••• Von Martin Rümmele
GRAZ. Das Jahr 2015 war für das Grazer Unternehmen Institut Allergosan nach eigenen Angaben ein „außergewöhnliches Erfolgsjahr”. Die Kernmarke Omni-Biotic habe ihren Siegeszug in der Schweiz und in Bulgarien fortgesetzt, sagt Firmenchefin Anita Frauwallner. „Vor allem haben wir es geschafft, eine der besten Forschungsarbeiten der Welt auf dem Gebiet der Hepatologie, also der Medizin rund um Lebererkrankungen, abzuliefern.” Die Studienergebnisse wurden Ende 2015 in San Francisco der American Association for the Study of the Liver vorgestellt. Die Arbeit wurde vom wissenschaftlichen Komitee begutachtet und als eine der besten Arbeiten des Jahres ausgezeichnet. Die Studie zeigt, dass einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung der nichtalkoholischen Fettleber und als Spätstadium der Leberzirrhose der Zustand der Mikrobiota (früher auch bekannt als sogenannte Darmflora) und der Darmbarriere hat.
Mit einem vom Institut Allergosan entwickelten Probiotikum konnten Wissenschafter der Meduni Graz nun erstmals zeigen, dass die Regeneration des Darms über probiotische Bakterien die Le- berfunktion verbessern kann; das internationale Interesse ist enorm.
Kooperation mit Universitäten
Allein im Vorjahr habe man insgesamt mit zehn Universitätskliniken in Österreich, Deutschland und den Niederlanden wissenschaftlich gearbeitet – „in so unterschiedlichen Fachbereichen wie Diabetes und Übergewicht, dem Reizdarmsyndrom, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, aber auch der Leistungssteigerung im Spitzensport und der ursächlichen Behandlung von Migräne, Depressionen und möglicherweise sogar der Demenz”.
Das Institut Allergosan entwickelt, erforscht und vertreibt seit mehr als 20 Jahren Produkte aus natürlichen Substanzen wie etwa probiotischen Bakterien, Pflanzenextrakten und Mineralstoffen, die alle ein Ziel haben, Gesundheit zu unterstützen, im Speziellen die Darmgesundheit. Durch die intensive Zusammenarbeit mit anerkannten Wissenschaftlern aus Medizin, Pharmazie und Biochemie sei es gelungen, ein naturheilkundliches Forschungs- und Kompetenzzentrum rund um den Darm als größtes Organ aufzubauen, betont das Unternehmen.
Hohe Forschungsausgaben
„Wir geben zwischen 500.000 und 800.000 Euro im Jahr für die For- schung aus”, erklärte Geschäfts- führerin Anita Frauwallner zuletzt. In absehbarer Zeit kann sie sich auch vorstellen, Arzneimittel zu produzieren – denn besonders die Produktion auf Basis der Probiotika wäre interessant, betonte sie im Herbst des Vorjahres.
Allerdings: „Wir sind als Familienunternehmen allein dazu nicht in der Lage. Eine Kostenabschätzung hat ergeben, dass wir für die Erstellung eines Arzneimittels etwa 100 Millionen Euro aufwenden müssen würden.” Diese hohen Kosten ergeben sich, da jeder einzelne Bakterienstamm auf seine entsprechende arzneimitteltechnische Funktionalität geprüft werden muss.
Derzeit finden mit einigen großen Unternehmen lose Gespräche über eine etwaige Arzneimittelprodukti- on statt. „Es gibt auch ein Angebot aus den USA; ich denke, dass es in ferner Zukunft Arzneimittel von uns geben wird.” Für das laufende Wirtschaftsjahr (bis Ende März) erwartet Frauwallner einen Umsatz von rund 20 Mio. € – das entspricht einem Zuwachs von rund 30%. Insgesamt beschäftigt das Institut Allergosan rund 75 Mitarbeiter.