••• Von Reinhard Krémer
Das Tal war lang und dunkel und schien kein Ende zu haben. Doch nun hat die Konjunktur kräftig Fahrt aufgenommen – endlich wärmt die Sonne wieder alle Bereiche.
So sind die Rahmenbedingungen für die heimische Industrie sind aktuell trotz einer gewissen Tempoberuhigung ausgezeichnet, was sich unter anderem in einer weiteren Zunahme der Auftragspolster widerspiegelt, meldet die UniCredit Bank Austria.
Die Steigerung der Produktionskapazitäten im März hat offenbar nicht ausgereicht, um das dynamische Neugeschäft gänzlich abarbeiten zu können. Bereits seit mehr als zwei Jahren nehmen die Auftragsrückstände in der österreichischen Industrie zu. Sogar schon seit 4,5 Jahren verlängern sich die Lieferzeiten und im März sogar mit erhöhtem Tempo.
Jobmaschine Sachgüter
Die österreichische Sachgüterindustrie hat sich im März erneut als Jobmaschine der Wirtschaft erwiesen. Mit etwas geringerem Tempo als im Vormonat hat sich die Beschäftigung erneut stark erhöht. „Im ersten Quartal 2018 ist die Beschäftigung im Sachgüterbereich um mehr als drei Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das entspricht einem Plus von über 20.000 Beschäftigten. Damit gehen rund 25 Prozent des Beschäftigungswachstums in der österreichischen Wirtschaft auf die Industrie zurück, obwohl der Anteil des Sektors an der Gesamtbeschäftigung nur rund 17 Prozent ausmacht”, meint Unicredit Bank Austria-Ökonom Walter Pudschedl.
Zudem ist die Arbeitslosenquote in der Sachgüterindustrie in den ersten drei Monaten auf durchschnittlich 4,3% gesunken. Die Lage am Arbeitsmarkt in der Industrie bleibt damit auch deutlich günstiger als in der Gesamtwirtschaft, in der mit 8,8% eine mehr als doppelt so hohe Arbeitslosenquote im ersten Quartal 2018 zu verzeichnen ist, so Pudschedl.
Exporte florieren
Auch die Ausfuhren florieren, wie der Exportindikator der Oesterreichischen Nationalbank OeNB zeigt: Die Ergebnisse des auf Lkw-Fahrleistungsdaten basierenden OeNB-Exportindikators signalisieren für die Monate Jänner und Februar 2018 ein Wachstum der nominellen Güterexporte von 4,7 bzw. 8,7%.
Die Dynamik im Jänner ist dabei durch einen Basiseffekt – im Jänner 2017 stiegen die Exporte aufgrund einer einmaligen Ausfuhrspitze bei pharmazeutischen Erzeugnissen nach Frankreich um 19% – nach unten verzerrt. Gegenüber den Spitzenwerten von 15% bzw. 11% in den Monaten Oktober und November hat die Dynamik etwas abgenommen, ist aber dennoch kräftig, berichten die Experten der Oesterreichischen Nationalbank.
Kredite legen zu
Und schließlich lässt das Wirtschaftswachstum auch die Kundenkredite in allen Segmenten steigen: Das Kreditwachstum inländischer Unternehmen stieg 2017 in einem positiven wirtschaftlichen Umfeld auf den höchsten Wert seit Mai 2009 an, meldet die Nationalbank.
Auch die Kreditvergabe an private Haushalte entwickelte sich in Österreich äußerst positiv. Nicht zuletzt aufgrund historisch niedriger Zinssätze gab es 2017 neben den schon über die letzten Jahre hinweg steigenden Volumina im Bereich der Wohnbaufinanzierung auch eine Ausweitung bei Konsumkrediten. Mehr darüber auf Seite 105 in dieser Ausgabe.
Hoch auch in der Union
Auch die Stimmung in der Europäischen Gemeinschaft hat sich gebessert – es gibt gute Argumente, dass die Eurokrise zu Ende kommt, sagt Martin Hüfner, Volkswirtschaftlicher Berater der „Hello bank!”.
Das Bild ist aber, so Hüfner, nicht ungetrübt: „Die Kapitalflucht aus den Peripherieländern geht unverändert weiter.”
Und so orten die Experten von Swiss Life Asset Managers, dass sich die rückläufige Tendenz bei Stimmungsindikatoren der Eurozone verfestigt.
Aber: „Der von der Binnenwirtschaft angetriebene Teil der Wirtschaft macht Boden gut und profitiert von der Erholung des Arbeitsmarkts in den meisten Mitgliedsländern”, sagt Marc Brütsch, Chefökonom Swiss Life. Mit etwas Glück wird die Sonne also noch eine Weile scheinen.