Lieferengpässe ade
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Die neue Bevorratungsverordnung soll dafür sorgen, dass im Herbst und Winter genügend Arzneimittel vorhanden sind.
HEALTH ECONOMY Redaktion 28.06.2024

Lieferengpässe ade

Eine neue Verordnung verpflichtet Pharmakonzerne dazu, wichtige Arzneimittel zu lagern. Die Industrie legt sich quer.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. Rund 700 versorgungskritische Medikamente sollen zukünftig von der Pharmaindustrie eingelagert werden, um Versorgungsengpässe zu vermeiden. Die entsprechende Verordnung des Gesundheitsministeriums wurde nun von der EU-Kommission genehmigt. Die österreichische Pharmaindustrie hält die Maßnahme allerdings für wenig zielführend.

Sicher durch den Winter

Die Verordnung definiert rund 700 kritische Arzneimittel, darunter insbesondere Schmerzmittel, Antibiotika, Medikamente gegen Erkältungssymptome, aber auch Präparate für chronische Herz-Kreislauf- oder Lungen-Erkrankungen. Die Lager sollen in den kommenden Monaten gefüllt werden, wobei ein Bedarf von vier Monaten eingelagert werden muss. Um den vollen Lagerstand zu erreichen, hat die Industrie zehn Monate Zeit. Die Kosten, die der pharmazeutischen Industrie durch die erhöhte Arzneimittelbevorratung entstehen, können auf Antrag durch das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) erstattet werden.

Kritik von Pharmaindustrie

Für Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbands der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) ist es trotzdem „nicht die richtige Lösung”, um Versorgungsengpässen vorzubeugen. Die Lager würden „viel Geld” kosten, seien „aufwendig in der Betreibung und können die Medikamentenversorgung durch das zusätzliche Umlenken der Ware noch verschärfen”. Obwohl der Verordnungsentwurf seit Anfang des Jahres bekannt ist, kritisiert Herzog darüber hinaus die kurze Vorlaufzeit.

Kritik kommt auch vom Österreichischen Generikaverband, der die Industrie bereits an der Kapazitätsgrenze sieht. „Wir können nichts bevorraten, was nicht hergestellt wird”, mahnte der Präsident des Verbandes Wolfgang Andiel, der eine schwierige wirtschaftliche Vermarktung beklagt.
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) betonte indessen, dass es langfristig sowieso eine europäische Lösung brauche, die alle Mitgliedstaaten gleichermaßen absichere. „Das werde ich in Brüssel weiterhin einfordern”, sagte der Minister.

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