Industrie denkt um
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Die Pharmabranche sucht weltweit nach einem Impfstoff. Wer zuerst punktet, für den wird Corona zum Gamechanger.
HEALTH ECONOMY Redaktion 19.06.2020

Industrie denkt um

Auch wenn sich derzeit viel um Corona dreht, die Industrie verliert Schwerpunkte wie Onkologie nicht ganz aus dem Blick.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN. „Es ist zu erwarten, dass die Themen Infektionen und Antibiotika-Resistenzen vor dem Hintergrund der aktuellen Coronakrise stärker in den Fokus rücken”, sagt Erich Lehner, Managing Partner Markets und Leiter Life Sciences bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY Österreich. „Allerdings werden die großen Firmen nicht ihre langfristigen Programme stoppen und ihre Hauptaktivität auf Covid-19 verschieben.” Pandemien seien als Businessfaktor nicht planbar – eben weil man nicht weiß, wann und in welcher Form sie auftreten.

174 Mrd. € mit Krebsmitteln

Konkret bedeutet das, dass die Forschung nach Krebstherapien weiter zentral bleibt, schätzt das Unternehmen in der aktuellen Bilanzanalyse der Branche. In der Onkologie erzielen die Unternehmen auch die größten Umsätze. Im vergangenen Jahr steigerten sie die Erlöse in dem Bereich um ein Fünftel auf 174 Mrd. € – auch getrieben durch große Blockbuster-Medikamente mit einem Umsatz von mindestens einer Mrd. €.

Mit Infektionskrankheiten erzielte die Branche 2019 dagegen „nur” 46 Mrd. € Umsatz – eine Steigerung von 5,1% im Vergleich zum Jar davor. Im Jahr 2019 haben die Top-Pharmaunternehmen auch ihren Forschungsschwerpunkt wie auch schon in der Vergangenheit auf Krebswirkstoffe gelegt; 2.586 Wirkstoffe befanden sich dazu in der klinischen Entwicklung.

Bremse bei Übernahmen

Die größten Pharmaunternehmen der Welt haben nach einer Wachstumspause im Vorjahr wieder Fahrt aufgenommen. So steigerten die 21 von EY untersuchten Konzerne ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Durchschnitt um 14,2% – nach einem Minus von 1,9% im Jahr 2018. Mit einem Plus von 12,3% erzielten die Unternehmen auch beim Umsatz einen zweistelligen Zuwachs.

Einen Effekt hat Covid-19 schon jetzt: Viele Fusionen und Übernahmen werden ausgesetzt. „Die Konzerne warten derzeit eher ab, wie es nach der Sommerpause aussieht. Im Moment gibt es zu viel Unsicherheit und dadurch auch viel Uneinigkeit über den Preis”, analysiert Lehner.

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