••• Von Martin Rümmele
WIEN. Zwischen sozialem Status und der Gesundheit der Menschen besteht ein Zusammenhang: Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat sich angesehen, wie sich die ungleiche Nutzung des Gesundheitssystems in den Bildungsgruppen auf die zukünftige Entwicklung der Kosten auswirkt. Die Statistik Austria hat wiederum generell analysiert, wie Bildung und Gesundheit zusammenhängen.
Das Ergebnis: Im ersten Wiener Bezirk ist die Lebenserwartung am höchsten, in den Bezirken Rudolfsheim-Fünfhaus oder Meidling müssen Frauen mit einem um sechseinhalb Jahre kürzeren Leben rechnen, Männer gar um sieben Jahre, so das Wifo unter Berufung auf Zahlen der Statistik Austria. „Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten hängen unter anderem von Alter und Geschlecht, aber auch vom Bildungsstand und damit verbunden vom Einkommen ab. So rauchen Menschen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen deutlich häufiger oder haben starkes Übergewicht als jene mit Matura oder Hochschulabschluss. Zudem fällt die Impfneigung bei Menschen mit formell niedrigerer Bildung deutlich geringer aus”, erläutert Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Einkommen als Faktor
Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede in der Einschätzung des eigenen Gesundheitszustands nach der Höhe des zur Verfügung stehenden Haushaltseinkommens: Männer und Frauen der höchsten Einkommensstufe schätzen ihren Gesundheitszustand 5,4- beziehungsweise 4,5-mal öfter als (sehr) gut ein als Personen der niedrigsten Einkommensstufe. Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, ist für finanziell schlecht gestellte Frauen besonders hoch: Sie haben ein um mehr als das Fünffache erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Frauen der höchsten Einkommenskategorie.
Das Wifo hat untersucht, wie sich der soziale Status und das Bildungsnievau auf die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems und damit auf dessen Kostenentwicklung auswirkt. Auf der Basis der Inanspruchnahme von Leistungen und dem Gesundheitszustand errechnete das Wifo, dass die Kosten zumindest bei Frauen mit höherer Bildung im Lebensverlauf um 13% niedriger sind als jene der Frauen mit höchstens Pflichtschulabschluss.
Unterschiede bei Männern
Bei Männern war das Muster nicht so eindeutig, alle Bildungsgruppen weisen im Längsschnitt annähernd gleich hohe Kosten auf. Das sei darauf zurückzuführen, dass die Unterschiede nach Bildung in der Lebenserwartung der Männer stärker ausgeprägt sind als jene der Frauen und die höhere Lebenserwartung von Personen mit höherem Bildungsniveau die niedrigeren gesundheitlichen Ausgaben in den einzelnen Lebensphasen ausgleicht.