Ganz Ohr für Hörhilfen
© Med-El
Hörgesundheit Bis 2050 werden 236 Mio. Menschen weltweit an Hörverlust leiden – das sind 20% mehr als derzeit. Firmen wie die Tiroler Med-El entwickeln Lösungen.
HEALTH ECONOMY Redaktion 03.03.2023

Ganz Ohr für Hörhilfen

HNO-Heilkunde hat in Österreich eine lange Tradition. Unternehmen verzeichnen mit Hörhilfen jährlich Millionenumsätze.

••• Von Katrin Grabner

WIEN/GRAZ/VILLACH. Jedes Jahr wird am 3. März der Welttag des Hörens begangen – diesmal unter dem Motto „Ohr- und Hörgesundheit für alle!” Ein wichtiges Thema, denn laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden bis 2050 rund 236 Mio. Menschen an einer Form von Hörverlust leiden – knapp 20% mehr als heute.

Die WHO beziffert den volkswirtschaftlichen Schaden durch unbehandelte Hörminderungen alleine für Europa mit 216 Mrd. € pro Jahr – eine Entwicklung, die dazu führen wird, dass der Bedarf an Hörhilfen steigt. Ein Markt- und Medizinbereich, der in Zentraleuropa – und vor allem in Österreich – Tradition hat.

Hörhilfen made in Austria

Ein heimischer Hersteller ist sogar Weltmarktführer: Das Tiroler Unternehmen Med-El entwickelt, produziert und vertreibt seit über 30 Jahren erfolgreich Cochlea-Implantate. Die Produkte finden mittlerweile in 137 Ländern Anwendung. Von den weltweit rund 2.500 Mitarbeitern arbeiten allein mehr als 1.600 in Wien und Innsbruck.

Anlässlich des Welttages des Hörens sprach sich Ewald Thurner, Area Manager von Med-El Wien und zuständig für den gesamten Zentral- und Osteuropäischen Raum, für eine Stärkung der HNO-Medizin aus. „Nicht jede Hörbeeinträchtigung braucht ein Implantat, aber allein in Österreich sind schon jetzt 220.000 Betroffene über 65 Jahren unterversorgt. Sie bräuchten eine Reevaluierung, nehmen aber aufgrund von Scham keine Hilfe in Anspruch”, sagt Thurner. Fachärzte und Allgemeinmediziner sollten Patienten verstärkt über Hörverlust und Optionen aufklären.
Med-El setzt sich auch außerhalb Österreichs für eine verbesserte Aufklärung ein und unterstützt den Know-how-Transfer in Länder wie Bosnien und Herzegowina, wo auch sein österreichischer Vertriebspartner Neuroth seit Kurzem tätig ist. Das steirische Hörakustik-Unternehmen ist ein großer Player im Bereich Hörhilfen in Österreich. Die gesamte Neuroth-Gruppe hat im Geschäftsjahr, das im September 2022 zu Ende gegangen ist, einen Umsatz von 144 Mio. € erzielt, um 2,8% mehr als im Jahr davor. Südosteuropa ist mittlerweile der zweitstärkste Absatzmarkt noch vor der Schweiz.

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Neuroth stellt die Geräte und Implantate zwar nicht selbst her, ist aber für Vertrieb und Anpassung zuständig – nicht nur für Med-El. Die Firma setzt sich laut Chef Lukas Schinko darüber hinaus ebenfalls für mehr Aufmerksamkeit für das Thema Höreinschränkungen ein. In Österreich habe laut Neuroth etwa jeder fünfte Mensch eine Hörminderung, aber nur ein Viertel davon seit mit Hörgeräten versorgt.

Weitere Anbieter am heimischen Markt für Hörgeräteanpassungen sind Hansaton mit über 105 Hörkompetenz-Zentren in Österreich und rund 300 Hörgeräteakustikern sowie der Handelsriese Hartlauer. Die in Salzburg gegründete Hansaton ist seit 2001 eine 100%ige Tochter der Sonova AG, einer der größten Hörgerätekonzerne der Welt mit Sitz in der Schweiz. Hartlauer verfügt nach eigenen Angaben österreichweit über 219 Hörstudios und eine eigene Fertigung in Graz. Dort wird ein exakt auf den Gehörgang abgestimmtes Ohrpassstück für das jeweilige Hörsystem angepasst.

Infineon forscht mit Partnern

Zuletzt hat wie berichtet auch der Technologieriese Infineon in Villach den Start eines europäischen Forschungsprojekts mit dem Titel „Listen2Future” mit 27 Partnern aus sieben Ländern bekannt gegeben. Das Ziel: Neue und kleinste Mikrofon- und Ultraschallsensoren für Untersuchungen in der Industrie und Medizin zu entwickeln. Präzise Mini-Hörgeräte, schnelle Infektionskontrollen bei Säuglingen oder tragbare Ultraschall-Pflaster werden möglich.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL