••• Reinhard Krémer
Eine von der Vienna Insurance Group (VIG) beauftragte Studie belegt, dass Jugendliche und junge Erwachsene naturgemäß risikofreudiger sind und sich weniger Gedanken über negative Auswirkungen und Risiken des Lebens machen. Als Teil ihrer sozialen Nachhaltigkeitsinitiativen widmet sich die VIG dem Thema Risk Literacy und setzt gemeinsam mit ihren lokalen Gesellschaften Maßnahmen zur Steigerung des Risikobewusstseins um.
Basis dafür bildet eine von Gallup International durchgeführte repräsentative Studie, die empirisch belegten Aufschluss über die Risikowahrnehmung in den Bereichen Gesundheit, Arbeitskraftverlust, selbst verschuldete Unfälle, Schäden am Wohnobjekt und Cybercrime gibt. Aus der 2023 in neun Ländern durchgeführten Studie wurden die Ergebnisse für die Zielgruppe 18- bis 29-Jährige gesondert analysiert. Ergebnis: 80% der befragten Zielgruppe sind sich der abgefragten Risiken wenig bis gar nicht bewusst.
Leben – und nicht grübeln
Jugendliche und junge Erwachsene haben wenig bis keine Erfahrungen mit Risiken und sind von Natur aus weniger risikoscheu. Das führt zu einer niedrigen Einschätzung, dass Risiken auch eintreten und der Hoffnung, Glück zu haben. „Ich bin vorsichtig, mir passiert schon nichts”, lautet die häufigste Antwort von 18- bis 29-Jährigen.
Dabei sind Jugendliche und junge Erwachsene in Bezug auf die Risiken der modernen Welt eine besonders vulnerable Gruppe.
Sie befinden sich in einer herausfordernden Lebensphase und haben aufgrund geringer Erfahrungen noch wenig Selbstvertrauen. „Die Studie zeigt, dass junge Menschen weit sensibler als ältere reagieren, wenn sie mit Risiken konfrontiert sind. Wenn diese eintreten, sehen sie sich weit weniger in der Lage, damit umgehen zu können. Diese Unsicherheit kann zu impulsiven, ineffizienten Entscheidungen führen, die sich negativ auf die aktuelle und künftige finanzielle Situation auswirken können”, sagt Hartwig Löger, Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der Vienna Insurance Group.
Junge besonders gefordert
Gleichzeitig ist diese Altersgruppe heute mit einer Vielzahl an Problemfeldern konfrontiert. Das wird auch aus den Ergebnissen der Studie deutlich. Obwohl 74% der Befragten bekunden, überwiegend glücklich zu sein, berichten sie häufiger als Ältere von hoher Nervosität, fehlendem Selbstvertrauen und bedrückenden Gedanken, die ihnen durch den Kopf gehen.
„Auch allgemeine Umfragen bestätigen, dass Jugendliche ihre Lebenssituation insgesamt als sehr herausfordernd empfinden. Die Zukunftserwartungen sind getrübt und der Wunsch nach Halt und Sicherheit ist besonders stark gestiegen. Ich sehe die junge Generation aufgrund aktueller Themen wie Klimawandel, Rezession und sozialpolitische Reformbewegungen besonders gefordert, fundierte Entscheidungen im Umgang mit den daraus resultierenden Risiken treffen zu können”, so Löger. Mehr Risikokompetenz wäre auch deshalb wichtig, da die Mehrheit der befragten Altersgruppe glaubt und auch erwartet, dass der Staat für die Folgen eintretender Risiken aufkommt bzw. aufkommen soll.
Falsche Erwartungen
Der Anteil von Jugendlichen, die sich auf die staatliche Unterstützung bei Schadensfällen verlassen, ist in Österreich mit 65%, gefolgt von der Slowakei mit 62%, am höchsten.
„Je höher der erwartete Schaden, desto höher die Erwartungshaltung, dass der Staat einspringt. Das ist eine Annahme, die mit der Realität nicht Schritt hält. In Österreich zahlt der Staat bei einem Freizeitunfall mit Dauerfolgen keinen Cent. Wer in jungen Jahren berufsunfähig wird, erhält wegen fehlender Beitragszeiten eine nur sehr geringe staatliche Leistung, um hier zwei Beispiele zu nennen”, verweist Hartwig Löger auf falsche Sicherheitserwartungen.
Ältere wissen oft auch nix
Im Gegenzug bekunden 58% der befragten Altersgruppe Interesse an Beratung zur Vorsorge.
Es liegt somit eher am fehlenden Wissen, wie man vorsorgen soll. Dies korreliert mit dem allgemein fehlenden Finanzwissen. 80% der 18- bis 29-Jährigen geben in der Studie an, geringe bis mittelmäßige Finanzkenntnisse zu haben.
Mangelndes Finanzwissen ist jedoch keine Frage des Alters, denn auch 70% der 30- bis 65-Jährigen gaben an, eine geringe bis mittelmäßige Finanzkompetenz zu haben. „Mangelndes Finanzwissen scheint daher kein Altersproblem, sondern ein Bildungsproblem zu sein. Finanzwissen und Risikokompetenz müssten in die Lehrpläne der Bildungseinrichtungen integriert werden. Wissensvermittlung an Bildungsinstitutionen würde auch jene Gruppen abholen, die von zu Hause kein bis wenig Finanzwissen vermittelt bekommen”, lautet der Vorschlag des Versicherungsexperten.