Kritische Jungärzte
© APA/dpa-Zentralbild/Britta Pedersen
Der zunehmende Ärztemangel könnte durch bessere Ausbildungsbedingungen abgefangen werden, sagt die Ärztekammer.
HEALTH ECONOMY Redaktion 06.11.2020

Kritische Jungärzte

Eine unter Jungärzten durchgeführte Befragung hat ergeben, dass es in der Ausbildung erheblichen Nachholbedarf gibt.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Eine Umfrage der Ärztekammer unter mehr als 1.200 Jungärzten brachte überraschende Ergebnisse: Die Qualität der klinischen Ausbildung ist entscheidend. Ausschlaggebend für die Wahl des Ausbildungsplatzes sind aber auch Work-Life-Balance sowie der Standort und die Erreichbarkeit der Ausbildungsstätte. Und die Konkurrenz wächst nicht nur im Inland.

Das Ausland lockt

„Das deutschsprachige Ausland lockt mit attraktiven Angeboten, und genau daher ist es wichtig, dass unsere Spitäler wettbewerbsfähig bleiben”, sagt Daniel von Langen, Obmann der Bundessektion Turnusärzte der Österreichischen Ärztekammer. Denn die Online-Umfrage zeigt: Mobilität ist unter den auszubildenden Ärzten alles andere als ein Fremdwort. Um die beste Ausbildung zu erhalten, sind viele bereit, ins Ausland zu gehen. Laut der aktuellen Umfrage beantworteten 36% die Frage, ob sie bereit wären, in ein anderes Land zu gehen, wenn sie den Eindruck hätten, dass die Ausbildung dort besser ist, mit einem Ja. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten, nämlich 51%, wäre grundsätzlich bereit, einzig private Faktoren würden diesen Weg verhindern: 12% geben an, nicht ins Ausland gehen zu wollen. „Das zeigt deutlich: Wenn die Ausbildung nicht den Erwartungen entspricht, dann kehren sie Österreich den Rücken”, sagt von Langen.

Insgesamt gaben 38% an, mit der Ausbildung sehr zufrieden oder zufrieden zu sein – 36% vergaben die Note 3 und ein Viertel die Note 4 oder 5. „Ein Befriedigend ist in der Ausbildung eindeutig ein Nicht Genügend”, sagt ÖÄK-Vizepräsident Harald Mayer.
Wichtig sei, auf die Bedürfnisse des Ärztenachwuchses einzugehen. „Die Krankenhausträger benötigen das entsprechende Budget, um mehr Personal für die Ausbildung zu haben. Dass Ärzte den Nachwuchs ausbilden, ist kein Hobby, sondern eine Verpflichtung. Der können wir aber nur nachkommen, wenn uns auch die Zeit dafür gegeben wird.” Die deutliche Mehrheit, nämlich 79%, hat laut der Online-Umfrage den Eindruck, dass das Stammpersonal nicht genügend Zeit habe, um sich um die Ausbildung zu kümmern.

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