••• Von Katrin Pfanner
WIEN. Seit Jahrzehnten wird über die Fragmentierung des Gesundheitssystems in Finanzierung und Strukturen diskutiert. Die Coronakrise hat die Mängel massiv gezeigt, sagen die Wiener Gesundheitsökonomen Maria Hofmarcher und Christopher Singhuber. Sie haben die Leistungen Österreichs im Pandemie-Management analysiert. Fazit: Der Föderalismus ist dabei eher negativ zu bewerten – speziell beim Contact-Tracing.
Bund zahlt, Länder arbeiten
Laut den Experten von der Austrian Health Academy waren in der Pandemie in Österreich ab Beginn 2020 zunächst die Bundesverwaltung und die Bundesregierung am Zug – doch nur vorübergehend: „Während in den ersten Phasen der Pandemie 2020 fast ausschließlich die Regierung aus ÖVP und Grüne die Maßnahmen zur Eindämmung vorschlug, lenkte und kommunizierte, waren ab Herbst 2020 zunehmend Politiker aus den Bundesländern eingebunden. Das betraf sowohl die Bereitstellung von Tests als auch die Detailplanung zur Impfung. Im Sommer 2020 sorgte der Bund mit dem Covid-19-Zuschussgesetz dafür, dass die Länder aus dem Krisenbewältigungsfonds Mittel abrufen können, die sie brauchen, um notwendige Schutz-,Test- und Behandlungskapazität vorzuhalten.” Aus der Entwicklung ergab sich nach Meinung der Ökonomen folgende Konsequenz: „Die Regionalisierung des Covid-19-Krisenmanagements führte im Herbst 2020 zu erheblichen Verzögerungen in der Umsetzung der Kontaktnachverfolgung und zu unterschiedlichen Impfstrategien in den Bundesländern.”
System zusammengebrochen
Der Zusammenbruch der Kontaktnachverfolgung in Österreich bei gleichzeitig steigender Anzahl an Infektionen habe Ende November 2020 zu einem neuerlichen, harten Lockdown geführt. Die Aufklärungsquote sei von 65% der neu identifizierten Fälle auf 19% Mitte November gefallen und bis Jahresende vollkommen zusammengebrochen. „Das Beispiel Österreich zeigt, dass bessere Steuerung im Föderalismus zumindest ab Herbst 2020 öfter Krankheit und Tod verhindert hätte”, schreiben die Ökonomen in ihrer Analyse.