Wo es heuer was zu verdienen gibt
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FINANCENET reinhard krémer 09.02.2018

Wo es heuer was zu verdienen gibt

Allen Turbulenzen zum Trotz bekommen Anleger heuer Rückenwind – es lockt eine Palette an Invest-Chancen.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Der starke Jahresauftakt machte den Markt anfällig für Korrekturen, wie der Crash am „dunkelgrauen” Montag zeigte (mehr darüber auf Seite 78).

Die überfällige Marktkorrektur hat eine rekordlange Phase ohne größere Rücksetzer beendet. „Aufgrund solider Wirtschaftsdaten und Gewinnsteigerungen bleiben wir positiv gegenüber Aktien und erwarten keinen Ausverkauf bei Anleihen”, meinen die Experten von Deutsche Asset Management. Was bedeutet das aber für Anleger? „Auch wenn risikoreiche Assetklassen teilweise bereits hoch bewertet sind – im derzeitigen dynamischen konjunkturellen Umfeld raten wir den Anlegern, Aktien gegenüber Anleihen überzugewichten”, meint Doris Kals, Leiterin Multi Asset Management der Allianz Invest KAG.

In Japan geht die Sonne auf

Auf der Aktienseite empfiehlt die Allianz, Emerging Markets und Japan überzugewichten, USA und Europa – bei Übergewichtung der Eurozone – neutral zu halten. Die japanische Wirtschaft verzeichnet seit acht Quartalen ein positives Wachstum, und auch die Inflationszahlen können sich seit über einem Jahr mit positiven Vorzeichen behaupten.

Yen wird schwächer

Die expansive Geldpolitik schwächt den Yen, was die Unternehmensgewinne und den Aktienmarkt unterstützt. Die ebenfalls solide konjunkturelle Entwicklung in den Emerging Markets (EM) sollte auch 2018 die Unternehmensgewinne ansteigen lassen; Ängste vor einer erheblichen Wirtschaftsabschwächung Chinas haben sich verflüchtigt. „Die Bewertungen der EM-Aktien im Vergleich zu den Industrieländern sind historisch weiterhin attraktiv”, so Kals. Investitionen belegen eine deutliche Zunahme der Dynamik. Der historisch teuer bewertete amerikanische Aktienmarkt hat hochprofitable Unternehmen mit einem erwarteten Gewinnwachstum von über elf Prozent im Jahr 2018. Die Gewinne waren zuletzt gestützt durch die Abschwächung des US-Dollar.

Anleihen? Emerging Markets!

Auf der Anleihenseite empfiehlt die Allianz, Anleihen aus den Emerging Markets überzugewichten, Unternehmensanleihen und Euroland-Anleihen neutral zu halten sowie jene aus den USA unterzugewichten.

Einen Blick auf China wirft die Schweizer Vermögensverwaltungsgruppe GAM. Im Reich des „Roten Riesen” bleibt das Top-Thema für 2018 der Inlandskonsum, meint die GAM-Expertin für chinesische und asiatische Aktienstrategien, Jian Shi Cortesi: „Ein großer Trend in diesem und im nächsten Jahrzehnt ist die wirtschaftliche Evolution Chinas zu einer vom Konsum getragenen Volkswirtschaft. In unseren chinesischen und asiatischen Wachstumsfonds konzentrieren wir uns weiterhin auf Unternehmen, die überproportional von der wirtschaftlichen Entwicklung in China profitieren. Diese Unternehmen – die vor allem in den Sektoren Konsum, Technologie, Gesundheit und Finanzdienstleistungen zu finden sind – verzeichnen nach wie vor ein starkes Wachstum. In diesen rasant wachsenden Branchen können wir durch sorgfältige Aktienauswahl attraktiv bewertete Titel finden.”

Was die Schweizer denken

Die Experten von Swiss Life Asset Managers sind ähnlich optimistisch: „Trotz des starken Wirtschaftsmomentums bleibt der Preisdruck außerhalb des Energiekomplexes gering. Die Import- und die Erzeugerpreise sind seit der Euroaufwertung zurückgegangen. Wir werden die Lohndynamik 2018 im Auge behalten.” (Eine Zusammenfassung der Swiss-Life-Analyse finden Sie links unten.)

Eidgenossen wachsen

Bei Schweizer Aktien konzentriert sich GAM-Schweiz-Experte Thomas Funk 2018 weiterhin auf das Thema Wachstum: „Mit Wachstum ist dabei nicht der Fokus auf kurzfristige Quartalszahlen gemeint, sondern das Wachstum über mittel- bis langfristige Zeiträume. Wir haben eine ganze Reihe von Unternehmen im Portfolio, die jetzt in ihren künftigen Erfolg investieren”, so Funk.

Sich langfristig auszurichten, aber auch kurzfristige Ziele zu erreichen, sei eines der wichtigsten Merkmale gut geführter Unternehmen.

„Betongold” glänzt weiter

Ein wahres Eldorado während der letzten Dekade, getriggert durch die Niedrigzins-Politik der Nationalbanken, waren Veranlagungen in Immobilien.

Für den österreichischen Markt bietet die IFI-Studie, die auf einer Befragung von Immo-Experten beruht, einen guten Überblick auf die Aussichten für Betongold: „Die Nachfrage wird in allen Immobiliensektoren – bis auf den Bereich ‚Studentisches Wohnen' – optimistischer eingestuft als im Vorjahr, speziell in Bereich Logistik- und Gewerbeimmobilien. Der Prozentsatz der Immobilienexperten, die ein steigendes Risiko sehen, geht zurück”, berichtet IFI-Gründer Philipp Kaufmann.

Preise steigen auch heuer …

Die Preise für Immobilien werden für 2018 häufiger als steigend eingeschätzt als noch für 2017.

Das Angebot an Immobilien insgesamt wird tendenziell als rückläufig eingestuft; eine Ausnahme ist hier der Wohnbau. Das Wirtschaftswachstum ist signifikant seltener eine Herausforderung für die österreichische Immo-Branche, die Verfügbarkeit von Grundstücken ist hingegen 2018 das zentrale Problem.

… zumindest in Österreich

Damit sollten hier die Preise vor allem im Westen und den Ballungs­gebieten weiter nach Norden ziehen. Die Ertrags­situation wird von den Experten im Jahresvergleich positiver gesehen; Betongold bleibt also weiter ­attraktiv, zumindest in Österreich.

Am anderen Ende der Welt sieht die Sache ganz anders aus, nämlich in China: „Höhere Finanzierungskosten, der erschwerte Zugang zu Krediten für den Mittelstand und Beschränkungen am Immobilienmarkt belasten bereits seit mehreren Monaten die Immobilieninvestitionen”, stellen die Experten der Constantia Privatbank fest.
Ein Anhalten dieses Trends dürfte in den kommenden Quartalen verstärkt den Bausektor belasten – die bisher treibende Kraft für das Wirtschaftswachstum. Die Finanzmärkte rechnen jedoch im Falle eines zu starken Abschwungs mit staatlichen Stimuli.

Gold glänzt nur matt

Bleibt noch der Blick auf das echte Edelmetall: Hier sind die Prognosen skeptisch. Die Experten von Goldman Sachs sagen einen Kursrückgang beim Goldpreis auf 1.200 USD für Mitte 2018 vorher. Die Schweizer UBS rechnet mit einem Durchschnittspreis von 1.285 USD, Morgan Stanley 1.269 USD je Unze. Für die Rohstoffpreise ist das Umfeld günstig; als besonders aussichtsreich erscheinen dem Investmenthaus Columbia Threadneedle Basismetalle und Energieträger auf Rohölbasis.

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