Deutscher Experte streut Österreich rote Rosen
HEALTH ECONOMY Ina Schriebl 20.03.2015

Deutscher Experte streut Österreich rote Rosen

Mammografie-Screening Vergleich zeigt: Österreich nimmt bei Brustkrebs-Früherkennung führende Rolle ein

„Von 1.000 Frauen ohne Screening sterben vier an Brustkrebs; mit Screening retten wir eine davon.”

Wien. Seit Anfang vergangenen Jahres läuft in Österreich das Mammografie-Screeningprogramm. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie (Brustgesundheit), Rüdiger Schulz-Wendtland, bezeichnete jetzt das Programm als „hervorragend” und besser als das deutsche System. „Wir haben in Mittelfranken im November 2005 mit unserem Screening-Programm begonnen. 2008/09 wurde es in Deutschland flächendeckend etabliert. Wir haben in Deutschland eine Beteiligungsrate der Frauen von derzeit 55 Prozent”, sagte der deutsche Radiologe und Co-Chef des Programms im deutschen Mittelfrankenland.

In Deutschland wurde das Mammografie-Screeningprogramm via 94 Untersuchungseinheiten organisiert – mit jeweils regional rund einer Mio. Einwohner. Es gibt immer eine stationäre Einrichtung in dem Gebiet und einen Mammografie-Bus, der durch die Lande fährt. In Österreich läuft das Programm über die beteiligten Radiologen mit spezieller Ausbildung.

Früherkennung steigt an

Der Experte über die Erfahrungen in Deutschland: „Wir haben rund 100.000 Frauen, die in die Altersgruppe zwischen 50 und 69 Jahre fallen. Pro Jahr erhalten rund 50.000 eine Einladung zur Mammografie-Früherkennungsuntersuchung.” Was sich in Deutschland in den vergangenen Jahren gezeigt habe: „Die Rate der entdeckten Frühkarzinome steigt an, die Rate der entdeckten großen Karzinome fällt.” Gleichzeitig dürfe man sich von einem solchen Programm nicht kurzfristige Erfolge erwarten, sagte Schulz-Wendtland: „Das Entscheidende ist die Verringerung der Mortalität durch Brustkrebs durch das Mammografie-Screeningprogramm. Das werden wir aber erst nach rund zehn Jahren zeigen können.”Das österreichische Mammografie-Programm mit der prinzipiellen Möglichkeit aller Frauen zwischen 40 bis 70 plus, daran teilzunehmen – automatisch eingeladen werden alle zwei Jahre primär die 45- bis 69-jährigen –, bezeichnete der deutsche Experte als „hervorragend”. Ein Vorteil liege in der im Vergleich zu Deutschland größeren Altersgruppe und in der vorgesehenen Möglichkeit für die Radiologen, bei Bedarf nach der Röntgen-Mammografie sofort eine zusätzliche Ultraschalluntersuchung durchzuführen. Das ist besonders bei „dichtem” Brustgewebe wichtig.

Größeres Altersspektrum

Das in Österreich erweiterte Altersspektrum der für die Früherkennungs-Mammografie berechtigten Frauen sei laut Schulz-Wendtland auch gerade erst in vorbildlichen Ländern wie den Niederlanden oder Schweden eingeführt worden und ein zusätzlicher Vorteil. Jährliche Untersuchungen würden keinen Vorteil bedeuten. „Es gibt keine Daten, wonach ein kürzeres Zeitintervall als zwei Jahre für das Mammografie-Screening etwas bringt.” Allerdings dürfe man sich keine Wunder erwarten: Von 1.000 Frauen ohne Screening sterben vier an Brustkrebs; mit dem Screening sterben drei.Im vergangenen Jahr wurden in Österreich laut Zahlen des Hauptverbandes insgesamt 600.858 Mammografien durchgeführt. Das sind rund 15 Prozent weniger als im Vergleichsjahr 2013. Erst vor Kurzem erklärte die deutsche Fachgesellschaft für Senologie: „Eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Analyse des kanadischen Mammografie-Screeningprogramms unterstreicht die Wirksamkeit des Mammografiescreenings auch in der heutigen Zeit.”

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