••• Von Katrin Grabner
WIEN. „Der Start-up-Markt im Bereich Life Sciences und Digital Health in Österreich entwickelt sich dynamisch. Das hat sich schon vor der Pandemie abgezeichnet. Die Gründung von ‚mySugr' Anfang der 2010er hat eine Serie an Unternehmensgründungen losgetreten”, erklärt Irene Fialka, Geschäftsführerin des Universitären Business Inkubators (UBI) INiTS. Das Digital Health-Unternehmen mySugr, das ein Diabetes-Tagebuch in Form einer App auf den Markt brachte, wurde wie berichtet 2017 vom Pharmariesen Roche gekauft. 2020 gelang auch dem Wiener Biotech-Unternehmen Themis Bioscience der Exit: Der Impfstoffentwickler wurde vollständig vom Pharmakonzern MSD übernommen.
Markt im Umbruch
Aufgrund der demografischen Entwicklungen gebe es in Österreich einen großen Innovationsbedarf im Gesundheitsbereich: „Wir werden älter, aber nicht gesünder. Das Gute ist, dass überall, wo es Probleme gibt, auch Potenzial für Entrepreneurship entsteht”, meint Fialka. Eva Prieschl-Grassauer, Vorstandsmitglied des Verbands BioTech Austria, ist sich sicher, dass der Sektor hierzulande vielfältig ist, aber im Bereich Biotech vor allem in der Virologie und der Immunologie stark sei. „Österreich ist offen für Innovationen und sehr flexibel, wenn es um neue Therapeutika für Krankheiten geht”, schätzt Prieschl-Grassauer die Lage in Österreich ein.
Um erfolgreich zu sein, werden heimische Start-ups von Innovation Hubs und Standortagenturen sowie Business Angels und staatlichen Einrichtungen wie dem Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. Johannes Sarx, Geschäftsführer der Wiener Life Sciences-Plattform LISAvienna, sieht viel Potenzial am heimischen Gesundheitsmarkt: „Wir stecken mitten in einem großen Veränderungsprozess. Wir werden zukünftig mehr Medikamente sehen, die von Beginn an für klar umrissene Gruppen mit bestimmten molekularbiologisch definierbaren Charakteristika konzipiert werden. Erste personalisierte Therapien und technologieunterstütztes Therapiemonitoring sind bereits im Einsatz.”
Der Westen holt auf
Probleme gibt es laut Prieschl-Grassauer derzeit aufgrund der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelösten Krise in Europa. Das schrecke Investoren ab, auch in Österreich. Sie ist aber zuversichtlich, dass sich der Trend umdrehen wird, sobald die Krise überstanden ist.
In Wien allein entstehen laut LISAvienna jährlich zehn bis 20 neue Life Sciences-Unternehmen. Aber auch im Westen Österreichs, in Tirol, entwickelt sich ein starker Markt, wie Petra Stöckl, Clustermanagerin für Gesundheitsindustrie und Life Sciences der Standortagentur Tirol, weiß: „Tirol ist ein starker Life Sciences-Standort innerhalb Österreichs, mit erfolgreichen Unternehmen aus der Medizintechnik, der e-Health, dem Pharma- und Biotechnologiebereich sowie aus der Chemie. Mit aktuell rund 11.000 Beschäftigten in Wirtschaft und Wissenschaft und einem Branchenumsatz von 2,25 Mrd. Euro hat sich der Life Sciences-Sektor in Tirol in den vergangenen Jahren erfolgreich entwickelt.” Hier sind allerdings die beiden Standorte von Novartis in Kundl und Schaftenau eingerechnet.
Förderprogramm in Tirol
Mit dem 2021 beschlossenen Health Hub Tirol sollen weiterhin „gezielt Innovationen in den Bereichen Life Sciences und Medizintechnik forciert” werden. Dabei sollen „ausgewählten regionalen sowie nationalen und internationalen Unternehmen Infrastruktur wie Labor- und Büroflächen, ein eigenes Förderprogramm sowie Dienstleistungen wie Finanzierungsberatung oder Beratung zu Geschäftsmodellentwicklung bereitgestellt werden”.