Impfstoffe: Österreich wird starker Zulieferer
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HEALTH ECONOMY Redaktion 12.03.2021

Impfstoffe: Österreich wird starker Zulieferer

Die Produktion von Corona-Impfstoffen stockt. Heimische Firmen bauen die Zulieferung von Wirkstoffen aus.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Es kommt doch Bewegung in das Thema eines Ausbaus einer europäischen Impfstoffproduktion. Und Österreich könnte dabei zumindest als Zulieferer für Wirkstoffe und Hilfsstoffe eine wachsende Rolle spielen. Wie der Pharmariese Novartis nun bekannt gab, hat das Unternehmen eine erste Vereinbarung über die Herstellung der mRNA und des vorformulierten Wirkstoffs für den Covid-19-Impfstoffkandidaten des Biotechunternehmens CureVac unterzeichnet, um im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie zu unterstützen; Novartis nutzt dabei die eigenen Produktionskapazitäten und -kompetenzen am Standort Kundl in Tirol.

Der Konzern beabsichtigt nach eigenen Angaben, die mRNA und den vorformulierten Wirkstoff für bis zu 50 Mio. Dosen bis Ende 2021 und bis zu rund 200 Mio. Dosen im Jahr 2022 in Tirol herzustellen. Die Vorbereitungen für den Produktionsstart, den Technologietransfer und die Testläufe laufen bereits am Novartis-Produktionsstandort in Kundl. Der Beginn der Auslieferung erfolgt voraussichtlich ab Sommer 2021. Es sei eine von mehreren Vereinbarungen, die Novartis auf globaler Ebene prüft, um die weltweite Versorgung mit Covid-19-Impfstoff und -Therapeutika zu unterstützen.

mRNA für viele Produkte

„Als Unternehmen, das Medizin neu denkt, sind wir bestrebt, mit unseren Produktionskapazitäten dazu beizutragen, die weltweite Lieferung von Covid-19-Impfstoffen und Therapeutika aktiv zu unterstützen”, sagt Rene Luginbuehl, Global Head Large Molecules, Novartis Technical Operations. „Wir sehen uns in der Verantwortung, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um zu helfen”, sagt Michael Kocher, Country President Novartis Österreich.

Erst letzten November hatte Novartis bekannt gegeben, Kundl zu einem Nukleinsäure-Kompetenzzentrum, vor allem für die Zell- und Gentherapie-Pipeline, auszubauen. „Novartis ist am Standort Kundl Pionier und verfügt über jahrzehntelange Expertise in der biopharmazeutischen Produktion von Proteinen auf Basis mikrobieller Technologien. Dies schafft die Voraussetzung für die Herstellung von Nukleinsäuren, im Speziellen von mRNA-Wirkstoffen, welche die Grundsubstanz vieler innovativer Therapien und moderner Impfstoffe sind. Derzeit erweitern wir unseren Standort um zusätzliche Kapazitäten für die Produktion von mRNA, um den steigenden Bedarf bestmöglich zu bedienen”, sagt Mario Riesner, Geschäftsführer Novartis Kundl/Schaftenau.

Ausbau von Kapazitäten

Der niederösterreichische Pharmazulieferer Polymun hat fast zeitgleich bekannt gegeben, dass man die Produktionskapazitäten für den Coronaimpfstoff von Biontech und Pfizer um ein Drittel ausgeweitet hat. Bis zum Sommer würden Chargen für 20 statt 15 Mio. Dosen geliefert, sagte Polymun-Chef Dietmar Katinger. Die Firma stellt in Klosterneuburg Lipid-Nanopartikel für den mRNA-Impfstoff her und liefert diese etwa ins Pfizer-Werk im belgischen Puurs, wo der Covid-19-Impfstoff abgefüllt wird.

Die zusätzlichen fünf Mio. Dosen sollen in das Impfstoffkontingent der EU fließen, wovon Österreich zwei Prozent erhält. Das bedeute für Österreich rund 100.000 zusätzliche Impfdosen, rechnete Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor, der dazu mit Katinger eine Pressekonferenz im Bundeskanzleramt abhielt. Wie Katinger erklärte, habe die wachsende Erfahrung der Mitarbeiter und eine Prozessoptimierung die Produktionssteigerung ermöglicht; zudem seien andere Aufträge zurückgereiht worden.
Einen Einsatz des russischen Sputnik-Impfstoffs vor einer Zulassung durch die EU-Arzneimittelbehörde EMA schloss Kurz aus. „Wir beziehen unsere Impfdosen aus der EU”, sagte Kurz. Aus Italien wurde am Dienstag indes bekannt, dass dort die erste Produktion für den russischen Sputnik-V-Impfstoff innerhalb der EU aufgebaut werden soll.

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