Weniger heiß – aber noch immer warm genug
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FINANCENET Redaktion 14.02.2020

Weniger heiß – aber noch immer warm genug

Zwei Drittel der Unternehmen rechnen mit einer stabilen Entwicklung, ein Fünftel mit einer Verbesserung.

••• Von Reinhard Krémer

Die österreichische Wirtschaft blickt auf ein ordentliches Wachstum während der letzten Jahre zurück. Doch auch wenn das Geschäftsklima bei heimischen Mittelstandsunternehmen im Mittelstandsbarometer Österreich 2020 der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zum zweiten Mal in Folge deutlich gesunken ist, ist ein Großteil der Unternehmer optimistisch.

Optimismus schwindet

Das Geschäftsklima, also der Mittelwert aus Einschätzungen der Geschäftslage und -entwicklung, sank erneut deutlich. Zwar bewertet immer noch ein Großteil der Unternehmen (92%) die aktuelle Geschäftslage als gut bzw. eher gut.

Allerdings hat der Optimismus im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung wie schon im Vorjahr deutlich abgenommen: Nur noch jeder Fünfte (22%) rechnet in den kommenden Monaten mit einer Verbesserung der eigenen Geschäftslage. Noch niedriger war dieser Anteil zuletzt im November 2008 (15%) – dem historisch schlechtesten Wert seit Beginn der Erhebung.
Doch aktuell sind zwei Drittel (69%) der heimischen Unternehmen der Meinung, dass sich ihr Unternehmen stabil entwickeln wird, nur neun Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Speziell die Tourismusbranche (34%) ist besonders positiv gestimmt, wohingegen sich sowohl der Gesundheitsbereich (17%) als auch das Transport- und Verkehrswesen (15%) eher verhalten zeigen.

Investitionen gehen weiter

Trotz der Skepsis in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung will jedes vierte Unternehmen (25%) seine Investitionen in den nächsten sechs Monaten steigern – eine Verringerung um nur drei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr (28%).

Zwei Drittel (67%) geben an, das Gesamtinvestitionsniveau konstant halten zu wollen, nur acht Prozent wollen ihre Investitionen zurückschrauben. Insgesamt ist die Investitionsbereitschaft im österreichischen Mittelstand damit weiterhin recht hoch, wenn auch niedriger als in den beiden Vorjahren.

Wo der Schuh drückt

Während 2018 noch mit einem Umsatzplus von durchschnittlich zwei Prozent gerechnet wurde, gehen die mittelständischen Unternehmen für das Jahr 2020 nur noch von 1,4% Umsatzplus aus; auch 2019 hatte dieser Wert bereits um 0,3 Prozentpunkte auf 1,7% abgenommen. Insgesamt erwarten nur zwei von fünf Unternehmen (40%) für das Jahr 2020 ein Umsatzwachstum – im Vorjahr war es noch jedes zweite (51%).

Die größte Bedrohung für heimische Unternehmen ist und bleibt der Fachkräftemangel: Mehr als zwei Drittel (69%) gaben an, dass das fehlende Angebot an qualifizierten Bewerbern das größte Risiko für die Entwicklung des eigenen Unternehmens darstellt.
81% haben insgesamt Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern. Auf Rang zwei des Risikorankings folgt der drohende wirtschaftliche Abschwung (43%), dicht gefolgt vom zunehmenden Wettbewerb (38%). Jeder Vierte (25%) schätzt außerdem den Klimawandel als Gefahr ein.

Gedämpftes Sentiment

Bei den Erwartungen der allgemeinen Wirtschaftslage in Österreich rechnet nur noch jeder Sechste (15 %) mit einer Verbesserung der Binnenkonjunktur in den kommenden Monaten – 18% weniger als im Vorjahr, als noch jeder Dritte positiv in die Zukunft blickte (33%).

Noch niedriger als heuer lag dieser Anteil zuletzt zu Jahresbeginn 2009. Zudem geht ein Viertel (25%) des Mittelstands von einer Verschlechterung der Wirtschaftslage aus, das entspricht einem Zuwachs von 17% im Vergleich zum Vorjahr. Im Hinblick auf einen drohenden Wirtschaftsabschwung erkennt die Hälfte (51%) der befragten Unternehmen die Gefahr einer Rezession.
Nur sieben Prozent schließen aus, dass sich die Wirtschaft ähnlich wie in Deutschland rückläufig entwickeln wird. Von jenen Unternehmen, die eher mit einem Wirtschaftsabschwung rechnen, erwartet jeder Achte (12%) sogar noch schlimmere Auswirkungen als durch die Finanzkrise 2008.
Jene Unternehmen, die eher mit einer Rezession für Österreich rechnen, bedienen sich verschiedenster Stellhebel zur Vorbereitung darauf – knapp zwei Drittel (59%) greifen auf kostensenkende Maßnahmen zurück.

Gemischte Gefühle

Auf Platz zwei folgt die Überprüfung geplanter Investitionen (47%). Knapp ein Drittel bereitet ihr Unternehmen auch durch Reorganisation und die Flexibilisierung der Arbeitszeiten (je 36%) auf den Wirtschaftsabschwung vor.

Dennoch gab mehr als jedes vierte Unternehmen an, in den nächsten sechs Monaten zusätzliche Stellen im Unternehmen schaffen zu wollen (28%) – vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr (32%).
Die 2019 auf Rekordniveau liegende Zufriedenheit mit der Standortpolitik für Gesamtösterreich ist leicht um neun Prozentpunkte gesunken, erzielt mit 42% Zustimmung aber immer noch einen Spitzenwert.
„Speziell die regionale Standortpolitik bekommt hervorragende Noten von den heimischen Unternehmenslenkern. Besonders hoch ist die Zufriedenheit in Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg. Seit Beginn unserer Erhebung haben heimische Betriebe die Standortpolitik noch nie positiver gesehen”, sagt Erich Lehner von EY Österreich.

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