Angst vor Kommerz
© ÖÄK / Bernhard Noll
Thomas Szekeres, scheidender Präsident der Österreichischen Ärztekammer, warnt vor den Marktentwicklungen im System.
HEALTH ECONOMY Redaktion 03.06.2022

Angst vor Kommerz

Die Österreichische Ärztekammer warnt vor einer wachsenden Kommerzialisierung des heimischen Gesundheitswesens.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. „In Deutschland ist die besorgniserregende Entwicklung schon weiter fortgeschritten als hier”, sagt Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer: „Spitäler, die auf Profitmaximierung ausgerichtet sind, und Patienten, die als Investment betrachtet werden, das sich lohnen kann oder nicht, sind in unserem Nachbarland leider nicht mehr unbekannt.”

Dass private Kapitalgesellschaften nach Übernahmen von Gesundheitsunternehmen, Spitälern und Praxen streben, sei nicht nur international, sondern auch in Österreich immer häufiger zu beobachten, warnt Szekeres. „Daher ist es eminent wichtig, dass die öffentliche Wahrnehmung dieser Fehlentwicklungen geschärft bleibt. Gesundheitsversorgung darf kein Spekulationsobjekt für Konzerne werden, bei denen die eigene Rendite vor der Patientenversorgung steht und die bei Kostendruck mit dem Sparen auf Kosten der Patienten reagieren.”
Die Politik sei gefordert, einzugreifen, um den Zugang zu hochwertigen medizinischen Leistungen niederschwellig und leistbar zu halten. „Auch sozial schwächer gestellte Patienten müssen sich auf das österreichische Gesundheitssystem jederzeit verlassen können, weshalb die Einbindung von Konzernen in die Primärversorgung wie teilweise gefordert unbedingt abgesagt werden sollte”, mahnt Szekeres: „Dem Einfluss von Kapitalinvestoren auf Einrichtungen unseres Gesundheitssystems muss ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben werden. Es darf keinesfalls eine Ausweitung geben!”
Zudem brauche es dringend eine mittelfristige Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für das Gesundheitswesen sowie eine Entkoppelung vom BIP. „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie jetzt brauchen die Menschen mehr medizinische Unterstützung und nicht noch mehr Einsparungen.”

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