Getrennte Wege
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In der Ärztekammer hat man sich von der Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft in den Spitälern wieder entfernt.
HEALTH ECONOMY Redaktion 09.06.2023

Getrennte Wege

Ärztekammer und Gewerkschaft ziehen in Sachen Gesundheitsberufe nicht mehr an einem Strang.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die Zeiten, als man sich als Vertragspartner in den Krankenkassen als Funktionäre (Gewerkschaft) und Leistungserbringer (Ärztekammer) nicht immer ganz harmonisch gegenüberstand, schienen zu Beginn der Pandemie vorbei: „Mehr von uns, besser für alle” – mit diesem gemeinsamen Credo haben sich im Frühjahr 2020 die Vertreter aus allen für die Gesundheitsversorgung relevanten Fachgewerkschaften sowie der Arbeiter- und der Ärztekammer zur neuen Initiative „Offensive Gesundheit” zusammengeschlossen.

Hauptziel der neuen Plattform war die Aufrechterhaltung eines schlagkräftigen Gesundheits- und Pflegesystems. Dafür dringend notwendig seien bessere Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal. Genau das müsste eigentlich auch angesichts gravierender Personalengpässe und schwieriger Arbeitsbedingungen nach wie vor aktuell sein – müsste. Doch offenbar gehen Gewerkschaften und Ärzteschaft sich zunehmend aus dem Weg und fokussieren wieder auf die eigene Klientel. Dass die Ärztekammer bereits über Streikvorbereitungen in Wiener Spitälern nachdenkt, sorgt jedenfalls für Unmut bei der Gewerkschaft. Man habe Verständnis für die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen, ein Streik zu diesem Zeitpunkt sei aber noch nicht angebracht, hieß es in einer Aussendung der younion (Team Gesundheit). Die Gewerkschaft sei bereits seit Monaten am Verhandlungstisch engagiert, wurde versichert. Im Gegensatz zu anderen Ländern sei es nicht notwendig, zuerst zu streiken, um gehört zu werden.

Kritik an Streikvorstoß

„Die über 30.000 Beschäftigten machen gemeinsam einen großartigen Job für die Menschen in Wien. Wir sind ein interdisziplinäres Team und handeln Hand in Hand: Ein Streik betrifft das ganze Team – das ist eine vereinte Entscheidung –, niemand darf zurückgelassen werden, nur weil eine Gruppe laut ist. Wir dulden als Team Gesundheit keine Lippenbekenntnisse – nicht von der Dienstgeberin und auch nicht von einzelnen Berufsgruppen. Wer ‚alle' sagt, muss das ganze Team meinen”, richtet Edgar Martin, Vorsitzender der younion-Hauptgruppe II der Ärztekammer, aus.

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