••• Von Chris Radda und Martin Rümmele
WIEN. Eigentlich sind der Herbst und Winter eine klassische Teezeit und zusammen mit der Erkältungssaison vermeintlich der Schwerpunkt für Kräuterspezialisten, wie das Traditionsunternehmen Kottas Pharma, das sich seit 1795 auf die Herstellung und Verarbeitung von Arzneikräutern spezialisiert hat. Doch das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert. „Es gibt keine Spitze mehr im Winter mit der Erkältungszeit, das Geschäft läuft das ganze Jahr durch. Im Sommer etwa mit verstärkter Nachfrage nach Magen-Darm-Tees und Nieren-Blasentees in der Badesaison. Zudem werden aber auch alternativ zu Kaffee öfters Schwarz-, Grün- und Kräutertees getrunken”, sagt Firmenchef Alexander Kottas.
Das Unternehmen hat heute rund 80 Beschäftigte an drei Standorten in Wien und wird im Bereich Arzneimittel-Tees vom Branchenbeobachter IQVIA als Marktführer in Österreich gesehen. Neben der Produktion der klassischen Teebeutel und einem Kräutergroßhandel für Apotheken betreibt das Unternehmen auch ein Detailgeschäft in der Wiener Innenstadt. „Das Kräuterhaus ist unser Stammhaus, von dem sich alles entwickelt hat. Es war immer ein Flaggschiff im Rahmen der Beratung und liefert uns auch immer wieder Inputs zu den Interessen der Kunden. Eine der Stärken des Kräuterhauses ist die Anfertigung von individuellen Mischungen auf Kundenwunsch”, sagt Kottas.
Das Unternehmen sieht sich somit nicht einfach nur als Lieferant für Apotheken, sondern entwickelt sich gerade auch durch das Feedback der Kunden laufend weiter. Kottas: „Altes Wissen und die traditionelle Medizin bieten viele Möglichkeiten. Wir erleben gerade eine Renaissance der traditionellen Medizin und damit das Aufleben alter Rezepturen. Auch junge Menschen interessieren sich sehr dafür. Gleichzeitig steigt auch das Gesundheitsbewusstsein.”
Feedback der Kunden hilft
Das locke aber auch Trittbrettfahrer an, die mit Heilversprechen versuchen zu punkten, ohne die dafür notwendige Arzneibuchqualität einzusetzen. Denn Heilung kann sich der Kunde nur durch garantierten Wirkstoffgehalt erwarten. Diese kostenintensiven Prüfungen sind bei Kottas Pharma Standard, sagt er. Immer mehr versuchen etwa der Lebensmittelhandel und die Nahrungsmittelindustrie, auf das Thema aufzuspringen und von Trends wie Vegan und Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu profitieren, um in ihren Bereichen höhere Preise zu erzielen.
Kottas reagiert hier einerseits mit dem Fokus auf verstärkter Kundenkommunikation punkto Qualität, andererseits auch mit der Entwicklung von neuen und regionalen Spezialitäten. So kam etwa im Frühjahr ein Uhudlertee auf den Markt und nun im Herbst ein Hanfblütentee. „Das Ziel war, entsprechend auf die Nachfrage zu reagieren und Apotheken etwas Neues zu bringen. Natürlich in höchster Qualität.” Neu ist auch eine Gemüsetee-Linie unter dem Namen „Vegi Sue”. „Diese Innovation findet sich nicht nur in Apotheken, sondern auch im Reform-Fachhandel. Es soll eine Alternative zum klassischen Kräutertee sein. Traditionell aber auch mit einer Funktion etwa für den Magen-Darm-Bereich in in hochwertigster Qualität.”