Neue Krebstherapien sind Fluch und Segen
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HEALTH ECONOMY Redaktion 11.01.2019

Neue Krebstherapien sind Fluch und Segen

Krebstherapien sind die Hoffnung der Pharmabranche und Patienten. Für das Gesundheitswesen wird es aber teuer.

••• Von Katrin Waldner

Fast 40% mehr Krebskranke wird es laut Prognosen der Statistik Austria in den ­nächsten zwölf Jahren geben – eine Herausforderung für das Gesundheitssystem und eine Möglichkeit für den Pharmamarkt, der allerdings auch immer härter umkämpft ist. Verbesserungen bei Medikamenten und damit auch der Lebensqualität haben in den vergangenen Jahren zu einem Anstieg der Behandlungskosten geführt.

Starker Kostenanstieg

1,474 Mrd. € wurden laut Studie des Instituts für Gesundheitsökonomie (IHE) 1995 in Österreich für die Versorgung von Krebspatienten ausgegeben, im Jahr 2014 waren es 2,290 Mrd. €. „In Österreich gibt es nur wenige Ausgabenberechnungen, die auf Krankheitsbilder referenzieren; meist kursieren nur grobe Schätzungen. Daten sind vor allem im niedergelassenen Bereich nicht durchgängig vorhanden”, weiß Katharina Habimana von der Gesundheit Österreich GmbH.

Neue Therapien führen auch zu steigenden Preisen bei den Produkten: „Der durchschnittliche Preis für Krebsmedikamente pro Monat Behandlung hat sich von 4.085,71 Euro auf mehr als 9.079,35 Euro mehr als verdoppelt”, stellen die Autoren der Europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie (ESMO) in einer Studie 2016 fest. Eine andere IHE-Studie im Auftrag des europäischen Pharmaverbandes kam zum Schluss, dass sich die Ausgaben für die medikamentöse Krebsbehandlung seit 2005 verdoppelt haben und nun 23% der Medikamentenausgaben betragen, während 50% in den stationären Sektor fließen. Hier verlagern sie sich allerdings zunehmend vom stationären in den ambulanten Bereich – und damit vom Budget der Länder in jenes der Krankenkassen. Generell liegen die Ausgaben für Krebserkrankungen, europaweit betrachtet, konstant seit 20 Jahren bei rund sechs Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben.

Margen sinken

Trotz steigender Ausgaben für die Behandlung ist das Markt­umfeld für Pharma und Biotech-Unternehmen in den vergangenen Jahren schwieriger geworden: Die Margen sind gesunken, auch wenn die größten Umsatzbringer – Wirkstoffe gegen Krebs und Blockbuster-Medikamente – weiter wachsen. 40% der derzeit in Entwicklung befindlichen Wirkstoffe sind gegen Krebs.

Lukrative Nischen

„Bereits 2017 verdienten die Pharmaunternehmen damit fast jeden dritten Euro: Die Umsätze im Bereich Onkologie stiegen von 130,1 Mrd. auf 137,4 Mrd. Euro. Das heißt: Die Abhängigkeit der großen Pharmakonzerne von Krebsmedikamenten und den Umsatz bringenden Blockbustern nimmt zu. Allerdings steigen die Umsätze nur noch auf niedrigem Niveau. Und die sinkenden Margen zeigen: Die Unternehmen müssen einen Weg finden, Innovationen zu entwickeln und lukrative Nischen zu besetzen”, sagt Erich Lehner, Managing Partner Markets und Leiter Life Sciences bei Ernst & Young-Österreich. „Über die Margen in der Pharmabranche wären nach wie vor fast alle anderen Branchen froh. Dennoch zeigt der Rückgang ein Problem auf: Der Wettbewerbsdruck in den größten Therapiebereichen wie der Onkologie ist enorm – vom großen Kuchen bleiben nur kleine Stücke. Zudem können sich die Konzerne zwar weiterhin auf ihre Blockbuster verlassen. Allerdings erlauben neue Technologien sehr viel zielgerichtetere Therapien. Sie sind aber in der Regel erheblich teurer. Für die Konzerne wird deshalb viel von der Akzeptanz der neuen Therapieformen und der Zahlungsbereitschaft der Patienten beziehungsweise der Gesundheitssysteme abhängen”, erklärt Lehner. Beispielsweise Kymriah, eine neue personalisierte Zelltherapie gegen Blutkrebs von Novartis, hat ihren Preis und ist noch nicht für alle verfügbar. Für eine einmalige Behandlung zahlt man in den USA über 410.000 €.

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