Transparenz: Streit flammt wieder auf
© IAKW-AG/Ludwig Schedl
140 Mio. Euro zahlt die Pharma­industrie an Ärzte oder Kliniken für Forschungen, Vorträge, Beratungen oder Kongresse. An wen genau, ist oft unklar.
HEALTH ECONOMY Redaktion 04.06.2021

Transparenz: Streit flammt wieder auf

Pharmakritiker, Industrie und Ärzte diskutieren wieder über Zahlungen und Zuwendungen an Mediziner und Kliniken.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN. Seit einigen Jahren legen die Unternehmen der pharmazeutischen Industrie jährlich offen, welche Honorare sie im Rahmen der Zusammenarbeit mit Angehörigen und Institutionen der Fachkreise, also etwa Ärzteschaft und Krankenhäuser, bezahlt haben. Stimmen Betroffene zu, können die Unternehmen die Namen der Empfänger angeben, andernfalls erfolgt die Offenlegung von Honoraren zusammengefasst. Genau das sorgt aber immer wieder für Debatten.

Freiwilligkeit wirkt nicht

Für Transparency International Austria und Pharmakritiker ist dieser Rahmen nicht ausreichend; die Antikorruptions-Organisation sieht die freiwillige Offenlegung derartiger Zahlungen als gescheitert und forderte am Mittwoch eine gesetzliche Verpflichtung. De facto funktioniert die Freiwilligkeit nicht denn nur 18,5% der Ärzte stimmen der Veröffentlichung zu. Der Grund: Die meisten von ihnen haben Angst, dann an den Pranger gestellt zu werden.

Rund 140 Mio. € zahlt die Pharmaindustrie in Österreich jährlich an Ärzte sowie medizinische Einrichtungen. Dabei geht es um Honorare für Forschungsprojekte, Vorträge und Beratungen, Unterstützung für Veranstaltungen und Kongressreisen sowie Spenden.
Im Jahr 2015 hat der Europäische Branchenverband der Pharmaindustrie (EFPIA) einen sogenannten Disclosure Code veröffentlicht und umfangreiche Transparenz versprochen. In vielen Ländern erfolge die Umsetzung dieses Versprechens aber nur halbherzig. Anstatt die Ärzte, die Gelder erhalten, aufzulisten, würden sich viele Firmen hinter dem Datenschutz verstecken und die namentliche Nennung der Zahlungsempfänger von deren Zustimmung abhängig machen, kritisierte Andrea Fried, Leiterin der Arbeitsgruppe Gesundheit bei Transparency International Austria, in einer Aussendung.

Industrie wehrt sich

Die Vorwürfe sind für Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig, haltlos und kontraproduktiv: „Die Unternehmen müssen sich nach den bei uns geltenden datenschutzrechtlichen Gesetzen richten; sie dafür zu kritisieren und ihnen vorzuwerfen, sie seien intransparent, ist absurd.” Jede namentliche Veröffentlichung werde auch von der Industrie begrüßt.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL