Rückstau als Hürde für Krankenhäuser
© APA/AFP/Ina Fassbender
Spitäler Die Frage der Bettenkapazitäten wird auch künftig zur Diskussion stehen, sind die Gesundheitssprecher überzeugt.
HEALTH ECONOMY Redaktion 18.09.2020

Rückstau als Hürde für Krankenhäuser

Die Spitäler haben der Krise standgehalten – jetzt steigen aber die Aufgaben, sagen Gesundheitssprecher der Parteien.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Die Zahl der Coronainfektionen steigt wieder und auch die Spitalseinweisungen. Die Kliniken sind aber noch mit dem Aufarbeiten des Rückstaus aus der ersten Coronawelle beschäftigt. Das könnte generell Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung der Menschen haben, warnen die Gesundheitssprecher der Parteien im medianet-Rundruf.

Krise gut gelöst

Gabriala Schwarz (ÖVP), Philip Kucher (SPÖ), Gerhard Kaniak (FPÖ), Ralph Schallmeiner (Grüne) und Gerald Loacker (Neos) sind sich einig: Die heimischen Krankenhäuser haben die Coronakrise bisher sehr gut gemeistert. Damit ist es aber auch schon vorbei mit der Einigkeit der Gesundheitssprecher in ihrer Einschätzung der aktuellen Situation.

„Die äußerst großzügige Reservierung von Kapazitäten für Covid-19-Erkrankte sowie die Absage aller nicht lebensnotwendigen Behandlungen und Operationen hat zu einem enormen Behandlungsrückstau geführt, dessen Konsequenzen sich noch nicht abschätzen lassen”, sagt Kaniak. Ähnlich argumentiert Loacker: „Das sehr lange Herunterfahren des Spitalswesens hat zu absurden Situationen geführt. Hochqualifizierte Kräfte sind in großer Zahl zur Untätigkeit verdammt gewesen. Gleichzeitig sind andere Krankheiten als Covid-19 weniger oder unbehandelt geblieben.” Kucher fordert deshalb, darauf zu achten, dass der Rückstau abgebaut wird: „Sonst schütten wir das Kind mit dem Bade aus und Menschen leiden oder sterben an heilbaren Krankheiten, weil sie wegen Angst vor Corona nicht ins Krankenhaus gehen.” Schwarz sieht das anders: „Entgegen anderer Behauptungen wurden Akutfälle zu jeder Zeit behandelt.” Die Verantwortlichen hätten sehr umsichtig gehandelt, sagt die ÖVP-Sprecherin.

Debatte über Kapazitäten

Kontroversiell wird auch die Frage der Spitalsbetten diskutiert. „Die leidige Diskussion über die Anzahl der Intensivbetten und Spitalsausstattung ist verschwunden”, sagt Schallmeiner und fordert, Kliniken robust für andere Krisen, wie den Klimawandel, zu machen. Loacker bedauert hingegen das Ende der Debatte: Für die Zukunft bedeute die Coronakrise sicher – „zu Unrecht” – ein Ende der Diskussion über die hohe Zahl an Spitalsbetten in Österreich, sagt er. Kaniak wiederum wünscht sich künftig Behandlungskapazitäten, die flexibel auf- und abgebaut werden und „bei Nichtbedarf anderweitig genutzt werden sollten.”

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