine nach wie vor attraktive Bewertung des österreichischen Leitindex trotz hoher Kursgewinne im abgelaufenen Jahr weckt wieder verstärkt das Interesse internationaler Investoren. Die Rückkehr zu Value-Stocks sollte auch weiterhin die Entwicklung des ATX begünstigen. Aktien bleiben attraktiv, auch vor dem Hintergrund gestiegener Inflation.

„Das Jahr 2021 ließ das Pendel für österreichische Aktien aufgrund starker Unternehmensergebnisse wieder nach oben ausschlagen. Der ATX war international gesehen ein klarer Outperformer. Auch wenn das Momentum nach den Rekordergebnissen im Jahr 2022 deutlich nachlassen wird, sehen wir weiteres Kurspotenzial”, sagt Fritz Mostböck, Bereichsleiter für Group Research bei der Erste Group.

Inflation drückt Kurse nicht

„Dies auch angesichts steigender Inflation, da Unternehmen Preisanstiege langfristig weitergeben müssen und folglich von höheren Umsätzen und Gewinnen profitieren werden”, so Mostböck. „Die Kombination von günstiger Bewertung und erwarteter Gewinndynamik in 2022 lässt die Sektoren Banken, Öl und Gas und Automobile besonders attraktiv erscheinen. Der ATX sollte von seiner Zusammensetzung mit einer hohen Gewichtung bzw. Bedeutung dieser Sektoren profitieren”, sagt Christoph Schultes, Chief Equity Analyst Österreich.

ATX bei 4.500 Punkten

„Unser Kursziel von 4.500 Indexpunkten ist nicht übermäßig aggressiv, impliziert ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von lediglich zwölf und liegt damit noch immer deutlich unter dem historischen Schnitt”, so der Erste Group-Experte.

„Als Einzeltitel bevorzugen wir Andritz und OMV, daneben setzen wir auf AT&S, Palfinger, SBO, Polytec und Do & Co. Die attraktivsten Dividendenrenditen sehen wir aktuell bei Uniqa, VIG, UBM, Porr und der Österreichischen Post. Von einer Änderung der Aktionärsstruktur bzw. Übernahmen könnten die Kurse von Strabag, Immofinanz und S Immo profitieren”, zählt Schultes auf.
Der ATX rückt wieder vermehrt international in den Fokus, die CEE-Region bleibt eine treibende Kraft für österreichische börsenotierte Unternehmen.

Wiener Perlen glänzen weiter

Die Pandemie wird daran nichts ändern, das langfristige Aufholpotenzial bleibt intakt.

„Die herausragende Entwicklung des ATX vom letzten Jahr lässt die Wiener Börse wieder im Rampenlicht erscheinen. Internationale Investoren sind auf der Suche nach Alternativen zu größeren und höher bewerteten Märkten und auch wieder bereit, Einzeltitel-Risiken einzugehen. Der ATX bietet viele interessante Titel mit attraktiver Bewertung. Die starke Ergebnisentwicklung des abgelaufenen Jahres ist unserer Meinung nach noch nicht voll eingepreist, weshalb wir von einem weiteren zweistelligen Kurszuwachs für das Jahr 2022 ausgehen”, sagt Fritz Mostböck.
Am globalen Parkett wird ein rauerer Ton gespielt: „Die internationalen Aktienmärkte haben sich in den letzten Wochen etwas konsolidiert. Als bestimmendes Thema wurde Omikron – trotz nach wie vor hoher Zahlen – eindeutig vom Themenkomplex Inflation und Zinsanhebungen abgelöst”, sagt Ingrid Szeiler, CIO der Raiffeisen KAG.

Bei Schwächen zukaufen

„Eine schnellere und stärkere – als aktuell erwartete – Rückführung der expansiven Notenbankpolitik der letzten Jahre stellt auch für uns einen der Risikofaktoren für das heurige Jahr dar. In Summe sehen wir die Notenbankpolitik aber auf Sicht der nächsten Monate als weiter unterstützend an und nutzen daher die aktuell schwächeren Kurse für Zukäufe”, so Szeiler.

Obwohl mit Omikron und der damit einhergehenden, deutlich gestiegenen Übertragbarkeit eine No-Covid-Strategie immer schwerer aufrechtzuerhalten ist, geht China bisher weiter diesen Weg, so die Raiffeisen-CIO.

Die Politik belastet Osteuropa

„Damit sind wieder größere Regionen von Ausgangssperren betroffen. Das belastet Chinas Wachstum und heizt die Lieferkettenproblematik an. Die Zuspitzung der geopolitischen Lage in Osteuropa hat zusehends negative Auswirkungen auf die Region. Bei einer Eskalation der Lage ist hier von deutlichen Auswirkungen auf die gesamten Emerging Markets zu rechnen”, sagt Ingrid Szeiler.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL