Hanf in der Medizin erlebt einen richtigen Boom
© APA/AFP/Lars Hagberg
HEALTH ECONOMY Redaktion 06.07.2018

Hanf in der Medizin erlebt einen richtigen Boom

Das Parlament prüft die medizinische Freigabe von Cannabis. Schon jetzt gibt es boomende Produkte aus den Wirkstoffen.

••• Von Karina Schriebl

WIEN. Der Gesundheitsausschuss des Nationalrats diskutiert die Liberalisierung von Cannabis in der Medizin. Konkret wird Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) gebeten, den therapeutischen Einsatz von „Medizinalhanf” zu prüfen und bis zum 1. Jänner 2019 einen Bericht über künftige medizinische, rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen zum Einsatz von cannabishaltigen Arzneimitteln vorzulegen. Experten beurteilen das kritisch und bevorzugen aus Hanf hergestellte Produkte, deren Wirkstoffgehalt konstant ist.

Starkes Wachstum

Bei derartigen Produkten, die teilweise verfügbar sind, verzeichnen österreichische Apotheken eine explosiv steigende Nachfrage. Wie das Marktforschungsunternehmen IQVIA berichtet, werden rezeptfreie Produkte nach einer Verfünf­fachung in Österreichs Apotheken bereits im Wert von über 800.000 € jährlich – das entspricht einer Zunahme von 444% – verkauft.

Die einzigen in Österreich zugelassenen, rezeptpflichtigen Hanfpräparate Canemes und Sativex erfreuen sich einer konstanten Nachfrage von 760.000 € jährlich. Dazu kommen Präparate, die im Rahmen der sogenannten Magistralen Rezepturen zubereitet werden: Produkte, die Apotheker eigens für Patienten aufgrund eines Arztrezepts mit der Substanz Dronabinol herstellen. Dronabinol wird aus Hanf gewonnen, der in Österreich von der Agentur für Gesundheit (Ages) angebaut und zur Verarbeitung nach Deutschland exportiert wird.
Österreich bewegt sich in der Frage der Cannabis-Freigabe damit konträr zum weltweiten Trend. Während manche Staaten wie Kanada Cannabis gänzlich freigegeben haben und viele andere wie Deutschland den Verkauf als Medizin in Apotheken unterstützen, geht die Tendenz in Österreich derzeit noch nicht in diese Richtung. Die wenigen heimischen Cannabis-Produzenten müssen tunlichst darauf bedacht sein, zu ernten, bevor die Pflanzen blühen. In der Blüte entwickelt sich Tetrahydrocannabinol, eine nach dem Suchtgiftgesetz verbotene Substanz. Die medizinische Wirkung von Hanf geht aber auch von anderen Substanzen aus.

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