Holprige Zinspfade
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Erste Group Research: Abhängigkeiten vor allem gegenüber China reduzieren und auf unfairen Wettbewerb reagieren.
FINANCENET Redaktion 07.06.2024

Holprige Zinspfade

Kritische Lage: Erratische Inflationsraten, Hoffnung auf Zinssenkung, US-Importzölle und Donald ante Portas.

WIEN. Die Inflationsraten der letzten Monate haben gezeigt, wie erratisch die Entwicklung sein kann, meinen die Experten des Erste Group Research.

Gleichzeitig sind die Inflationsraten seit dem Höhepunkt 2022 aber bereits massiv gesunken. Für die EZB und die US-Fed gilt es aber, ihr Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent zu erreichen, das zwar in Sichtweite aber eben noch nicht erreicht ist. In dieser volatilen Datenlage tun sich beide Notenbanken und damit die Märkte schwer, den richtigen Zeitpunkt für Zinssenkungen zu bestimmen.
EZB und US-Fed werden sich somit während der kommenden Monate weiterhin von einem Datensatz zum nächsten hanteln. Wie die Daten ausfallen werden, ist offen. Das Umfeld spricht aber dafür, dass der Inflationsdruck sowohl in der Eurozone als auch den USA nachlassen wird.

Zinsen ziehen nach Süden

Die EZB wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch im Juni eine Zinssenkung vornehmen. Die US-Fed ist noch nicht so weit. Denn die nach wie vor robuste Konjunktur macht den Inflationsausblick noch zu unsicher. „Schlussendlich erwarten wir aber mehrere Zinssenkungen in beiden Wirtschaftsräumen bis zum Jahresende und darüber hinaus”, so die Erste-Experten.

Wie die Märkte reagieren

Ob die Märkte mit einer abklingenden Inflation und sinkenden Zinsen in ruhigere Fahrwasser kommen, ist fraglich.

Handelskonflikte könnten sich global vor allem nach den US-Wahlen – neben innenpolitischen Konflikten – im November zuspitzen.
Donald Trump fordert derzeit nicht nur 60% Zoll auf Importe aus China, sondern auch zehn Prozent auf alle US-Importe, was potentiell Spannungen auch mit der EU bedeuten würde.
Die EU ihrerseits sollte für ihre Handelspolitik Lehren aus der Covid-Pandemie ziehen und Abhängigkeiten vor allem gegenüber China reduzieren und auf unfairen Wettbewerb reagieren (subventionierte E-Autos; Anm.).
Der internationale Handel ist aber hochkomplex und jede Maßnahme löst Gegenmaßnahmen aus. Schnellschüsse sollten daher vermieden werden, umso mehr als die EU stark vom Handel profitiert, heißt es beim Erste Group Research. (rk)

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